Neulich bei der Wilden Bande: Lotta weiß was übers Waldameisenvolk

16.06.2021 von Team Wildnisbildung in Kategorie : WibiDigi
  • Mächtig was los hier!

    Ich habe gleich angefangen die Ameisen in diesem Hügel zu zählen – und bald wieder aufgehört. Habe dann lieber direkt eine Ameise gefragt. Wusstest du, dass hier über 300.000 Waldameisen in einem Nest zusammenleben?

    Das ist wirklich ein Haufen voller Ameisen!

    Nur eine einzige Königin regiert hier – über ein paar Drohnen, so nennt man die Männchen, und unzählige Ameisenweibchen. Wow – die Arbeiterinnen schuften den ganzen Tag! Sie schleppen das oberste Baumaterial des Haufens aus dem umgebenden Wald an: Pflanzenteile, Fichtennadeln, Steinchen, Knospenschuppen und trockenes Baumharz. Warme Sonnenstrahlen machen das Harz dann klebrig und verfestigen die äußere Decke des Nestes: Ein perfekter Schutz vor Wind und Regen! Hier wachsen auch keine krankmachenden Bakterien und Pilze mehr. Und kuschelig warm ist es deswegen auch im Nestinneren. In der Tiefe des Haufens liegt meist ein alter Baumstumpf. In seinen Kammern wohnt die Königin mit der Ameisenbrut – ihren Nachkommen. Irgendwie erinnert mich der Ameisenhügel aber auch an einen Schweizer Käse. Durch viele unterirdische Gänge ist er ganz durchlöchert. Hierdurch transportieren die Arbeiterinnen ihre Beute von der Oberfläche nach unten – die zahlreichen Vorratskammern müssen schließlich gefüllt werden.

    Die vielen Ameisen haben nämlich einen Riesenappetit!

    Gefressen wird fast alles. Insekten, Spinnen und Würmer stehen auf der Speisekarte. Haben sie etwas zum Fressen im Visier, gibt es meist kein Entkommen! Verstehen kann ich ja, dass Blütennektar, Pflanzensamen, Beeren und manchmal sogar Pilze auf den Tisch kommen. Aber auch Überreste toter Tiere scheinen sie äußerst lecker zu finden. Am liebsten mögen sie jedoch den Honigtau, den sie bei ihren Haustieren in den Fichtenästen sammeln.

    Ja, witzig oder? Die Ameisen halten tatsächlich Blattläuse!

    Die stellen nämlich sozusagen ihre Süßigkeiten her, den Honigtau. Er wird von ganzen Blattlauskolonien ausgeschieden, die sich am Fichtensaft satt gefressenen haben – und muss nur noch eingesammelt werden. Doch wehe dem, der der Laus auf die Pelle rückt! Dann ist mit den Ameisen nicht mehr zu spaßen. Sie passen richtig auf! Blattlaus-Räuber, wie die Marienkäfer, werden in die Flucht geschlagen!

    Manch ein Vogel denkt gleich: Wellness!, wenn er einen Ameisenhaufen sieht.

    Zumindest Tannenhäher und Schwarzspecht pflegen sich regelmäßig darin. Frech setzen sie sich mitten oben drauf auf den Ameisenhaufen. Manchmal stochert einer sogar darin herum. Den Ameisen gefällt das natürlich nicht! Völlig verärgert und ganz wild geworden versprühen sie ihre Ameisensäure. Das wiederum gefällt den Zecken und Läusen im Vogelgefieder noch weniger. Die Plagegeister lassen los und fallen raus: aus die Laus!

    Jede einzelne Ameise ist ganz schön wichtig für den wilden Wald

    Sie ist es nämlich, die den Pflanzen hilft sich zu verbreiten. Das Veilchen, Buschwindröschen und der Lerchensporn etwa haben kleine Anhängsel an ihren Samen. Voller Sammelleidenschaft bringen die Ameisen unzählige davon zum Nest. Bei dem ganzen Geschleppe ist ja klar, dass sie ab und an auch einen Samen dabei verlieren. Das freut die Pflanzen. Sie werden dadurch kostenlos im Wald verteilt.

    Viele Tiere haben die Ameisen auch zum Fressen gern: Raubinsekten, Erdkröten, Mäuse, Eidechsen und Vögel vertilgen unzählige davon am Tag. Auch die kuscheligen Auerhuhn-Küken. Besonders wichtig sind die Ameisen für Grünspechte!

    Gibt es viele Ameisen, gibt es also auch viele Grünspechte. Die Spechte (oben auf dem Bild seht ihr jetzt mal als Beispiel einen Schwarzspecht bei der Arbeit) wiederum sind die Zimmerleute im Wald. Sie hacken und spachteln, hämmern und zimmern mit ihren spitzen Schnäbeln den ganzen Tag. In den Baumhöhlen ziehen sie ihre Jungen auf. Sobald diese flügge sind, folgen viele viele Nachmieter. Da ziehen Fledermäuse ein, Steinkäuze und ganz wichtig: Gartenschläfer wie ich! Also: Ohne Ameisen keine Verbreitung von manchen Pflanzensamen – und: hungrige Grünspechte! Hungrige Grünspechte bauen dann nur schlechte Baumhöhlen. Das bedeutet Wohnungsmangel im wilden Wald. Und wo ein solcher Mangel herrscht, werden die vielen unterschiedlichen Tiere nicht lange bleiben können.

    Magst du mir helfen, die Ameisen zu schützen?

    Dann stochere niemals nie in einem entdeckten Ameisenhaufen herum! Sehr viel geht kaputt: die Ameisengänge, die ganze Neststruktur. Die Ameisen müssen alles reparieren und werden unnötig gestört. Darum: In Ruhe lassen erwünscht – beobachten und staunen erlaubt!

     

    Tschüssikowski bis zum nächsten Mal! 

    Deine Lotta

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