Greif zur Kamera: Fototipps für Winterlandschaften

22.12.2020 von Team Wildnisbildung in Kategorie : WibiDigi
  • Schöne Aussichten im Wunderland

    In den Augen mancher Fotoprofis gilt der Winterals stille und farblich eintönig weiße Jahreszeit, der fotografisch wenig zu bieten hat. Aber gerade eine komplett weiße Naturlandschaft oder verschneite Details von Pflanzen bieten stimmungsvolle Motive, die man in wärmeren Jahreszeiten nicht bekommt.

    Im Winter hat die Natur hierzulande Pause, bei Schnee wirkt die Landschaft einsam, still und natürlich kalt. Die Natur scheint über alles vom Menschen Gemachte (Gebäude, Wege, Straßen, etc.) zu dominieren. Eine frisch verschneite Waldlandschaft vermittelt den Eindruck einer unberührten Natur, wenn die weiße Schneedecke alle zuvor unattraktiven braunen Flecken vom Herbst abdeckt.

    Allgemein gilt jetzt: Die Motive sind oft farbarm bis farblos (monochrom) und kontrastarm, allenfalls ein paar Grauabstufungen kommen zwischen den weißen beschneiten Bildteilen und den dunkleren schneefreien Anteilen vor. Im Sommer und vor allem im farbenfrohen Herbst ist es natürlich viel leichter, Landschaftsbilder durch Farbkompositionen zu gestalten. Im Winter müssen Fotografinnen und Fotografen besonders darauf achten, ein Hauptmotiv (einen Baum, Fels oder Teile von diesen) vor dem ansonsten farb- und kontrastarmen weißen Hintergrund als Blickfang ins Bild zu setzen. Sonst wirkt ein weißdominiertes Winterbild schnell langweilig. Bei weitwinkligen Landschaftsmotiven sollte auf eine starke Linienführung geachtet werden und dafür Bergkämme am Horizont, Bachläufe, Wege oder Weidenzäune einbezogen werden, die vom Vordergrund ins Bild hineinziehen. Dann können fantastische Aufnahmen entstehen.

    Welche besonderen Motive gibt es im Winter im Nationalpark?

    Detailmotive: Besonders bei einem strahlend blauen Morgenhimmel nach einer kalten frostigen Nacht bieten sich kontrastreiche Details in den Bäumen, wenn man die rein weißen, jetzt noch gefrorenen oder mit Reif und Schnee überzogenen Pflanzenteile gegen den hellblauen Himmel fotografiert. Hier gibt es im Detail oft bizarre Formen an den Ästen, wie Eiszapfen oder Schneefahnen, die je nach vorherrschender Winterrichtung ausgerichtet sind.

    Nebel: Wenn zusätzlich Nebel (vor allem früh morgens) ins winterliche Spiel kommt, können düstere, mystisch verzauberte Bilder entstehen. Fotografiert man dabei gegen die frühe Morgensonne - deren Helligkeit dann durch den Nebel abgedämpft ist -, etwa hinter einer Baumsilhouette, kann man zusätzlich zum Schneeweiß auch interessante orange-rote Farbspiele oder Strahlenkränze ins Bild bringen.

    Bäume: Besonders die blattlosen Laubbäume, aber auch verschneite Nadelbäume, kommen im Winter vor einem schneeweißen Hintergrund besonders detailreich zur Geltung. Tief verschneite Büsche und Nadelbäume werden dann zu Fantasiegestalten, vor allem wenn zusätzlich noch Nebel herrscht. Bei strahlend blauem Himmel wirken verschneite Bäume besonders strukturreich, auch durch die wenigen Farbtupfer, die unter der dichten Schneedecke noch hervorblitzen. Tolle Baumgestalten findet man bei Schnee zum Beispiel auf der Hornisgrinde, entlang des Wegs zwischen dem Moorbohlensteg und dem Dreifürstenstein, oder entlang des Westwegs zwischen Darmstädter Hütte und dem Eutinggrab im Bannwald Wilder See.

    Sonnenaufgang und –untergang: Spektakulär sind vor allem im Winter Sonnenauf- und untergänge bei klarer Luft und wenigen Wolken am Himmel. Sie zaubern dann eindrucksvolle Farbspiele an den Horizont, die sich besonders deutlich gegen den schneeweißen Vordergrund abheben. Gute Sonnenaufgangsspots findet man nicht nur im Winter auf der Hornisgrinde auf der Aussichtsfläche neben der Grindenhütte oder am Eutinggrab im ehemaligen Bannwald Wilder See. Für den Sonnenuntergang empfiehlt sich die Aussichtsplattform Steinmäuerle unterhalb des Schliffkopfgipfels.

    Kameratechnik für Wintermotive

    Wir beschreiben hier die Technik für digitale Spiegelreflexkameras, Bridgekameras oder spiegellose Systemkameras, die eine zumindest halbautomatische Einstellung zulassen. Allgemein fotografieren wir hier mit der Einstellung „A“ (Zeitautomatik, d.h. die Kamera gibt die Belichtungszeit vor, wir wählen die Blendeeinstellung und damit die Tiefenschärfe selbst). Bei Landschaftsaufnahmen wird empfohlen, die Blende auf mindestens f 8 oder höher zu stellen. So erreichen wir möglichst viel Tiefenschärfe vom Vordergrund bis zum Horizont.

     

    Bei der Aufnahme kann es generell hilfreich sein, die Belichtungskorrektur an der Kamera eine halbe bis ganze Blendenstufe nach oben zu stellen, falls im Bild das Schneeweiß dominiert. Da der Belichtungsmesser der Kamera immer von einem mittleren Grauton als Helligkeitsreferenz ausgeht, versucht er, aus dem Weiß ein mittleres Grau zu machen und entsprechend automatisch unterzubelichten. Dabei ist aber immer ab und zu an der Histogrammanzeige des Kameradisplays zu überprüfen, ob das Bild nicht überbelichtet ist (darauf achten, dass die Berge des Histogramms nicht über den rechten Rand der Anzeige hinausragen) und damit Details in den hellen Bildteilen verloren gehen.

    Zu helle Bildanteile können mit der Verwendung eines Grauverlaufsfilters ausgeglichen werden. Generell kann auch hier wie üblich in der Landschaftsfotografie ein Polarisationsfilter empfohlen werden, um das Himmelsblau satter zu machen und Reflexionen zu vermindern.

    Auch im Winter gilt für die Landschaftsfotografie: Das beste, weil weichste Licht bekommt man rund um Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Da zu dieser Tageszeit die Lichtverhältnisse meist nur lange Belichtungszeiten zulassen und die Gefahr der Verwacklungsunschärfe entsprechend groß ist, sollte man auch hier die Kamera immer auf ein Stativ stecken. Zu beachten ist außerdem, dass sich Kameraakkus in der Kälte schneller entladen. Also am besten einen Ersatzakku mehr als sonst in der Tasche dabei haben!

    Respekt vor der Natur!

    Bei all der Jagd nach winterlichen Motiven in der wilden Landschaft des Nationalparks sollte der Respekt vor der Natur an erster Stelle stehen. In den kalten Monaten bis ins Frühjahr befinden sich die Tiereim Ruhemodus oder sogar im Winterschlaf und brauchen ganz besonderer Rücksichtnahme. Winterschlafende, aber auch winteraktive Tiere könnten den Winter nicht überleben, wenn sie ihren Winterspeck für energieaufwändige Fluchtversuche verbrauchen oder aus dem Winterschlaf gerissen werden. Daher bitte bei aller Fotofreude unbedingt auf den Wegen bleiben! Alle Regeln und Tipps fürs Fotografieren im Schutzgebiet finden sich übrigens hier.

    Dann viel Spaß beim Fotografieren, schöne Motive, einen Blick für spannende Motive und allseits gutes Licht!

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