Auf Entdecker-Mission im neuen Nationalparkzentrum

15.02.2021 von Sandy Schoch, Oliver Gewald in Kategorie : Blog
  • Ein Kino, eine Brücke der Wildnis und eine sensationelle Dauerausstellung. Vergangenes Jahr wurde das neue Nationalparkzentrum fertig – und keiner kann rein. So ein Ärger. Jetzt die gute Nachricht: Bloggerin Sandy durfte einen exklusiven Blick hinter die Kulissen werfen. Ihr Fazit: Da könnt ihr euch auf etwas Phantastisches freuen.

    Ich betrete das Gebäude und stehe mitten im Wald. Hinter einer riesigen Fensterfront erstreckt sich die weite, schneebedeckte Welt des Nationalparks Schwarzwald. Der Geruch von frischem Holz steigt mir in die Nase. Staunend sehe ich mich in dem imposanten Foyer um. Ich treffe mich hier mit Ursula Pütz, der Leiterin des neuen Zentrums. Ich darf sie bei einem Rundgang durch die Ausstellung begleiten. Stolz erläutert sie mir die Besonderheiten des neuen Gebäudes: Acht übereinanderliegende Gebäuderiegel sollen an eine Sturmwurffläche im Wald erinnern. Während der Bauarbeiten war oberste Priorität, so wenig wie möglich in die Natur einzugreifen. Neben Vogelschutzglas in den Fensterfronten und an der Brücke der Wildnis wurden gebäudenahe Bäume teilweise eingerüstet, um nicht den Bauarbeiten zum Opfer zu fallen. „Das macht natürlich Aufwand und im ersten Moment waren die Baufirmen auch wenig begeistert“ erzählt Ursula Pütz. „Aber unser Anspruch war es, so viele Bäume wie möglich zu erhalten, sodass man wirklich das Gefühl hat, direkt im Wald zu stehen.“ Dieser sensationelle Ausblick war die Mühe auf jeden Fall wert.

    Modern, kreativ und naturnah

    Das Foyer beherbergt neben der Besucherinformation auch ein Café inklusive Außenterrasse. Mit Kino, Brücke der Wildnis und einer jährlich wechselnden Ausstellung zählt es zum kostenfreien Bereich des Zentrums. Für acht Euro können die Besucher die spektakuläre Dauerausstellung besichtigen, die mit einer eigens entworfenen Pre-Show beginnt – ein Kurzfilm, der auf die Ausstellung einstimmen soll. Noch ist von dem Film, der auch ein paar Special Effects enthalten soll, nichts zu sehen. Laut Ursula Pütz wird er erst bei Eröffnung des Zentrums gezeigt. Ein paar Details erfahre ich dann aber doch: „In der Pre-Show erzählt der Wald seine Geschichte. Die Besucher können einer Tanne beim Keimen und Aufwachsen zusehen, bis sie am Ende ihres Lebens auf die Zuschauer zu fallen scheint.“ Bei all den Eindrücken um mich herum kann ich mir lebhaft vorstellen, wie spektakulär allein das Intro der Ausstellung sein wird.

    Mit Liebe zum Detail: die Dauerausstellung

    Die Dauerausstellung beginnt mit dem umgefallenen Baum, den die Besucher später in der Pre-Show sehen werden. Auf verschiedenen Dioramen sind detailreiche Naturbilder dargestellt. Es gibt unglaublich viel zu entdecken: Pflanzen, Stämme, präparierte Tiere, kleine Pilze und je länger ich alles betrachte, um so mehr Aspekte fallen mir ins Auge. Ich höre das Knarzen der Bäume, Vogelgezwitscher und irgendwie riecht es auch nach Wald. Ein leichter Dampf in der Luft bricht das Licht wie auf einer Waldlichtung. Plötzlich wird es dunkel. An der Decke erscheinen unzählige kleine LED-Spots, die an Sterne erinnern. Es ist Nacht geworden in der Dauerausstellung und mit ihr verändern sich auch die Geräusche um mich herum. Ein Rascheln im Unterholz, dann der Schrei einer Eule. Mir ist fast ein bisschen mulmig zumute. Es scheint, als hätte ich die Ausstellung verlassen und stünde mitten im nächtlichen Nationalpark.

    Wissensvermittlung ohne erhobenen Zeigefinger

    Die Kulissen und Inszenierungen erinnern mich an ein Theaterstück. Laut Ursula Pütz war das auch die Absicht hinter dem Konzept. Durch ein Erlebnis mit allen Sinnen soll Begeisterung für Wildnis oder werdende Wildnis geweckt werden. „Die Dioramen verkörpern die Themen Zeit, Kommunikation, Stoffflüsse und Vielfalt. Diese können in einem Wald, in dem gewirtschaftet wird, sonst nur in einem engen Rahmen stattfinden. Und es ist unglaublich spannend, was die Natur hervorbringt, wenn man sie denn lässt“, so die 38-jährige Leiterin des Zentrums. Dies sei auch der Grund, weshalb in der Ausstellung unter anderem Themen zu finden sind, mit denen sich der Mensch nicht so gerne auseinandersetzt. Auf einem der Dioramen sind verfaulende Pilze und Kotspuren der Wildtiere zu entdecken. Obenauf sitzt ein Kauz, der eine tote Maus in seinen Fängen hält. Denn das Sterben gehöre zu einem Nationalpark, zur Natur, erklärt Ursula Pütz. „Es ist wichtig, das ins Bewusstsein zu rufen. Dieser Prozess spielt eine entscheidende Rolle in der Natur.“

    Wie in einer anderen Dimension

    Eine Treppe führt uns in den unteren Teil der Ausstellung. Hier ist es kälter. Wir befinden uns in dem Gebäudeteil, der in die Erde gebaut wurde. Und auch die Ausstellung zeigt nun die Tier- und Pflanzenwelt im Erdreich. Ursula Pütz erklärt: „Der Besucher befindet sich hier in zweierlei Hinsicht in einer anderen Dimension. Er ist unter der Erde und scheint immer weiter zu schrumpfen.“ Und tatsächlich, während wir den Gang entlanglaufen, wird alles um uns herum immer größer. Mir gegenüber ragt ein gigantischer Salamander aus der Wand. Neben ihm sind Schleimpilze, eigentlich winzige Einzeller, in tausendfacher Vergrößerung zu bestaunen. Plötzlich sehe ich mich doppelt. Dann dreifach. Und auf einmal bin ich überall. Ein verspiegelter, verwinkelter Raum voll weißer Fäden, die das Wurzelwerk der Pilze darstellen. Hier wird verdeutlicht, wie wichtig diese für das funktionierende Ökosystem im Nationalpark sind. Beeindruckend!

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    Fühlen, hören, riechen

    Beim Gang durch die Ausstellung wird deutlich, wie viel Herzblut in jedem einzelnen Bereich steckt. Der Besucher kann hier nicht nur betrachten – er kann fühlen, hören, riechen und einfach entdecken. Dafür sorgen zahlreiche interaktive Bereiche: ein Baum zum Hinaufklettern, viele Klappen und Verstecke, unzählige multimediale Projektionen, die erst durch eine Aktion des Besuchers gestartet werden, eine Tierstimmenorgel, Lebensraumbücher, die mittels künstlicher Intelligenz zum Leben erweckt werden, eine Höhle zum Entdecken, viele Kurbeln, die Verborgenes offenbaren und als wäre das nicht genug, versteckt sich mitten in diesen Spielereien auch noch ein „Überflug“ über den Nationalpark: Eine Bodenprojektion, mehrere Quadratmeter groß, die eine Luftbildaufnahme des Parks in Vogelperspektive zeigt. Es scheint, als würde ich über ihn hinwegfliegen – verrückt!

    Der technische Aufwand wird an jeder Ecke deutlich. Keine einzige gedruckte Texttafel ist in der Ausstellung zu sehen – dafür zahlreiche Touchbildschirme, die Infos in multimedialer Form bereitstellen. Neben einer deutschen Fassung gibt es die Text- und Audioelemente auf englisch, französisch und mittels kleiner Filmchen auch in deutscher Gebärdensprache. Zusätzlich soll in dem komplett barrierefreien Gebäude auch noch ein Blindenleitsystem aufgebracht werden, inklusive eines Audio-Guides.

    Begeisterung, Neugierde und Entdeckerfreude wecken

    Das Ende der Ausstellung führt mich direkt zum krönenden Abschluss – der heute wetterbedingt leider ausfallen muss. Fast ein ganzer Meter Schnee kommt mir in die Quere, als ich auf der Brücke der Wildnis zwischen den Baumkronen in den Wald verschwinden möchte. Schade! Fasziniert bin ich trotzdem, nicht zuletzt wegen der vielen Eindrücke aus der vergangenen Stunde. Ursula Pütz: „Die Besucher sollen neugierig werden und in der Ausstellung Dinge entdecken, die sie im Nationalpark Schwarzwald nie vermutet hätten. Viele wären erstaunt über die Artenvielfalt, die der Park zu bieten hat. Aber in erster Linie wollen wir die Besucher beeindrucken.“ Nun, das ist auf jeden Fall schon einmal gelungen. „Dieses Gebäude ist eine neue Chance, nicht nur für uns, sondern auch für die Region. Vor allem durch unser großes Veranstaltungsprogramm und die Sonderausstellungen hoffen wir auch mit der Region näher zusammenzuwachsen. Die Besucher sollen gern kommen und sich wohlfühlen.“ Also ich komme sehr gerne wieder!

    1 Kommentar

    22.02.2021 um 09:45 Uhr von Gast:

    Das neue Nationalpark-Zentrum
    Ja sapperlot, ein toller Beitrag. Jetzt bin ich richtig Wunderfitzig auf das neue Nationalpark-Zentrum geworden. Hoffentlich kann man das bald besuchen. Gruß R.Schoch
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    Zur Person

    Sandy Schoch

    Bloggt im Auftrag von Kresse & Discher für den Nationalpark Schwarzwald.


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    Oliver Gewald

    Bloggt im Auftrag von Kresse & Discher für den Nationalpark Schwarzwald.


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