Neues aus der Hexenküche - Birke

11.02.2021 von Team Wildnisbildung in Kategorie : WibiDigi
  • Die Birke - Baum mit weißer Rinde und langer Geschichte...

    Hier oben im Nationalpark hat der Winter die Natur noch fest im Griff und viel ist nicht von den Pflanzen zu sehen - grüne Blätter schon gar nicht. Deshalb möchten wir dir heute etwas über die Birke erzählen. Denn die Birke ist ein Laubbaum, den du auch im Winter, wenn die Bäume keine Blätter tragen, gut erkennen kannst. Die Rinde ist besonders auffällig. Sie ist weiß, glatt und fühlt sich etwas seidig an. Mit zunehmendem Alter bekommt sie schwarzgraue Risse. Außerdem ist die Rinde weich und biegsam.

    Die Birke ist eine der ersten Baumarten gewesen, die nach der Eiszeit wieder auftauchten. Ihre luftgepolsterte Rinde schützt die Birke vor eisiger Kälte, genauso wie eine Daunenjacke im Winter uns Menschen schützt.

     

    Ältester Klebstoff

    Die Birkenrinde wird schon seit Jahrtausenden von Menschen vielseitig verwendet. Schon vor 200.000 Jahren wurde daraus Klebstoff hergestellt, das sogenannte Birkenpech. Er gilt als ältester Klebstoff. Mit diesem Birkenpech hat man Steinklingen an Schäften befestigt. Auch die Gletschermumie Ötzi, die vor etwa 5.000 Jahren lebte, hatte seine Pfeilspitzen mit Birkenpech fixiert.

     

    Vom Becher bis zum Kanu

    Ötzi hatte aber noch etwas anderes aus Birkenrinde bei sich. Einen Birkenbecher. Die Menschen stellten damals die verschiedensten Behälter aus Birkenrinde her. Diese nutzen sie als Trinkgefäß, als Vorratsdose, zum Transport verschiedenster Utensilien und vieles mehr.

    Ötzi hatte beispielsweise Glut in seinem Becher transportiert. Jetzt fragst du dich sicher, wie man in einem Becher aus Rinde heiße Glut transportieren kann, ohne dass dieser anfängt zu brennen? Und warum nimmt man überhaupt Glut mit? Nun, die heiße Glut mitzunehmen ist schon sehr schlau. Man spart sich viel Arbeit und Zeit. Denn ein Feuer mit glimmender Glut zu entzünden ist viel einfacher als eine neue Glut mit Zunder und Feuerstein zu entfachen, besonders im windigen und nassen Hochgebirge, in dem Ötzi unterwegs war. Damit der Becher sich nicht entzündete, war dieser mit frischen Blättern ausgekleidet und die Glut auf feines Pflanzenmaterial gebettet. Wie ein Ei in einem Nest. Aber nun wieder zurück zu unserer Birke.

    Durch die wasserdichten und biegsamen Eigenschaften der Rinde wurden auch Schuhe und Kleidungsstücke hergestellt. Schindeln für Bedachungen schützten vor Wind und Wetter. Manche Menschen in Nordamerika bauten sogar Kanus aus Birkenrinde. Diese Kanus waren sehr leicht und dadurch besonders schnell.

     

    Die heilsamen Kräfte der Birke

    Schon ganz früh verwendeten Menschen die Birkenrinde in der Medizin. Bei Verletzungen diente sie als Verbandsmaterial. Die Birkenrinde wurde auch abgekocht. Diesen Sud verwendete man als Badezusatz bei Hautproblemen und zur Wundheilung. Heute weiß man, dass in der Birkenrinde eine Substanz enthalten ist, die entzündungshemmend wirkt und sogar Bakterien abtötet. Diese Substanz nennt man Betulin. Die Birke produziert Betulin zu ihrem eigenen Schutz. Denn es schützt sie vor extremen Temperaturen, Schädlingen oder Sonneneinstrahlung. Übrigens, die weiße Farbe des Birkenstammes beruht auch auf dem Stoff Betulin.

    Birkenwasser - ein Lebenselixier

    Im zeitigen Frühjahr, wenn die Birke zu neuem Leben erwacht und sie ihre Blätter langsam entfaltet, steigt im Stamm ein süßer Saft auf, der sogenannte Frühlingssaftstrom. Das Wasser, das von den Wurzeln in die Knospen und Blätter geleitet wird, ist angereichert mit Mineralien und Zucker und hat einen süßlichen Geschmack. Tatsächlich ist es möglich, dieses Birkenwasser aus dem Stamm zu zapfen, indem man ein kleines Loch in die Rinde bohrt und mit Hilfe eines Schlauches den Saft in einem Behälter auffängt. Das Loch muss im Anschluss mit Baumwachs oder Birkenpech wieder verschlossen werden. Das solltest du aber nur durchführen, wenn die Birke im eigenen Garten steht und du einen Fachmann an deiner Seite hast. Denn wenn die Verletzung nicht richtig verschlossen wird, haben Schädlinge freie Bahn, Pilze können sich einnisten und der Baum stirbt langsam ab.

    Den Frühlingssaftstrom kannst du in der Zeit zwischen März und April sogar hören. Probiere es aus, in dem du dein Ohr an den Birkenstamm legst. Vielleicht gelingt es dir.

     

    Birkenporling

    Wenn die Birke schwach wird, kommt der Birkenporling ins Spiel. Das ist ein Pilz, der sich von der Birke ernährt und den schwachen Baum mit der Zeit wieder zu Erde werden lässt. Viele der medizinischen Fähigkeiten der Birke vereinen sich im Birkenporling. So ist der Birkenporling auch entzündungshemmend, wundstillend und bringt Erleichterung bei Magen-Darm-Beschwerden. Sogar Ötzi hatte getrocknete Birkenporling-Scheiben in seiner Reiseapotheke.

    Hast du schon mal etwas von Trapperspaghetti  gehört?

    Die Steinzeitmenschen nutzten die zarte weiße Innenrinde, das Kambium, als Vitamin-C-reiche Nahrung, heute noch 'Trapperspaghetti' genannt. Das Kambium wurde in schmale Streifen geschnitten und in Wasser gekocht. Geschmacklich ist das zwar nicht so der Hit, aber in der damaligen Zeit war es ein wichtiger Vitamin-C Lieferant.

     

    Und zum Abschluss noch etwas Interessantes

    Der älteste Kaugummi der Weltgeschichte besteht aus einem 9.000 Jahre altem Stück Birkenharz mit dem Zahnabdruck eines Steinzeitmenschen.

     

    Viel Spaß beim Entdecken der Birken in deiner Umgebung oder im Nationalpark Schwarzwald. Wobei du sie innerhalb des Nationalparks natürlich nur anschauen darfst, da hier alle Lebewesen unter dem besonderen Prozessschutz stehen und vom Menschen vollkommen in Ruhe gelassen werden.

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