Wegenutzung im Winter: Alles neu macht der Schnee

10.02.2022 von Oliver Gewald in Kategorie : Blog
  • Loipen, Ruhezonen, Schneeschuhwanderer: Sobald im Nationalpark Schwarzwald der erste Schnee fällt, verändert sich dort so einiges. Nationalparkblogger Oliver hat Ranger Lukas bei der Umgestaltung begleitet

    Sorgfältig kontrolliert Lukas nochmal seinen Rucksack. Ein Plakat, Schilder, Werkzeuge, Befestigungsseile – alles dabei. „Wenn ich jetzt etwas vergesse, wird’s unangenehm“, sagt der Ranger lachend, als wir uns an einem Parkplatz unweit der Alexanderschanze treffen. Es ist beißend kalt – der Schnee weht von vorne ins Gesicht. Fast ein halber Meter liegt hier schon, in den nächsten Tagen könnte es noch mehr werden. Unter diesen Bedingungen steht uns nun ein kurzer Fußmarsch in den Nationalpark hinein bevor. Unser Ziel: Das Ilgenbachsträßchen. „Etwa einen Kilometer vom Parkplatz entfernt müssen wir einen Zugang sperren“, sagt Lukas – jetzt erklären sich auch die vielen Utensilien in seinem Rucksack. Doch warum wird dieser Weg überhaupt gesperrt?

     

    Das Jahreszeiten-Gesicht des Nationalparks

    Sobald der erste Schnee fällt, verändert sich das Gesicht des Nationalparks. Der Grund: Das für den Sommer wie für den Winter angepasste Wegekonzept, das seit Gründung im Jahr 2014 gemeinsam mit dem Nationalparkrat und dem Nationalparkrat ausgearbeitet wurde. Im Frühjahr 2017 wurde es dann endgültig beschlossen und seither umgesetzt und optimiert, sowohl zugunsten des Naturschutzes als auch für eine bessere Verbindung bestehender Wege für die Besucherinnen und Besucher. Die Einschränkungen für den Menschen sind im Winter deutlich umfangreicher - zugunsten eines überlebenswichtigen Schutzes für Tiere: „Einige Wege müssen wir in der kalten Jahreszeit sperren, um Ruhezonen für die Tiere einzurichten“, erklärt Lukas. 100 der etwa 400 Kilometer sind im Winter nicht für Besucherinnen und Besucher zugänglich.

    „So eine Sperrung kommt allen Wildtieren zugute“, erklärt Lukas diese Maßnahme. „Besonders aber dem Rothirsch und dem Auerhuhn.“ Das sind auch jene Tiere, die auf den großen Hinweisbannern abgebildet sind. Gerade für diese beiden bekannten Vertreter der Wildtiere im Schwarzwald sind die Sperrungen dringend notwendig: „Im Winter schalten diese Tiere in den Energiesparmodus. Das bedeutet: Die Stoffwechselrate fährt herunter, die Körpertemperatur sinkt.“ Die Konsequenz: Hirsch, Auerhuhn und Co. bewegen sich zu dieser Zeit kaum. „Wenn die Tiere flüchten müssen, weil sie gestört werden, verbrauchen sie so viel Energie, dass es schnell lebensgefährlich werden kann – denn Futter, um wieder zu Energie zu kommen, ist rar und unter der Schneedecke schwer erreichbar.“

    Ein ausgeklügeltes System

    Aus diesem Grund wird ungefähr ein Viertel der Wege im Nationalpark für die Wintersaison gesperrt. Welche das sind, wird anhand von Daten aus dem Wildtiermonitoring, also der wissenschaftlichen Beobachtung der Tiere entschieden. „Durch den Austausch mit unseren Forscherinnen und Forschern wissen wir, wo sich die Winterreviere der Tiere befinden“, erzählt Lukas, während wir langsam unserem Zielort näherkommen. Dabei ist es dem Nationalpark wichtig, dass Besucherinnen und Besucher dennoch einen Großteil des Gebietes erreichen können. Deshalb werden hauptsächlich Parallelwege gesperrt – und so die Zugänglichkeit gewahrt. Große Banner weisen an diesen Stellen dann auf eine Sperrung hin - im gesamten Nationalpark hängen etwa 70 Stück. Diese aufzuhängen, das ist zu Beginn des Winters eine der Aufgaben von Lukas und dem restlichen Rangerteam.

    Eines dieser Banner wird ab sofort am Ilgenbachsträßchen hängen. Den Eingang zu diesem Wanderweg erreichen wir über die B500 – von nun an wird nur noch der Parallelweg zugänglich sein. Nach einem gekonnten Satz über einen kleinen Bach bringt Lukas das Seil an einem Baum an, das andere Ende befestigt er mit einem Knoten an einem Pfahl – fertig. Zwei schnelle, aber wichtige Handgriffe. Immerhin haben die tierischen Waldbewohner nun bis zum Frühjahr ihre Ruhe. Wenn die Menschen die Sperrung beachten.

    „Kälte macht mir nichts mehr aus“

    Die Wegesperrungen sind dabei nicht das Einzige, was sich im Winter im Nationalpark verändert. Wege, die weiterhin für den Besuchsverkehr geöffnet sind, verwandeln sich bei Schneefall teilweise in Loipen oder Schneeschuhtrails – oder werden gleich mehrfach genutzt. Während das Spuren der Loipen und das Anbringen von Hinweisschildern hier ein eigenes Team übernimmt, kennzeichnet Lukas die ausgewiesenen Strecken für Schneeschuh-Wanderer. Wie viele Hinweisschilder dafür genau benötigt werden, kann der 32-Jährige nicht sagen. „Allerdings sind es alleine schon auf der Strecke vom Schliffkopf bis zum Ruhestein 180 Schneeschuhtrail-Wegweiser, verteilt auf 90 Pfosten – da kommt also einiges zusammen.“ Das dauert natürlich – deshalb beginnen die Vorbereitungen hier schon etwas früher.

    Mit Werkzeug, Schildern und Bannern bei Wind und Wetter durch den Nationalpark – was mich als Blogger durchaus an meine Grenzen bringt, ist für Lukas Alltag. „Kälte macht mir nichts mehr aus“, berichtet er schulterzuckend. „Als Ranger bin ich auch im Winter jeden Tag draußen unterwegs. Man gewöhnt sich dran.“ Seine Hauptaufgaben unterscheiden sich dabei nicht wesentlich von jenen im Sommer: Als Ansprechpartner im Gebiet südlich vom Ruhestein gibt er Auskunft über die Natur, kümmert sich um die Einhaltung der Regeln im Nationalpark oder hilft, wenn sich Besucherinnen und Besucher verlaufen haben. „Das kommt im Winter schon mal öfter vor, wenn alles grau und weiß ist.“ Sein Tipp: Die digitalen Karten des Nationalparks Schwarzwald, die im Download-Bereich zu finden sind und die tagesaktuelle Wegesperrungskarte auf der Webseite. „Dort sind alle Sperrungen vermerkt.“

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    Zur Person

    Oliver Gewald

    Bloggt im Auftrag von Kresse & Discher für den Nationalpark Schwarzwald.


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