Begeistern, befähigen, bewirken – Naturschutz im Camp

09.09.2022 von Iris Lemanczyk in Kategorie : Blog
  • Bloggerin Iris lernt diesmal das Young Explorers Program und das Camp kennen - was das ist, erfahrt ihr hier in ihrem Blogbeitrag.

    Im Internet stoße ich auf die Webseite der Young Explorers - und bleibe hängen. Schnell wird mir klar, auf was für einen Schatz ich da gestoßen bin. Die Young Explorers sind eine stetig wachsende Gruppe junger Menschen, die sich für eine gute Zukunft und eine zukunftsfähige Gesellschaft einsetzen. Und für Naturschutz. Mit konkreten Projekten und mit Begeisterung. Motto: Man verliert nicht den Mut, wenn man sich mitengagiert.

    Das imponiert mir.

    Das Kernstück oder die Eintrittskarte in die Community ist das Young Explorer Camp, das immer in der letzten Augustwoche stattfindet. Mit dabei sind 16 Jugendliche zwischen 16 und 19 Jahren, die dieses Jahr hauptsächlich aus Baden-Württemberg kommen, aber auch aus Chemnitz und Düsseldorf. Dieses Jahr haben sich mehr als 50 Leute auf die 16 Plätze beworben. Zwei, die es geschafft haben, sind Thadeus und Artem:

    "Ich habe einen großen Bruder, der 2018 beim Camp dabei gewesen ist. Er hat danach einen Fotovortrag bei uns zu Hause gehalten. Und hat mir ganz viel davon berichtet, wie das Camp war - und wie besonders die Woche für ihn war. Daraufhin habe ich richtig Lust bekommen, mich auch zu bewerben. Ich dachte lange Zeit, dass es viel zu viele Bewerbungen gibt und dass ich deswegen eh keine Chance habe, da reinzukommen. Und dann habe ich mich einfach beworben, in der Hoffnung angenommen zu werden. Und es hat geklappt!" (Thadeus)

    "Als ich auf Instagram unterwegs war und mir Storys angeschaut habe, wurde mir die Werbung von Abenteuerschwarzwald gezeigt. Beim ersten Mal dachte ich mir so: ‚Okay sieht richtig geil aus, ist aber wahrscheinlich eh etwas, wo man richtig viel Geld ausgeben muss und sich super hart bewerben muss.‘ Als es mir dann ein paar Tage zum zweiten Mal vorgeschlagen wurde, habe ich mich entschieden, mir das noch mal anzuschauen. Ich habe realisiert, dass ich da unbedingt teilnehmen muss, weil es einfach super einzigartig ist und es nichts Ähnliches wie dieses Camp gibt." (Artem)

    Von Naturschutz bis Naturkosmetik

    Die Gruppe geht mit Ranger Patrick im Nationalpark auf Entdeckungstour, die Jugendlichen erfahren, dass es schwierig ist, das Auerhuhn zu schützen, sie wandern auf den Schliffkopf und bekommen jede Menge Einblicke in Film- und Fotografie. Zudem erarbeiten die Young Explorers eigene Themen. Dieses Jahr geht‘s beispielsweise um Naturkosmetik, Bäume entschlüsseln oder Gebärdensprache. Sie machen sich auch Gedanken über den Verlust von Biodiversität, Umweltverschmutzung und das Klima.

    40 Kilometer unterwegs

    Und dann, alle Achtung…. gibt es einen 40 Kilometer langen Abenteuer-Treck, auf dem sich Kleingruppen mit allerlei Aufgaben rumschlagen müssen. Oder wie würde man es sonst nennen, wenn man einen Eimer Wasser sieben Kilometer weit zu schleppen hat?!

    Mit der Ministerin

    Außerdem hat die Campleitung kurzerhand die Umweltministerin Thekla Walker zu einem Gespräch eingeladen. "Thekla Walker ist die Schirmherrin für das Young Explorers Camp. Sie soll uns und unser Programm besser kennenlernen. Wir haben ohne Presse und Kameras in einer sehr lockeren Gesprächsrunde auf Augenhöhe miteinander gesprochen. Etwa, was junge Menschen von der Politik erwarten können. Aber auch, was die Politik von jungen Menschen erwarten kann."

    Und was sagt die Ministerin zu den Young Explorers? Das finde ich mit einem Anruf bei Umweltministerium in Stuttgart raus. Thekla Walker: "Es hat mich sehr berührt, mit wie viel Engagement und Leidenschaft sich die jungen Menschen für die Natur und das Klima einbringen. Auch ihr Auftreten, ihr Wissen und die Neugier, mit der sie an das Thema Natur herangehen, haben mich schwer beeindruckt. Interesse, Motivation und Kompetenz sind reichlich vorhanden."

    Ehrenamtliche Leitung

    Apropos Campleitung. Das sind ehemalige Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die das Camp vorbereiten und leiten. “Wir sind eine große Gruppe und wir versuchen, diese Gruppe mit veganem Essen zu versorgen. Dieses Jahr haben wir zum Beispiel 300 Müsliriegel und einen Sack mit 10 Kilogramm Studentenfutter aus dem Unverpackt-Laden gekauft”, erzählen sie. Die diesjährige Campleitung, die aus vier Personen besteht, hat 375 Stunden ehrenamtliche Arbeit geleistet, um das Camp auf die Beine zu stellen.

    Ohne Taxi Mama 

    Untergebracht sind die 16 Jugendlichen im Naturfreundehaus Badener Höhe. Selbstredend, dass sie nicht mit dem eigenen Auto oder mit Taxi Mama dorthin reisen, sondern mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Den letzten Rest des Weges dann per Fahrrad oder wandernd.
     
    In der Woche steht Begeisterung im Vordergrund. Begeisterung für die Wildnis. Denn durch Begeisterung kann man sich selbst und andere befähigen und anstoßen etwas zu tun, um damit etwas zu bewirken. So wächst mit jedem Camp das Netz junger Natur- und Klimaschützerinnen und -schützer. Diese geben ihre Begeisterung und Inspiration in Schulklassen, an Unis oder im Freundeskreis oder auf social media weiter.   

    Und ich bin ein bisschen traurig, dass ich keine 16, 17 oder 18 Jahre alt bin. Für das Camp hätte ich mich auf alle Fälle beworben!

    Und? Wie war das Young Explorers Camp 2022?

    "Es hat sich angefühlt wie im Urlaub. Aber als wir zurückgefahren sind, habe ich die Straßenschilder gesehen und gedacht: Krass, das ist ja in der Heimat und nur 100 Kilometer vom eigenen Wohnort entfernt. Das macht Mut sich einzusetzen, weil Wildnis und Natur nicht weit weg sind, sondern direkt vor der eigenen Haustür." (Josha)

    "Nach dem Camp habe ich nicht mehr nur die Hoffnung, diese Welt verändern zu können, sondern die Gewissheit. In der vergangenen Woche habe ich so viele inspirierende und motivierte junge Leute kennengelernt wie noch nie. Ich weiß jetzt genau: Wenn wir uns vernetzen, können wir Unglaubliches erreichen. Besonders der Abenteuer-Treck verbildlichte diese Erkenntnis. Wann immer du an deine persönlichen Grenzen kamst, war die Gruppe da, die dich motivierte. Was ich wirklich verstanden habe, ist Folgendes: If you want to go fast, go alone. If you want to go far, go together." (Annika)

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