Engelshaar-Flechte und Korallen-Kugelträger

Der Pilz des Monats Juni 2022

01.06.2022 von Dr. Flavius Popa in Kategorie : Art des Monats
  • In unserer Kategorie "Der Pilz des Monats" stellt Ihnen Mykologe Flavius Popa jeden Monat einen Pilz vor, der im Nationalpark Schwarzwald vorkommt.

    Pilze des Monats Juni sind die Engelshaar-Flechte (Ramalina thrausta) und der Korallen-Kugelträger (Sphaerophorus globosus (Hudson) Vain.). Ausnahmsweise stellen wir heute hier zwei extrem seltene Arten vor. Beide sind stark vom Aussterben bedroht sind und zeigen durch den hiesigen Fund die überregionale Bedeutung des Nationalpark Schwarzwald für sehr selten gewordene Arten. 

    Die Engelshaar-Flechte wächst als Bartflechte an der Borke und in den Ästen verschiedener Baumarten (Abbildung 1). Der buschig-hängende Thallus (Begriff für den "Körper" der Flechte) dieser gelblich gefärbten Art ist netzartig verzweigt, im Gegensatz zu dem an einem Zentralstrang orientierten Wachstum der häufigeren Gewöhnlichen Bartflechte (Usnea dasopoga). Ein weiterer Unterschied sind auch die kugelförmigen Soredien (Soredien dienen der Vermehrung, hier werden Pilz- und Algenpakete verbreitet) an den Astenden (Abbildung 2).

    Die Art benötigt erhöhte Luftfeuchtigkeit durch häufigeren Nebelzug und möglichst kontinuierliche Verhältnisse ohne starke Schwankungen der Waldstruktur. Die Engelshaar-Flechte ist zirkumboreal verbreitet kommt aber nur noch an sehr wenigen Standorten vor. Im Nationalpark ist sie vor kurzem an einem Standort in den Ästen einer alten Tanne und Fichte nachgewiesen worden. Vor 1900 galt die Flechte noch als häufiger, der letzte Nachweis im nördlichen und mittleren Schwarzwald war vor über 75 Jahren. 

    Der Korallen-Kugelträger (Sphaerophorus globosus) bildet korallenartig verzweigte Thalli (Abbildung 3) und ist eine Waldzielart in Baden-Württemberg. Die Art wächst an Baumstämmen, kann aber auch auf bemoosten Felsen wachsen. Es gibt im Schwarzwald nur noch sehr wenige Nachweise dieser Art. Im nördlichen und mittleren Schwarzwald gibt es neben dem Vorkommen im Nationalpark nur noch einen einzigen weiteren bekannten Nachweis. Beide Flechtenarten zeigen wie wichtig und notwendig der Schutz großer Lebensräume ist. 

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