Was können wir dem Haus zumuten?
Einst war es ein Rossstall für die Rückepferde, die die Baumstämme aus dem Wald gezogen haben. Später haben Waldarbeiter den 9 x 12 Meter großen Stall als Lager und Werkstatt benutzt. Nun wird aus dem Stall von 1749 ein Besucherzentrum im nördlichen Teil des Nationalparks, genauer gesagt in Forbach-Herrenwies, im Landkreis Rastatt. Vor der Eröffnung hat Henning Baurmann, der zuständige Architekt, die Zeit der Planung und des Umbaus Revue passieren lassen.
Es war 2016, da erhielt Henning Baurmann, beziehungsweise sein Büro bdarchitekten, eine Anfrage vom Pforzheimer Amt des Landesbetriebs Vermögen und Bau. „Fast entschuldigend wurde ich gefragt, ob ich mir auch eine kleine Aufgabe vorstellen könnte“, erinnert sich Baurmann. Eine berechtigte Frage, wenn man sich das Portfolio des Büros anschaut: Behördenzentren, Mehrgenerationenhäuser, ein Busbahnhof, Schulen sind nur ein paar der Projekte.
Doch der Karlsruher Architekt hat nicht lange überlegen müssen: „Unsere gebaute Umwelt lebt von diesen kleinen Preziosen. Herrenwies ist der Typ von Alltagsdenkmal, dem sonst keine weitere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Diese kleinen landwirtschaftlichen Nutzbauten bleiben bestenfalls stehen, weil der Abriss zu teuer ist. Daraus Räume zu schaffen, in denen sich Menschen begegnen können, ist eine schöne Aufgabe.“
Schon der Stall selbst ist ein zentrales Ausstellungsstück, an ihm und in ihm wird die Geschichte der Region und seiner Bewohnerinnen und Bewohner erzählt. Dafür sind unterschiedliche Zeitschichten zu erhalten, aber auch neue, heutige Sichtweisen zu berücksichtigen.
Vorschriften, Einschränkungen, Gesetze
Von Anfang an stand bei Baurmann die Frage der Angemessenheit im Vordergrund: „Was können wir dem Haus zumuten?“
Denn es gibt Vorschriften, Einschränkungen, Gesetze, die dem Bau nicht immer guttun. „Was allein an Technik für Brand- und Wärmeschutz in dem Stall steckt, gleichzeitig musste die Technik so gut wie möglich versteckt werden… Die Menschen damals konnten doch auch bauen, ihre Gebäude überdauern bereits Hunderte von Jahren…“
Alter Bau mit Charme
Bewahren was möglich ist, ist Baurmann wichtig. Denn ein alter Bau bringt seine Geschichte mit und Charme, „gerade diese spröden Gebäude“. Bei den Sandsteinmauern ist das Bewahren gelungen, es mussten nur einige Steine ausgetauscht werden. Doch der ursprüngliche Boden aus Pflastersteinen ist nur noch als nachgebautes Ausstellungsstück zu sehen. Auch das Holztragwerk im Erdgeschoss konnte nicht erhalten werden, denn es hatte Wasser gezogen.
Bewahren was möglich ist – und Kompromisse eingehen. Beim Aufzug etwa. „Ein Aufzug gehört nicht in den Stall“, sagt Baurmann, „aber im Zuge der Barrierefreiheit führt der Aufzug nun durch altes Strebewerk.“ In einen alten Rossstall gehören auch weder Büro noch Toiletten oder Haustechnik, deshalb gibt es einen Anbau, dessen Erstellung Henning Baurmann als „baurechtlichen Kraftakt“ beschreibt. Trotz Kompromissen ist der Architekt mit dem Umbau vom Rossstall zum Nationalparkhaus zufrieden. Und es ist ihm wichtig, „der jungen Generation, die mit Tablet heranwächst vor Ort zu vermitteln, dass sich die Welt nicht nur um Ken und Barbie dreht“.
Das Nationalparkhaus Herrenwies öffnet am 14. September das erste Mal seine Türen. Es verfügt über 260 Quadratmeter Ausstellungsfläche auf zwei Stockwerken. Gezeigt wird die Geschichte des Schwarzwaldes, aber nicht die Natur wird im Mittelpunkt stehen, sondern der Mensch. Der Mensch in dieser Region und seine Beziehung zum Wald.
Weitere Informationen zum Nationalparkhaus auf der Website des Nationalparks hier.
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Zur Person
Iris Lemanczyk
Bloggt im Auftrag der Nationalparkverwaltung aus dem Nationalpark Schwarzwald.
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1 Kommentar
01.10.2024 um 17:11 Uhr von Grindenotti: