Verschwinden die Waldarten auf stark vom Borkenkäfer beeinflussten Flächen?

01.05.2024 von Dr. Jörn Buse in Kategorie : Nationalparkforschung
  • Natürliche Störungen haben einen starken Einfluss auf die Dynamik in unseren Wäldern. Zu den bedeutendsten zählt die Massenvermehrung von Borkenkäfern (v.a. Buchdrucker) in Fichtenwäldern und –plantagen. Die Folge sind absterbende Fichten und - je nach Stärke der Besiedlung durch den Buchdrucker - eine graduelle Reduzierung der Baumkronenschicht. Durch das Absterben der Bäume erhöht sich gleichzeitig die Menge an stehendem und liegenden Totholz.

    Diese Veränderungen bewirken neben einer Veränderung in der Waldstruktur eine deutliche Veränderung des Mikroklimas im Wald. Das Klima innerhalb der Wäder in unserer sogenannten "gemäßigten" Klimazone zeichnet sich durch eine relativ hohe Luftfeuchte und eine im Vergleich zum Offenland mehr ausgeglichene Temperatur im Jahresgang aus. Typische Waldarten unter den Insekten, aber auch bei Pilzen und Gefäßpflanzen, sind an diese mikroklimatischen Bedingungen gut angepasst. Man könnte also erwarten, dass das rasche Absterben der Fichten auf großer Fläche sich negativ auf ihre Lebensbedingungen auswirkt. Ob das tatsächlich der Fall ist, hat nun eine Forschergruppe unter Leitung von Mareike Kortmann (ehemals Universität Würzburg) untersucht. Auch der Nationalpark Schwarzwald war mit Daten eigener Flächen und bei der Auswertung der Daten vertreten.

    Organismengruppen reagieren unterschiedlich

    Kein genereller Rückgang von Waldarten auf Borkenkäferflächen

    Die Erfassung von Käfern, Spinnen, Wanzen und Stechimmen mittels Malaisefallen auf den unterschiedlich stark vom Borkenkäfer beeinflussten Flächen zeigte nur einen leichten Rückgang von waldgebundenen Arten mit steigender Störungsintensität. Diesen Rückgang findet man vor allem bei Käfern und Spinnen. Kein Rückgang war bei den Stechimmen und Wanzen zu erkennen.

    Hingegen stiegen die Anteile von Käferarten offener Lebensräume und der Stechimmen mit indifferenter Lebensraumbindung. Obwohl es gerade bei typischen Offenlandarten zu einem deutlichen Wechsel in der Artenzusammensetzung kommt, dominieren auch bei stark vom Borkenkäfer beeinflussten Flächen noch waldgebundene Arten. Wir vermuten, dass die umgebende Landschaft die negativen Auswirkungen auf diese waldgebundenen Arten vermindert, so lang Borkenkäferflächen noch von ungestörten Flächen umgeben sind.

    Für Schutzgebiete wie den Nationalpark Schwarzwald zeigen diese Ergebnisse einen Gewinn an ökologischen Nischen und positive Effekte auf den Artenreichtum durch den Borkenkäfer.

    Referenz:

    Kortmann, M., Buse, J., Hilszcanski, J., Jaworski, T., Müller, J., Thorn, S., Roth, N. (2024): Bark-beetle disturbance severity only moderately alters forest affinity of arthropod communities. Insect Conservation & Diversity.https://doi.org/10.1111/icad.12722

     

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