Besucheransturm zu Beginn der Corona-Pandemie

12.12.2022 von Dr. Dominik Rüede in Kategorie : Nationalparkforschung
  • Wahrscheinlich kann sich jede und jeder von uns noch in Jahren an den Einzug der Pandemie im Frühjahr 2020 erinnern und wie wir damit umzugehen gelernt haben. Die meisten Aktivitäten außerhalb der eigenen vier Wände und der engsten Familie waren über viele Monate nur stark eingeschränkt möglich. Das führte dazu, dass Tagesausflugsziele an der frischen Luft in schöner Natur plötzlich an Attraktivität gewannen und rege besucht wurden. Auch der Nationalpark Schwarzwald. Dieser Besuchsansturm brachte Herausforderungen und Chancen mit sich.

    Basierend auf Zählgerätedaten ist für den Nationalpark Schwarzwald zu erkennen, dass im Jahr 2020 – im Vergleich zu 2019 – in jedem Monat ein höheres Besuchsaufkommen zu verzeichnen war (Ausnahme: Februar). Auf das Gesamtjahr gerechnet waren dies Zuwächse in der Größenordnung +30 bis +40 % und für den Mai sogar mehr als +80 %. Der Anstieg des Besuchsaufkommens zeigte sich dabei sowohl in bisher eher ruhigen Ecken (z. B. Buhlbachsee) als auch bei schon populären Erlebnispfaden (z. B. Luchs- und Wildnispfad) (vgl. Abbildung 1).

    Dieser Eindruck aus den Daten stimmt auch mit dem Bauchgefühl der Ranger und Rangerinnen überein. Als entscheidende Veränderungen im Vergleich zu den Vorjahren sehen sie zudem noch Änderungen bezüglich der Besucherstruktur (=> mehr Besuchende, die das erste Mal kamen), des Besucherverhaltens (=> hoher Nutzungsanspruch und geringe Sensibilität für den Schutzstatus) und der Informationsquellen (=> vermehrte Informationssuche über soziale/digitale Medien).

    Für das Management eines Großschutzgebietes ergeben sich daraus sowohl Herausforderungen als auch Chancen.

    Herausforderungen sind dabei die Belebung ruhiger Gebiete, in denen die Tiere davor mehr Ruhe hatten. Auch werden Regeln vermehrt nicht eingehalten - entweder, weil sie nicht bekannt sind oder von den Besuchenden nicht priorisiert werden. Gerade aufgrund der sozialen/digitalen Medien muss man zudem auch immer mit einem gewissen Überraschungseffekt, also der Unvorhersehbarkeit von Ausmaß und Dynamik des Besuchsaufkommens, rechnen.

    Es gibt aber auch Chancen. Zum Beispiel ist die Wertschätzung der Natur als wichtigem Aufenthalts- und Erholungsort für den Menschen gestiegen. Ebenso kann man nun Besuchenden, die erstmalig in den Nationalpark Schwarzwald gekommen sind, über Naturerlebnisse für die Anliegen des Naturschutzes begeistern. Darüber hinaus bietet die Besucherlenkung im digitalen Raum (z. B. durch den Dialog mit Influencern oder dem Einpflegen passender Routen auf den relevanten Portalen) die Chance im Vorfeld und Hintergrund eines Besuchs besucherlenkend wirken zu können.

    Basis dieses Artikels ist der Buchbeitrag Das Corona-Jahr 2020 – Eindrücke aus dem Großschutzgebiet Nationalpark Schwarzwald von Dominik Rüede und Urs Reif. Mehr zum Buch hier: https://www.esv.info/978-3-503-20942-2

     

    BESCHREIBUNG DES PROJEKTS AUF RESEARCH GATE

     

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    Dr. Dominik Rüede

    Regionale Entwicklung, Besuchermonitoring und sozioökonomisches Monitoring

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