Das Fitnessstudio zwischen Tannen und Fichten

16.07.2020 von Oliver Gewald in Kategorie : Blog
  • Sport treiben und dabei die schönsten Ausblicke unserer Region entdecken – bei einer Radtour im Nationalpark lässt sich beides vereinen. Ein Selbstversuch.

    Langsam geht mir die Puste aus. Der Anstieg vor mir scheint endlos zu sein. Meine Oberschenkel machen sich langsam bemerkbar. Dennoch weiß ich, dass die Anstrengung nicht umsonst sein wird. Irgendwo da oben, hinter dieser einen Kurve, wartet ganz sicher die nächste Bank, schlummert der nächste traumhafte Ausblick. Fahrradfahren im Nationalpark Schwarzwald – das ist kein Zuckerschlecken. Das merke ich schon früh auf meiner Tour an diesem sonnigen Sommermorgen. Gleichzeitig ist es aber die idyllischste Möglichkeit überhaupt, Sport zu machen. Doch der Reihe nach.

    Die Auswahl der richtigen Tour – vom Anfänger bis zum Profi

    Schon bevor ich mich überhaupt in den Sattel geschwungen habe, komme ich ins Schwitzen – denn aus der Vielzahl an Möglichkeiten, die der Nationalpark für eine Fahrradtour bietet, muss ich zunächst die richtige Route auswählen. Und das ist gar nicht so einfach! Einen Überblick über die vielen Strecken bieten die Broschüren, die auf der Webseite des Nationalparks zum Download bereitstehen. Hier ist darauf zu achten, dass die Wege auch wirklich für Fahrradfahrer freigegeben sind.

    Da ich in letzter Zeit das Fahrradfahren etwas vernachlässigt habe, wähle ich eine Strecke, die eher weniger geübte Mountainbiker ansprechen soll. Am Ruhestein geht es los, dann über das Eutinggrab zur Darmstädter Hütte. Hier plane ich meine erste Pause, bevor es zurück zum Ruhestein und dann eine Runde um den Vogelskopf geht.

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    Warum Rücksichtnahme so wichtig ist

    Um 10 Uhr morgens komme ich bei herrlichem Sonnenschein am Ruhestein an. Um mich herum tummeln sich schon die ersten Wanderer. Mit ihnen werde ich mir meine Wege teilen, denn exklusive Strecken für Fahrradfahrer gibt es im Nationalpark nicht. Um also meine Mitmenschen, die Natur und die Tiere nicht zu stören, gibt es einiges zu beachten. Nach dem ersten, steilen Anstieg treffe ich deshalb den Ranger Jens Liß, der mir die Regeln des Nationalparks näherbringen soll. „Im Nationalpark darf ausschließlich auf ausgewiesenen Fahrradwegen gefahren werden: Also nur auf den Wegen, die mit einem Fahrradsymbol gekennzeichnet sind.“ Zu erkennen sind diese an einem kleinen, gelben Symbol am Wegesrand, auf dem ein blauer Radfahrer abgebildet ist. Doch auch auf diesen Wegen gibt es Regeln: „Wichtig ist der Respekt der Fahrradfahrer gegenüber den Wanderern – und umgekehrt.“ Um auf die Natur Rücksicht zu nehmen, ist es wichtig, nicht zu schnell zu fahren. „Tiere können Fahrradfahrer, wenn sie sehr schnell unterwegs sind, nicht wirklich einschätzen. So kommt es zu Unfällen, die für die Bewohner des Nationalparks leider schnell tödlich enden können.“

    Der Ausblick entschädigt für die Anstrengung

    Mit diesen nützlichen Hinweisen im Gepäck kann meine Tour weitergehen. Jens Liß macht mir Mut, dass es auf dem Rest der Strecke eher gemächlich zugehen wird und ich die steilsten Anstiege bereits hinter mir habe. Und tatsächlich sind die ersten Kilometer nach unserem Gespräch angenehm zu fahren. Breite Schotterwege führen mich an der Darmstädter Hütte vorbei zurück zum Ruhestein – so macht Fahrradfahren richtig Spaß. Am Ruhestein angekommen, beginnt allerdings der zweite Teil der Runde, der eine Schleife um den Vogelskopf dreht. Und dieser sollte, entgegen dem Versprechen von Jens Liß, ein hartes Stück Arbeit werden.

    Schier endlos quäle ich mich den Berg nach oben. Ich nehme mir vor, so wenig wie möglich zu schieben und versuche den Anstieg als Trainingseinheit, als Herausforderung zu sehen. Doch tatsächlich muss ich einige Male vom Sattel gehen – die Beine machen nicht mehr mit. Immer wieder wechseln sich die Phasen der grenzenlosen Motivation, in der ich diesen Berg endlich besiegen möchte, und der Resignation ab. So kämpfe ich mich Meter für Meter gen Spitze. Teilweise verfluche ich den Berg, teilweise auch mich selbst für die mangelnde Fitness. Und dennoch komme ich irgendwann oben an. Ein erhebendes Gefühl, endlich auf dem Gipfel zu stehen! Schon nach wenigen Metern lächelt mich am Wegesrand eine Bank an. Ich stelle das Fahrrad ab, setze mich und genieße einen Ausblick, der für den Anstieg entschädigt. Über die Dörfer des Schwarzwaldes und das Rheintal hinweg bis zu den Vogesen kann ich an diesem herrlichen Sommertag schauen. Ein unglaublicher Anblick! Ich genieße die Ruhe hier noch ein wenig, bevor ich mich an den Schlussspurt wage. Zum Glück geht es von hier nur noch bergab. Völlig platt, aber glücklich komme ich wieder am Ruhestein an. Eine Radtour im Nationalpark: eine Trainingseinheit mit Entschleunigungsfaktor!

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    Zur Person

    Oliver Gewald

    Bloggt im Auftrag von Kresse & Discher für den Nationalpark Schwarzwald.


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    Nationalpark-Pressestelle

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