Brückenbau in Allerheiligen

19.05.2023 von Iris Lemanczyk, Andreas Forch in Kategorie : Blog
  • Der schönste Arbeitsplatz im Nationalpark

    Wasser plätschert, dann rauscht es durch das enge Tal. In sieben Kaskaden stürzt es über steile Felsen. Die Allerheiligen-Wasserfälle sind wohl die höchsten Wasserfälle des Schwarzwaldes. Für Hans-Peter Steimle (51) und Stefan Huber (44) sind sie für eine gute Woche der schönste Arbeitsplatz im Nationalpark.

    Sägen, bohren, hämmern

    Die Sonne hat den Talboden noch nicht erreicht. Es ist kalt an diesem Morgen. Die beiden Zimmermänner haben vier Lagen an, obwohl sie sägen, bohren, hämmern und immer wieder über ein schmales Brett balancieren. Huber und Steimle bauen neue Brücken an den Allerheiligen-Wasserfällen. Die alten wurden vom Statiker moniert.

    Einst, im Jahr 1840, wurde ein gefährlicher Weg durch das malerische Tal erschlossen – mit Brücken und vielen Leitern. Die Schönheit der Allerheiligen-Wasserfälle sprach sich rum. Um den Weg sicherer zu machen stellte damals die Großherzogliche Hofkammer zu Karlsruhe 100 Gulden zur Verfügung. Statt der Leitern gab’s Treppen mit Geländer und Brücken wurden angelegt.

    Fitnessstudio? Unnötig!

    Um sieben Uhr morgens haben Huber und Steimle in der Nationalpark-Zimmerei in Seebach den Lastwagen mit den vorgefertigten Holzteilen beladen. Um acht sind sie bereits am Fuße der Wasserfälle und laden die Holzteile für die erste Brücke auf ein motorbetriebenes Kettenfahrzeug, um die schwere Last nicht selbst schleppen zu müssen. Allein das Auf- und Abladen sorgt dafür, dass die beiden kein Abo für ein Fitnessstudio brauchen.

    „Im Winter brummt‘s hier“, sagt Dieter Dreher später, als er uns durch die wie verlassen wirkende Zimmerei führt. Im Winter sind nicht nur Stefan Huber, Hans-Peter Steimle und der dritte im Bunde Walter Maurer sowie Werkstattleiter Markus Huber dort. Huber, also Markus Huber, ist gleichzeitig Forstwirtschaftsmeister im Gebiet. Sie werden von Forstwirten aus den Gebieten unterstützt, für die es im Winter draußen, aufgrund der Witterungsverhältnisse, nicht so viel zu tun gibt. Aber drinnen in der Zimmerei: Tische, Bänke, Unterstände, Schilder, Geländer, Bohlen – wie beim Lotharpfad -, Hochsitze, Gehege, Liegen, Zäune oder auch Brücken werden im Winter gefertigt. Sobald es das Wetter zulässt, sind Huber und Steimle damit beschäftigt, alles vor Ort anzubringen. So wie gerade die neuen Brücken bei den Allerheiligen-Wasserfällen.

    „Wenn mal ein Geländer morsch ist, dann muss das natürlich sofort erledigt werden. Wir arbeiten nach Dringlichkeit“, sagt Dreher. Im Nationalpark halten vor allem die Förster und Ranger die Augen offen und melden es den Zimmerleuten, wenn etwas ausgebessert werden muss. Oder sie schlagen eine Himmelsliege für einen Aussichtspunkt vor oder eine Holzplattform, wie bei der Schliffkopf-Runde.

    Heimisches Holz wird verbaut

    Fichte, Douglasie, Esskastanie und Eiche sind die Holzarten, die im Nationalpark verbaut werden. „Fichte und Douglasie haben wir selbst, etwa durch Borkenkäferschäden“, erklärt Dieter Dreher, „Eiche und Esskastanie, also heimisches Holz, kaufen wir zu.“ Dreher ist nicht nur Gebietsleiter, sondern leitet auch die Zimmerei. „Die Zimmermänner arbeiten sehr selbständig“, lobt der Chef.

    Alles geht Hand in Hand bei Huber und Steimle. „Wir kennen uns so gut wie ein altes Ehepaar“, scherzt Stefan Huber. Kein Wunder, die beiden arbeiten schon seit Jahren, gar Jahrzehnten zusammen. Damals war es noch die Zimmerei Schnurr. Da bei der Zimmerei kein Nachfolger in Sicht war, bewarb sich Stefan Huber beim Nationalpark. Die Zimmerei wurde dann in den folgenden Jahren vom Nationalpark mitgenutzt und konnte 2018 erworben werden.

    Vielfältiges Tun

    „Die Arbeit im Nationalpark ist vielfältig. Als Zimmermann arbeitet man hauptsächlich auf dem Dachstuhl, hat täglich Holzwolle in Händen. Jetzt machen wir verschiedenste Sachen, kommen an schöne Plätze im Nationalpark und müssen im Sommer bei 35 Grad nicht auf schattenlosen Dächern schaffen“, schwärmt der 51-jährige Steimle.

    Passiert ist den beiden noch nichts. Automatisch zeigen sie ihre Hände und grinsen. „Alle Finger sind noch dran.“ Stefan Huber gesteht aber: „Ich träume manchmal, dass ich vom Dach falle. Dann wache ich schweißgebadet auf. Und dabei bin ich noch nie runtergefallen.“

    Auch nicht beim Aufbau der neuen Brücken an den Allerheiligen-Wasserfällen.

     

    Begleitet Iris und Andreas bei ihrem Besuch in der Nationalpark-Zimmerei und beim Brückenbau an den Allerheiligen-Wasserfällen:

    Mit dem Laden dieses Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Google.

    Video laden

    4 Kommentare

    22.05.2023 um 08:37 Uhr von Gast:

    Brückenbau...
    Toll geschrieben! Macht Freude Ihren Blog zu lesen! Zur Brücke: naja, etwas Eleganz hätte ich mir gewünscht, nicht so dominant...das wäre eine schöne Aufgabe für Architekturstudent*innen gewesen! Klein, fein, praxisnah!
    Antworten

    23.05.2023 um 07:53 Uhr von Gast:

    Brücken
    Sehr gut gelungener Text, der deutlich macht, wie viel Arbeit in den Brücken steckt, die wir so selbstverständlich queren. Herzlichen Dank der Autorin und dem Fotografen!
    Antworten

    23.05.2023 um 19:45 Uhr von Gast:

    Toller Blick hinter die Kulissen
    Wieder mal ein super interessanter Blogbeitrag. Als Besucher hat man ja keine Ahnung, was alles so "dahintersteckt" im Nationalpark. Da sieht man all die Bauwerke gleich mit ganz anderen Augen an.
    Antworten

    11.06.2023 um 10:02 Uhr von Gast:

    Mehr davon!
    Ich schließe mich an. Blicke hinter die Kulissen fand ich schon immer spannend - im Theater, auf Schiffen. Aber ich kam gar nicht auf die Idee, dass es ein "HInter den Kulissen" im Natinalpark gibt. Ich denke oft, wenn ich einen toll angelegten, gepflegten und gut ausgeschilderten Wanderweg geh, wie schön, dass es Menschen gibt, die sich darum kümmern und dass ich als Städterin ohne Ahnung wie ich mich mit Kompass selbt navigiere, an so schöne Naturflecken komme, weil andere sie mir erschlossen haben. Danke dafür und danke für den guten Text und die Making-of Bilder!!
    Antworten

    Hinterlasse uns einen Kommentar:

    Verbleibende Zeichen: 600

    Zurück

    Zur Person

    Iris Lemanczyk

    Bloggt im Auftrag der Nationalparkverwaltung aus dem Nationalpark Schwarzwald.

     

    Fragen zum Thema?

    Nationalpark-Pressestelle

    Tel.: +49 7449 92998-14
    pressestelle@nlp.bwl.de

    Andreas Forch

    Arbeitet mit Bloggerin Iris im Team und macht die Bilder und Videos für ihre Blogbeiträge.