Auf Rangertour

19.08.2022 von Iris Lemanczyk, Andreas Forch in Kategorie : Blog
  • Bloggerin Iris ist mit Fotograf Andreas zum ersten Mal im Nationalpark unterwegs und nimmt an einer Rangerführung aus dem Veranstaltungsprogramm teil. Im Blog schildert sie, was sie auf der Tour erleben.

    Wir sind angekommen: Nach unserer frühen Abfahrt aus Stuttgart mit Bahn und Bus kommen wir pünktlich an der Haltestelle Plättig an. Mit uns steigen Jason aus Malaysia und Jennifer aus Taiwan aus dem Bus aus. Auch sie wollen zur Rangerführung auf dem Wildnispfad. Eine dreistündige Wanderung, die im Internet als schwierig mit vier von vier Stiefeln bewertet wird. Ich bin gespannt – auch auf den Ranger. Stelle ich mir doch einen verwegenen Naturburschen vor; wettergegerbt, mit einem Kreuz wie eine alte Eiche, einem Bart und Wuschellocken. Letzteres trifft auf Hubert Reif, den Ranger unserer heutigen Tour zu. Wettergegerbt ist er auch, durch die Spaziergänge und Wanderungen mit Hund Ronja. Hubert Reif ist Biologe, sehr dynamischer Rentner und ehrenamtlicher Ranger.

    Wohltuender Waldschatten

    Es ist einer dieser Hochsommertage. Heiß und windstill. Die Sonne brennt. Zu acht gehen wir mit Ranger und Ronja zum Wildnispfad und sind froh, in den dichten Wald zu kommen. Sofort ist es gefühlt fünf Grad kühler.

    „Im Nationalpark sollen natürliche Prozesse ablaufen, wir wollen Natur Natur sein lassen“, erklärt Hubert Reif das Motto des Parks und deutet auf einen umgestürzten Baum. Totholz, das ganz schön lebendig ist. Denn es ist Grundlage für neues Leben. 20, 40, vielleicht sogar 50 Jahre braucht ein Baum, bis er verwittert – je nach Trockenheit. In dieser Zeit machen sich Pilze, Bakterien und Insekten über ihn her. In den Höhlen toter Bäume findet etwa der Schwarzspecht seinen Nistplatz. Eulen sind ohne Totholz wohnungslos. „Mit der Zunahme von Totholz steigt die Population im Wald“, sagt Hubert Reif, während Ronja ein Hölzchen zerkleinert.

    Der Spagat zwischen Nichtstun und Lenken

    Der Weg führt über umgestürzte Baumstämme, über Holzleitern, durch ein jetzt ausgetrocknetes Bachbett. Die Dürre sorgt für morsche Buchenkronen. Äste können abbrechen, mit gefährlichen Folgen für Wandersleut. „Deshalb wird im Nationalpark manchmal gegen das eigene Motto verstoßen und doch in die Natur eingegriffen: Dann werden Bäume gefällt. Aber wo immer möglich nicht mit Motorsägen, sondern mit Seilwinden. Der Baum wird dann nicht umgesägt, sondern rausgezogen.“
    Überhaupt, soll man schützen, wie den vom Aussterben bedrohten Auerhahn? Oder soll man der Natur ihren Lauf lassen? Schon sind wir mittendrin in der Nationalpark-Politik, mittendrin im großen Ganzen.

    Jennifer spricht kein Deutsch, sie ist nur für ein halbes Jahr als Austauschstudentin in Aschaffenburg. Noch vor sechs Uhr ist sie am Morgen mit Jason in den Zug gestiegen, um bei der Rangerführung dabei sein zu können. „Wir wollen die deutsche Natur kennenlernen“, sagt Jason, der deutsch spricht und für Jennifer alles auf Mandarin übersetzt. Jennifer lauscht interessiert.

    Nadelbaum ist nicht gleich Nadelbaum

    Als Hubert Reif den Unterschied von Tanne und Fichte von uns wissen möchte, zuckt sie genauso mit den Schultern wie die meisten. Obwohl Fichten und Tannen in ihrer Heimat genauso vorkommen wie bei uns, hat auch sie keine Ahnung. „Ich wohne in der Stadt“, sagt sie entschuldigend.
    Ich dagegen war früher Landkind. Meine Mutter ist mit mir oft in den Wald spaziert. Dabei habe ich nicht nur Fichten und Tannen kennengelernt, sondern auch verschiedenste Laubbäume – und kann jetzt kurz mit meinem Wissen brillieren.

    Martin aus Leipzig, der im Schwarzwald Wanderurlaub macht, ist von der Führung begeistert: „Ich gehe nun mit einem anderen Blick durch den Wald. Und ich hab kapiert, wie wichtig Totholz ist. Wenn wir Artenvielfalt wollen, dann brauchen wir auch Totholz.“

    Und weiter geht’s: Auf zum Ruhestein!

    Nach drei Stunden kommen wir wieder an der Bushaltestelle Plättig an. Jason und Jennifer suchen ihren Campplatz, auf dem sie die Nacht verbringen werden. Ranger Hubert Reif und seine Ronja haben Feierabend. Martin fährt ins Nationalparkzentrum Ruhestein weiter – und wir fahren mit. Denn wir wollen natürlich auch die Ausstellung und das neue Nationalparkzentrum kennenlernen. Doch davon beim nächsten Mal mehr…

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    Zur Person

    Iris Lemanczyk

    Bloggt im Auftrag der Nationalparkverwaltung aus dem Nationalpark Schwarzwald.

     

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    Andreas Forch

    Arbeitet mit Bloggerin Iris im Team und macht die Bilder und Videos für ihre Blogbeiträge.