Grünes Koboldmoos
Die Art des Monats Januar 2025
Warum ist das Grüne Koboldmoos die erste Moosart, die wir hier als Art des Monats vorstellen? Es ist bei genauer Betrachtung ein sehr hübsches Moos. Allerdings ist es winzig, insgesamt nicht mehr als ein Zentimeter groß. Bedeutend ist Buxbaumia viridis weil dort, wo die Art noch vorkommt, eine besondere Verantwortung besteht, sie zu erhalten und ihren Lebensraum zu entwickeln. Das gilt natürlich auch für den Nationalpark. Es ist eine der wenigen Moosarten, die in der europäische Flora Fauna Habitat-Richtlinie gelistet (im sogenannten Anhang II) und damit für die EU von prioritärer Bedeutung sind. Außerdem ist die Art auf der Roten Liste sowohl von Baden-Württemberg als auch von Deutschland als „stark gefährdet“ (RL 2) eingestuft.

Woran erkennt man die Art?
Im Gegensatz zu anderen heimischen Laubmoosarten lassen sich keine oberirdischen Blätter erkennen. Die Pflanzen bestehen aus einem Fuß, einem Kapselstiel und der Sporenkapsel. Der orange-braun gefärbte Kapselstiel ist bis zu einem Zentimeter lang und aufrecht. Darauf sitzt die eiförmig bis längliche Sporenkapsel (6-7 Millimeter lang und 3,5 Millimeter breit, nicht glänzend, Oberseite schwach gewölbt), die homogen grün (olivgrün-gelblich-braun) gefärbt ist, was der Art wohl ihren Namen bescherte: „viridis“ – lateinisch grünlich, grün. Die Gattung Buxbaumia wurde nach dem deutschen Botaniker J. Chr. Buxbaum benannt. Eine Ähnlichkeit der Sporenkapsel mit der Vorstellung eines Koboldmützchens ergab wohl den deutschen Namen: Koboldmoos.
Wo wächst das Grüne Koboldmoos?
Auf morschem (Nadel)Holz vor allem Fichte und Tanne in luftfeuchten, schattigen Wäldern niederschlagsreicher Gebiete. In Baden-Württemberg ist der Verbreitungsschwerpunkt oberhalb 400 Meter in der montanen Stufe. Im Südschwarzwald vor allem in der oberen Wutachschlucht, im restlichen Schwarzwald und der Schwäbischen Alb verstreut.
Die Art besitzt eine überwiegend saprophytische Lebensweise, das heißt die Ernährung erfolgt von toter organischer Substanz (Totholz). Die Art tritt oft nur einzeln oder in wenigen Exemplaren auf, sie ist zudem kurzlebig und rasch vergänglich. Das Grüne Koboldmoos breitet seine Sporen im Frühjahr und Sommer aus. Die Art besitzt sehr kleine Sporen, die mittels Luftströmungen über weite Distanzen transportiert werden können. Im Zuge des Generationswechsels und vegetativer Vermehrung bildet das Moos auch Protonema und Brutkörper aus. Der Protonema ist ein Vorkeim der Moose, d.h. wenn eine Spore auf den „Boden“ trifft, so wächst sie nicht gleich zu einer vollständigen Pflanze aus, sondern es wächst erst der Vorkeim. Wenn dieser bei günstigen Bedingungen groß genug ist, dann bilden sich Brutknospen, aus welchen das Moospflänzchen wächst.
Warum ist es gefährdet und was können wir tun?
Morsches Holz bietet, aufgrund der fortschreitenden Zersetzung nur eine gewisse Zeit günstige Lebensbedingungen. Das heißt es wird kontinuierliches Angebot an Totholz notwendig. Ein weiterer Aspekt ist die Erhaltung des kühl-feuchten Waldinnenklimas.
Nach Ausführungen des Bundesamtes für Naturschutz ist die Hauptgefährdungsursache die Vernichtung von alten, natürlichen oder halbnatürlichen Nadelwäldern, die Verringerung des Totholzanteils in den Wäldern. Auch Luftverschmutzung, Pestizid- und Nitrateinträge und die Kalkung der Wälder wirken sich negativ aus.
In diesem Sinne ist der Prozessschutz möglichst großer Flächen im Nationalpark und die Förderung und Erhöhung des Anteils an starkem Totholz (über zwei Meter Länge, Stammdurchmesser über 20 Zentimeter) wichtige Maßnahmen zur Erhaltung dieser streng geschützten Art.
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Dr. Stefanie Gärtner
Vegetation und Prozessschutz
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1 Kommentar
18.04.2025 um 16:05 Uhr von Bernd: