Den Schwarzwald aufräumen

04.05.2023 von Iris Lemanczyk, Andreas Forch in Kategorie : Blog
  • Clean Up Days – der Schwarzwald wird aufgeräumt. Alle helfen mit. Alle, die bereit sind, Müll in der Natur zu sammeln. Ich bin auch dabei.

    An der Infotheke des Besucherzentrums bekomme ich einen Müllgreifer und einen Sack für den gesammelten Müll. Der Müllgreifer ist was für Leute, die gerne in Bewegung sind. Denn er hat keinen langen Stab, sondern kommt nur durch Bücken der Müllsammlerin zum Einsatz.

    Unbeliebte Naturbewohner

    Mit Fotograf Andreas mache ich mich auf zur Schliffkopf-Runde. Dort möchte ich die unbeliebten Naturbewohner, wie eine Kampagne aus Baiersbronn die Hinterlassenschaften der Menschen nennt, in den Sack stecken. Schon am Schliffkopf-Parkplatz liegt einiges rum: diverse „gemeine Beutler“ etwa. Diese häufig vorkommende Spezies braucht bis zu 120 Jahre zum Verrotten. Das grüne Exemplar hier ist deutlich jünger. Warum nur werfen Leute so eine Plastiktüte einfach aus dem Auto, obwohl keine 20 Meter weiter eine grüne Mülltonne steht?

    Mit dem Laden dieses Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Google.

    Video laden

    Der weiße Rotzling

    Wenige Schritte später kommt der Müllgreifer schon wieder zum Einsatz: Ein „weißer Rotzling“, leicht verwittert, leuchtet mir entgegen. Ist doch nur Papier, werden manche denken. Stimmt nicht ganz. Papiertaschentücher bestehen aus Zellstoff oder Altpapier. Sie werden aber mit Chemikalien, etwa Chlorverbindungen, bearbeitet, damit die Taschentücher heller oder reißfester sind. Diese schädlichen Stoffe reichern sich im Boden an. Ich kratze also den „weißen Rotzling“ vom Boden. Er würde mindestens sechs Monate, im schlimmsten Fall fünf Jahre brauchen, bis von ihm nichts mehr zu sehen wäre. Das kommt ganz auf den Boden, das Wetter, die Niederschläge an.

    Gerne tummeln sich gebrauchte Papiertaschentücher neben Baumstämmen oder Sträuchern. Ich gestehe, die lasse ich liegen. Denn das sind eindeutige Hinterlassenschaften von Pinkelstellen – dieses Papier aufzuheben, finde ich zu eklig. Warum kann es für euch, meine Damen, nicht selbstverständlich sein, den mitgebrachten Müll wieder mit nach Hause zu nehmen? Auch Toilettenpapier-Ersatz kann in einer Plastiktüte den Heimweg antreten.

    Kippen, immer wieder Kippen

    Was häufig rumliegt, sind Zigarettenkippen. Liebe Raucherinnen und Raucher, wisst ihr, dass eure Kippen zehn bis 15 Jahre brauchen, bis sie nicht mehr da sind? Und wisst ihr, dass im Filter hochgiftige Stoffe wie das krebserregende Arsen, wie Blei und Kupfer drin sind? Auch Nikotin, ein stark lösliches Nervengift, ist im Zigarettenfilter. Es ist eure Sache, euch dies in den Mund zu stecken. Aber es ist unser aller Problem, wenn ihr die Kippen wegwerft. Denn die Giftstoffe landen dann in den Böden oder in den Gewässern.

     

    Schluckspechte sind unterwegs

    Wir wandern weiter. An einer Bank liegen Bonbon-Papiere. Warum? Unter einer anderen Bank entdeckt Andreas eine leere Bierflasche aus Glas. Die fällt bei den „unbeliebten Naturbewohnern“ in die Rubrik „kleiner Schluckspecht“. Klar, es ist nett, auf einer Bank zu sitzen, über die Grinden zu schauen und ein Bier zu trinken. Aber warum ist es nicht möglich, die leere Flasche wieder mitzunehmen? Warum landet sie unter der Bank? Bis zu 50 000 Jahre kann es dauern, bis der „kleine Schluckspecht“ weg ist. 50 000 Jahre! Wie viele Holzbänke verwittern in dieser Zeitspanne?

    Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte, Jahrtausende

    Im Gebüsch liegt ein Teil, das vermutlich zu einem Fahrrad gehört. Irgendwas vom Licht vielleicht. Weder Andreas noch ich können genau sagen, was es ist. Auch da schüttle ich verständnislos den Kopf und frage mich: warum? Warum lassen Leute das Zeug einfach liegen? Klar, es ist ärgerlich, wenn was kaputt geht. Aber noch ärgerlicher ist es, wenn das Zeug dann in der Natur rumliegt und Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte oder gar Jahrtausende braucht, bis es sich zersetzt hat.

    Mein Fazit: Auf dem Wanderweg liegt kaum Müll. Pinkelstellen erkenne ich sofort. An und unter Bänken findet sich so einiges. Am schlimmsten aber ist es am Parkplatz.

    3 Kommentare

    10.05.2023 um 23:05 Uhr von Gaby:

    Tolle Aktion
    Leider gibt es immer Leute, die die Natur genießen und sie verschandelt zurücklassen. Danke für eure Arbeit
    Antworten

    23.05.2023 um 19:52 Uhr von Gast:

    Müll überall
    Die Vermüllung unserer schönen Landschaft, das ist wirklich ein leidiges Thema. Toll, dass ihr für die Problematik sensibilisiert und sogar selber mit angepackt habt!
    Antworten

    01.06.2023 um 11:50 Uhr von Sigi :

    Taschen-Aschenbecher
    Es wäre ja ganz einfach, dass Raucher, wie in anderen Ländern üblich, einen Taschen-Aschenbecher dabei haben. Genauso wie es Müll- und Kotbeutel gibt.... schade, dass bei der Bequemlichkeit das Mit-Denken oft ausgeschaltet wird.
    Antworten

    Hinterlasse uns einen Kommentar:

    Verbleibende Zeichen: 600

    Zurück

    Zur Person

    Iris Lemanczyk

    Bloggt im Auftrag der Nationalparkverwaltung aus dem Nationalpark Schwarzwald.

     

    Fragen zum Thema?

    Nationalpark-Pressestelle

    Tel.: +49 7449 92998-14
    pressestelle@nlp.bwl.de

    Andreas Forch

    Arbeitet mit Bloggerin Iris im Team und macht die Bilder und Videos für ihre Blogbeiträge.