Greif zur Kamera - Fototipps für Sommerlandschaften
Naturfotographie im Sommer
Der Sommer ist die wärmste Jahreszeit, steht für heiße und schwüle Tage, für diesige Ausblicke, aber auch für Sommergewitter und plötzliche Wolkenbrüche mit spektakulären Blitzen, die den wilden Wolkenhimmel zerteilen. Im Sommer sind die Tage am längsten – wer den Sonnenaufgang vor ansprechender Naturkulisse fotografieren will, muss früh aufstehen, um zur rechten Zeit vor Ort zu sein und entsprechend lange warten, bis er den Sonnenuntergang ablichten kann.
Die vorherrschenden Farben sind nun eher grün und gelb im Waldesinneren. Bisweilen dominieren auch Brauntöne, wo die Natur von der Sommerhitze ausgetrocknet ist. Die Vögel in den Bergwäldern und auf den Grinden beenden im Hochsommer - sprich Juli / August - allmählich ihr Brutgeschäft und stellen das Singen und Rufen größtenteils ein. Sie sind nun entsprechend schwieriger zu beobachten als im Frühjahr. Greifvögel kreisen jetzt hoch am Himmel, um nach Beute Ausschau zu halten. Tiere wie Hirsch, Wildschwein, Fuchs oder Marder ziehen sich tagsüber in den kühlen Schatten der Wälder zurück, um dann eher in der Dämmerung wieder auf Lichtungen und Offenflächen, wie den Grinden zu treten. Auf letzteren kann man jetzt schon morgens und in den frühen Abendstunden die Kreuzottern am Wegesrand beobachten, die sich dort mit Wärme auftanken.
Ab Ende Juli / Anfang August erblüht das Heidekraut in allen Farbtönen zwischen Weiss und Rosa auf den Grinden und verwandelt die Bergheidelandschaft in ein pastellfarbenes Meer. Farbenprächtige Tagfalter wie Kaisermantel, Admiral, Distelfalter und Tagpfauenauge fliegen im Frühsommer von Ende Mai bis Ende Juli umher, um an den Wegrändern oder auf Waldlichtungen an den bunten späten Blüten von Dost, Disteln, Weidenröschen oder Heidekraut Nektar zu saugen.
Landschaftsmotive im Nationalparksommer
Sonnenuntergänge kann man zwischen Mai und September an geeigneten Stellen mit entsprechender Aussicht aufs Rheintal - zwischen Schliffkopfgipfel südwärts bis zur Aussichtsplattform am Steinmäuerle - gut fotografieren, wenn die glutrote Sonne langsam im Dunst am Horizont verschwindet. Hier nimmt man dann kurz bevor die Sonne hinter den Horizont wegtaucht z. B. eine Gruppe von Nadelbäumen oder Latschenkiefern vor die Sonne, was die Bäume und Büsche dann als schwarze Kulissen vor dem tiefroten Himmel erscheinen lässt. Auch empfiehlt sich hier die Verwendung eines Stativs um bei längeren Belichtungszeiten Verwacklungen und Unschärfen zu vermeiden.
Um die harten Kontraste zwischen dem hell erleuchteten Abendhimmel und der relativ dunklen Landschaft im Vordergrund zu überbrücken, sollte man einen Grauverlaufsfilter vor das Objektiv halten. Weitere Sonnenuntergangsspots in und um den Nationalpark Schwarzwald sind der Markwaldweg am Südende des Katzenkopfes, der Startplatz der Gleitschirmflieger auf dem Katzenkopfgipfel, die Plattform vor dem Grindenturm bzw. neben der Grindehütte auf der Hornisgrinde oder – wie zu jeder Jahreszeit - der Rundumblick auf dem Friedrichsturm auf der Badener Höhe (der entsprechend auch für Sonnenaufgänge geeignet ist!).
Sonnenuntergänge werden umso spektakulärer, je wilder die Himmelslandschaft ist – sprich zerzauste Wolken am Himmel stehen, ohne dass aber die Sonne davon komplett verdeckt wird. Am geeignetsten sind dabei die sich allmählich auflösenden Wolkenberge nach einem reinigenden Nachmittagsgewitter!
Die blühenden Bergheiden der Grinden rund um den Schliffkopf, den Seekopf, auf der Badener Höhe oder am Nordhang des Hohen Ochsenkopfes fotografiert man am besten früh morgens nach Sonnenaufgang - oder kurz vor Sonnenuntergang wenn das rote Abendlicht die blühenden Heidekräuter in ein intensiv warmes Rosarot färbt.
Sonnenaufgänge lassen sich im Sommer wie auch im Herbst gut vom Schliffkopf, am Aufgang vom Panoramaparkplatz hoch zum hübschen Platz, fotografieren. Wenn man Glück hat, sieht man von hier aus (wie auch von der Hornisgrinde), nach einer sternenklaren Nacht mit vorhergehendem reinigendem Sommergewitter, Richtung Süden, den Feldberg in der Ferne. Auch die Alpenkette, mit dem Säntis oder dem Eiger und dem Jungfraumassiv können von hier aus manchmal erkannt werden.
Ein weiterer empfehlenswerter Sonnenaufgangsplatz mit spektakulärer Aussicht in die wilde Natur ist der Wildseeblick am Eutinggrab, im Bannwald Wilder See im Nationalpark. Hierbei muss man allerdings frühzeitig noch bei Dunkelheit am Ruhestein loslaufen oder auf der Darmstädter Hütte übernachten, um pünktlich zum Erscheinen der Sonne über dem Horizont vor Ort zu sein, da Übernachtungen im Nationalparkgebiet nicht erlaubt sind! Einen Blick auf den Sonnenkalender am Tag vorher für den jeweiligen Ort lohnt sich hierbei!
Eine Spezialdisziplin der Sommerfotografie sind die Sommergewitter, wenn sich Nachmittags oder Abends die großen Wolkenambosse der Gewitterzellen am Horizont über dem Rheintal aufbauen. Selbstverständlich sollte man dabei diese Naturphänomene aus Sicherheitsgründen und auch aus Rücksicht auf die eigene Kameraausrüstung aus sicherer Entfernung fotografieren. Gewitter lassen sich am besten fotografieren bei möglichst dunklem Himmel, sprich, wenn der Gewittersturm tagsüber den Himmel verdunkelt oder wenn das Gewitter am späten Abend einsetzt, wenn es eh schon recht dunkel ist. Dann erzielt man die düstere Stimmung des Gewitters mit den dazu kontrastierenden sonnenhellen Blitzen.
Auch hier empfiehlt sich der Einsatz eines Stativs. Man richtet Kamera und Objektiv in Weitwinkelstellung zum potentiellen Niedergang der Blitze aus. Dann nimmt man am besten einen Drahtauslöser, stellt die Kamerabelichtungszeit auf Stellung „B“ (=Unendlich) und drückt auf den Auslöser, wenn man einen kommenden Blitz vermutet. Jetzt lässt man den Verschluss offen bzw. den Auslöser gedrückt, bis der Blitz aufgeleuchtet ist. Dann muss man sich über mehrere Versuche allmählich einpendeln, bis man den Blitz gut erwischt. Profis verwenden dazu einen „Blitzfinder“ Sensor, der rechtzeitig vor dem Blitz die Kamera automatisch auslöst. Um das spätere Bild nicht überzubelichten empfiehlt es sich einen Graudichtefilter vor das Objektiv zu schrauben und die Belichtungskorrektur der Kamera auf mindestens -1 eV zu stellen.
Tierfotographie
Am Himmel kreisende Greifvögel sind am besten leicht überbelichtet (Stufe +0,3 eV) zu fotografieren, da man sonst nachher vor dem hellen Himmel nur einen schwarzen Scherenschnitt des Vogels auf dem Foto hat.
Detailaufnahmen
Für die Detailaufnahmen von Blüten oder Insekten wie Schmetterlinge und Libellen, verwendet man am besten ein Makroobjektiv mit großer Lichtstärke (mindestens max. Blendenöffnung f /3.5 und kleinster Blende mindestens f/22) - um Unschärfeverläufe (bei Moos Detailaufnahmen) bzw. ausreichend Tiefenschärfe (bei Insekten) hinzubekommen. Auch sollte die Brennweite nicht unter 100 mm betragen, damit man die Fluchtdistanz der oft scheuen Tiere wahren kann. Alternativ kann man auch als Kompromiss ein Telezoomobjektiv mit einer oberen Brennweite von mindestens 200 mm und einer maximalen Blendenöffnung von mindestens f/4.5 verwenden.
Am Wilden See oder am Teich vor der Rangerstation im Tonbachtal lassen sich zwischen Juni und August, ab dem späten Vormittag, auch viele verschiedene und farbenprächtige Libellen fotografieren. Wer viel Glück dabei hat und oder geschickt und schnell genug ist, schafft es auch dabei eine der schnellen und hackenschlagenden Flieger im Flug abzulichten, ohne dass das Tier nachher unscharf auf dem Bild erscheint!
Für die Vogelfotografie sollte man ein Teleobjektiv oder Telezoom Objektiv verwenden - mit einer oberen Brennweite von mindestens 300 mm, um die Fluchtdistanz der Vögel einzuhalten bzw. weit entfernte Objekte nahe heranzuholen.
Des Weiteren empfiehlt es sich wie immer bei der Tierfotografie auch ein Fernglas mit zu nehmen, um die weiter entfernten Tiere in der Vegetation zu finden und deren Verhalten zu beobachten.
Technisches:
Für Aufnahmen im Waldesinneren ist die Verwendung eines zirkulären Polfilters essentiell. Dieser sorgt dafür, dass die Grüntöne im Wald auf dem Bild nachher schön gesättigt herauskommen und vermindert die Reflexionen der Wachsschichten auf den Blättern. Ansonsten finden sich nachher auf den Fotos statt reinen Grüntönen störende weiße Lichtflecken. Der Polfilter wird mit passendem Durchmesser der vorderen Objektivöffnung auf die Frontlinse des Objektivs aufgeschraubt. Fotos im Wald kommen farblich am besten zur Geltung, wenn der Himmel z.B. kurz vor einem Gewitter oder Regenguss bewölkt ist. Bei Sonne erhält man auf dem Waldfoto ansonsten einen regelrechten unschönen Lichtsalat mit harten Kontrasten aus schwarzen Schatten und hell überbelichteten sonnigen Stellen.
Da es im Waldesinneren und bei Sonnenauf- bzw. untergängen v.a. bei Nebel oder bewölktem Himmel relativ dunkel ist, empfiehlt es sich ein Stativ zu verwenden, um Verwacklungen und Unschärfen zu vermeiden. Für Sonnenauf- und untergänge sollte immer ein Grauverlaufsfilter mit einer Graduation von mindestens – 1 Blendenstufe (- 1 eV) in der Kameratasche sein, um die harten Kontraste zu überbrücken (siehe oben!).
Respekt vor der Natur!
Wie immer vor allem bei der Tierfotografie bitte beachten: Im Nationalpark Schwarzwald herrscht striktes Wegegebot! Das heißt: die Wege nicht verlassen, um die Fluchtdistanz der Tiere nicht zu unterschreiten und sie entsprechend nicht zu stören oder aufzuscheuchen und um keine Vegetation zu zertreten! Auch Moose und Pilze nicht herausreißen, denn es gilt hier natürlich absolutes Entnahmeverbot!
Für kommerzielle Fotografie benötigt man eine offizielle Genehmigung der Nationalparkverwaltung, das entsprechende Formular findet sich hier:
Dann viel Spaß bei der Sommerfotografie im Nationalpark und allseits gutes Licht!
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Zur Person
Team Wildnisbildung
Begeistert im Nationalpark für Wildnis – und bloggt für euch, um Eindrücke aus dem Nationalpark zu euch nach Hause und Anregungen in euren Alltag zu bringen.
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