Mit Roger und dem Petermännle im Tonbachtal
Wir gehen im Schatten der Fichten. Mittlerweile haben wir die Wiesen und Weiden des Tonbachtals hinter uns gelassen, nun sind wir im Wald unterwegs. Unser Ziel: Die Rangerstation im Tonbachtal. Es ist Donnerstag, immer donnerstags ist im Sommer dort eine Rangerin oder ein Ranger und beantwortet Fragen.
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Petermännles Revier
Die ganze Strecke liegt im Revier vom Petermännle. Und der mag es überhaupt nicht, wenn sich Leute im Wald aufhalten. Der „wilde Peter“ war Wildschütz oder Klosterjäger bei den Reichenbacher Mönchen. Kein Reh, kein Hirsch und kein Auerhahn war vor seinen Kugeln sicher. Natürlich mochte er keine Menschen im Wald, die verscheuchten ihm doch nur das Wild. Darum leerte er die Körbe von Beeren sammelnden Kindern, verprügelte Jungs und versuchte, die Leute vom Harzen abzuhalten.
Fichten ritzen
Harzen war sowieso illegal. Dabei wurden die Fichten angeritzt, um Harz zu gewinnen. Eigentlich schützt das Harz den Baum vor Feinden oder schließt Wunden. Aber für die Schwarzwälder war das Gold des Waldes ein Zubrot in kargen Zeiten. Denn Harz brauchte man zur Herstellung von Gummi. Den Herzögen, den Besitzern der Wälder, passte dies überhaupt nicht. Genauso wenig wie dem Petermännle.

Was der „wilde Peter“ wohl mit uns machen würde, die wir einfach aus Lust und Laune durch den Schwarzwald wandern? Und was er wohl zum Wildgehege sagen würde, an dem wir vorbeikommen? Wahrscheinlich wäre dies wider seinen Jagdinstinkt. Wir freuen uns jedoch, wenn wir einen Hirsch oder ein Reh im Schatten der Bäume entdecken.

Luchse und Wölfe
Wir gehen einen Wiesenpfad entlang zur Rangerstation. Roger Cornitzius, ehrenamtlicher Ranger, wird dort von interessierten Besuchern gerade nach den Luchsen gefragt. „Die Luchse, die durch den Nationalpark streifen, sind aus dem Alpenraum eingewandert. Es sind alle Männer. Bei den Luchsen ist es genauso wie bei den Wölfen“, erklärt Cornitzius, „die Mädchen sind standorttreu, die Jungs ziehen los.“
„Spannend“, sagt der Besucher zu seiner Frau. Die nickt. Das Paar kommt aus der Nähe von Hamburg. „Bei uns gibt es den Nationalpark Wattenmeer, aber einmal im Jahr sind wir im Nationalpark Schwarzwald.“

Der Wolf ist das nächste Stichwort. „Alle fragen nach den Wölfen“, sagt der Ranger im Anschluss. Meistens interessiert auch der Auerhahn. „Aber niemand möchte was über Spechte wissen, dabei würde ich so gerne von Spechten berichten.“ Genauso über die Geologie des Schwarzwaldes, mit der sich Roger auskennt.
Der Wald geht kaputt
Ganz selten kommt jemand zur Rangerstation, um seinen Unmut über den Nationalpark loszuwerden. „Ihr lasst den Wald kaputtgehen“, bekommt der Ranger schon mal zu hören. „Dann versuche ich mit viel Diplomatie zu erklären, warum wir im Nationalpark nichts gegen den Borkenkäfer tun. Und dass sich im Laufe der Zeit statt Fichtenmonotonie eine gigantische Artenvielfalt zeigt. Die meisten sind nach so einem Gespräch besänftigt, aber nicht alle“, sagt er.

Kommen mal keine Besucher vorbei, dann setzt sich Roger Cornitzius vor die Hütte und liest. „Ein idealer Platz“, meint er. „Nicht nur, weil es hier wunderschön ist, sondern auch, weil es kein Netz gibt.“
Wir machen uns auf den Rückweg. Wieder geht’s durchs Revier vom Petermännle. Ob er uns auch dieses Mal wieder in Ruhe lässt?
Immer donnerstags
Zur Rangerstation, der ehemaligen Löchleshütte, sind’s vom Parkplatz Keckenteich ungefähr fünf Kilometer Marsch. Es geht entweder barrierefrei einen Teerweg entlang oder auf schmalen Pfaden. Und wieder zurück. In den Sommermonaten, immer donnerstags von 11 bis 15 Uhr, stehen die Ranger Frage und Antwort.

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Zur Person

Nina Blazon
Arbeitet mit Bloggerin Iris im Team und macht die Bilder und Videos für ihre Blogbeiträge.

Iris Lemanczyk
Bloggt im Auftrag der Nationalparkverwaltung aus dem Nationalpark Schwarzwald.
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