Die wundersame Geschichte des Wanderfalken

15.06.2021 von Team Freiwillige, Team Wildnisbildung in Kategorie : WibiDigi
  • Wenn Ihr dieses Jahr Glück hattet, habt Ihr vielleicht den schnellsten Raubvogel der Welt bei uns im Nationalpark gesehen! Es geht um den Wanderfalken, der sich auch dieses Jahr zu unserer großen Freude wieder in einer Felswand bei uns im Nationalpark eingenistet hat.

    In Deutschland ist Baden-Württemberg übrigens als das Gebiet bekannt, in dem es die meisten Wanderfalken gibt. Heute gibt es 251 Wanderfalken in der Region (Stand 2016). Wir stellen euch den geschickten Jäger hier genauer vor.

    Wo und wann halten sich Wanderfalken im Nationalpark Schwarzwald auf?

    Der Wanderfalke ist ein Vogel, der kein Nest baut, sondern im Fels nistet. In seltenen Fällen auch in Bäumen. In der Nähe der Allerheiligen-Wasserfälle im Nationalpark Schwarzwald konnten wir sie auch dieses Jahr wieder beobachten. Eine beliebte Stelle für Wanderfalken in unserem Nationalpark, um dort ihre Eier zu bebrüten. Diese Stellen nennt man auch Brutstätten. Sie wird sicher seit 2002 und wahrscheinlich bereits seit den 90er Jahren verwendet. Der Brutplatz war ursprünglich ein natürlicher Ort. In den 1990er Jahren stürzte jedoch ein Teil des Felsens ein und dadurch wurde dieser Platz zu schmal, um ein Falkenpaar und seine Jungen zu beherbergen. Deshalb wurde dort so natürlich wie möglich die Brutstätte mit einem Metallgitter und neuen Steinen wiederhergestellt.

    Im Sommer beginnt die Suche nach einem Partner und damit die Bildung von Paaren. Gleichzeitig wird bereits nach einem geeigneten Brutplatz Ausschau gehalten. Die Balz, das ist die Begattung bei Vögeln, und die Paarung, also der Beginn der Brutsaison, beginnen schließlich im Januar und dauern bis Februar (d.h. eineinhalb Monate bis 15 Tage vor der Eiablage) an. Dann erstreckt sich die Zeit, in der die Eier gelegt werden bis etwa Ende März mit einem Höhepunkt gegen Mitte März. Die Wanderfalken legen in der Regel drei oder vier Eier, seltener ein, zwei oder fünf, und sogar sieben. Diese werden in Abständen von 48 bis 72 Stunden gelegt, in denen die Paarung fortgesetzt wird. Wenn die ersten abgelegten Eier innerhalb von 8 bis 12 Tagen zerstört werden, können die Falken erneut Eier ablegen.

    Was ist dieses Jahr bei uns im Nationalpark bei den Wanderfalken passiert?

    Im Wettstreit mit einem Kolkrabenpaar um den Nistplatz hatten die Falken dieses Jahr einen schweren Stand. Sie hatten sich zunächst in ihrem gewohnten Nest niedergelassen (siehe Bild oben), wurden dann aber nach ein paar Tagen von den großen Rabenvögeln verjagt.

    Wir dachten, dass die Falken diesen Ort verlassen haben, aber stattdessen ließen sie sich nicht einmal fünf Meter entfernt nieder. Zu diesem Zeitpunkt fand eine Parade von Angriffen und Gegenangriffen von beiden Seiten statt.

    Nach ein paar Wochen entdeckte unser Rangerteam die ersten Eier. Das erste Gelege (so heißen die abgelegten Eier) verschwand jedoch, vielleicht von Krähen gefressen? Ein zweites Gelege folgte ein paar Tage später. Dieses Gelege blieb den Falken während der Brutzeit zu unserer großen Freude erhalten. Einige von unserem Team hatten das Glück, nach etwa 30 Tage seit der Eiablage die kleinen Falkenjungen zu sehen, wie diese das erste Licht der Welt erblicken.

    Leider war das Märchen nicht von Dauer und bei einem hoffnungsvollen Besuch mussten unsere Ranger feststellen, dass die Jungtiere nicht mehr da waren. Vielleicht waren es Raubtiere oder sie sind aus dem Nest gefallen? Es kann aber auch sein, dass sie aufgegeben wurden, weil sie zu schwach waren. Wir werden es wohl nie erfahren und es bleibt für immer ein Geheimnis der Natur.

    Bei einem letzten Besuch stellten wir fest, dass sowohl die Falken als auch die Krähen von ihren Brutplätzen verschwunden waren; ohne Nachwuchs in diesem Jahr, wie wir vermuten.

    Das gibt es rund um den Wanderfalken noch zu wissen

    Flugwildjäger

    Wanderfalken sind sogenannte Flugwildjäger und erbeuten ausschließlich im rasanten Sturzflug. Dabei können sie Geschwindigkeiten von über 300 Stundenkilometern erreichen (bis 390 Stundenkilometer sollen gemessen worden sein). Erbeutet werden überwiegend Vögel zwischen Drossel und Ringeltaubengröße, also Vögel, die in etwa so groß wie Amseln sind.

    Wer isst hier wen? Uhu und Wanderfalke

    Der Uhu ist ein formidabler Raubvogel mit einer sehr abwechslungsreichen Ernährung. Säugetiere machen den Großteil seiner Nahrung aus, aber auch Vögel und einige andere Tiergruppen gehören zu seinem Speiseplan. Und der Wanderfalke ist da keine Ausnahme. Der größte heimische Eulenvogel ernährt sich von jungen Wanderfalken, aber auch von erwachsenen Tieren.

    Wandernd oder sesshaft

    In Mittel- und Westeuropa sind erwachsene Wanderfalken sesshaft (ein sesshafter Vogel bleibt das ganze Jahr über in seiner Herkunftsregion, auch wenn er lokale Bewegungen macht) oder teilweise wandernd. Jungtiere sind hingegen zerstreut und ziehen in alle Richtungen umher. Andererseits verbringen die Vögel aus dem hohen Norden (Skandinavien) ihren Winter von Südschweden bis nach Nordafrika, hauptsächlich in den Ebenen und Küstengebieten. Im Winter ist der Wanderfalke daher fast überall in Deutschland zu sehen.

    Rufen

    Der Wanderfalke ist ein eher ruhiges Tier. Sein häufigster Ruf ist ein schrilles und trockenes "ka yak, ka yak".

    Historisch

    Der Wanderfalke ist für seine herausragenden Flugkünste bekannt. Er hat sich auf der Bühne der Evolution als die perfekte Flugmaschine durchgesetzt. Dabei beweist er sein Talent darin, die Vögel, von denen er sich ernährt, im Flug zu erbeuten. Trotz dieser Perfektion ist er vom Unglück der Gefangenschaft nicht verschont geblieben.

    So wie wir Pferde zum Reiten oder die Milch der Kühe nutzen, so haben wir uns dieses Tier und seine Jagdfähigkeiten ebenfalls zunutze gemacht. Aufgrund der schnellen Lernfähigkeit der Wanderfalken ist er auch heute noch ein sehr präsentes Tier im Zoo, um der Öffentlichkeit präsentiert zu werden.

    Trotz der Nützlichkeit seiner Jagdfähigkeiten wurde der Wanderfalke im letzten Jahrhundert schnell als Konkurrenz für unsere modernen Jägerinnen und Jäger gesehen. Infolgedessen wurde der Wanderfalke von einem Königsvogel zu einem Schädlingsvogel und gejagt. Er wurde nun nicht mehr als Nutzen gesehen, sondern aufgrund seines Verhaltens als Schadensverursacher für die Menschen.

    Hinzu kam eine weitere Gefahr: DDT, ein chemisches Produkt. Es wird seit knapp hundert Jahren in der Landwirtschaft gegen Insekten benutzt, schadet aber auch unserer Umwelt. Im Falle des Wanderfalken hat der Einsatz von DDT (Insektizid) ihn zwar nicht direkt getötet, aber die Fortpflanzung fast unmöglich gemacht. Durch das Gift wurden die Eierschalen so dünn, dass sie während des Brütens immer zerbrochen sind. Dadurch konnten keine jungen Wanderfalken heranwachsen.

    In den 1950er Jahren war die Art fast ausgestorben. Innerhalb von zwanzig Jahren sind fast alle Wanderfalken verschwunden. Zum Glück hat man das aber noch rechtzeitig gemerkt und konnte das Gift rechtzeitig verbieten und damit die Wanderfalken retten. Zudem wurden die letzten bekannten Wanderfalken sehr stark geschützt und ihre Nester bewacht, um die Eier zu beschützen.

    Heute können wir deshalb zum Glück wieder in vielen Gebieten Wanderfalken beobachten. Doch wir sollten immer noch vorsichtig bleiben, denn die Wanderfalken haben noch immer viele Bedrohungen. Sie werden noch immer gejagt oder während der Brutzeit durch Sportlerinnen und Sportler gestört.

    Wir hoffen, dass ihr durch diesen Artikel ein wenig mehr über den Wanderfalken, seine Geschichte und Biologie erfahren habt. Es ist noch nicht alles gesagt und wenn ihr mehr wissen möchtet, laden wir euch ein, weiter zu recherchieren. Vielleicht habt auch ihr einmal das Glück einen Wanderfalken in freier Wildbahn zu sehen.

    Für mehr Informationen könnt ihr auf der Webseite des Nabu Baden-Württemberg nachschauen: baden-wuerttemberg.nabu.de/tiere-undpflanzen/voegel/arten/greifvoegel

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