Ein uriges Original

29.08.2025 von Iris Lemanczyk in Kategorie : Blog
  • Treffpunkt Bushaltestelle - passender geht es nicht. Denn Thomas Hörnle ist Busfahrer. Und noch so vieles mehr. Ehrenamtlicher Ranger etwa und Schwarzwald-Guide, schon bevor es den Nationalpark gab. Der Bühler wurde als uriges Original angekündigt. Das könnte an seinem weißen, langen Zopfbart liegen, den er mit zwei Haargummis bändigt.

    Thomas kommt mit dem Auto, nicht mit dem Bus nach Herrenwies. Obwohl Herrenwies auf einer seiner Busstrecken liegt: Bühl-Forbach-Hundsbach. Eine andere Tour geht von Baden-Baden zum Ruhestein. „In den Nationalpark, das sind meine Lieblingsstrecken“, sagt er. Da kennt er sich aus, auch fernab der Straßen. Ab und zu gibt er seinen Fahrgästen auch den ein oder anderen Tipp für eine schöne Wanderung. Oder er erklärt ihnen Begrifflichkeiten. „Wenn ich höre, dass sie vom Naturpark reden, dann erkläre ich ihnen den Unterschied zwischen Naturpark und Nationalpark.“

    Aufklären ist wichtig

    Aufklären, erklären, das macht Thomas schon lange. „Bevor der Nationalpark gegründet wurde, dachten viele, es wird ein Zaun drum gemacht. Und es gibt ein Kassenhäusle“, erinnert er sich. Da tat Aufklärung not. Egal, ob im Bus oder durch sein Engagement beim Naturschutzbund Deutschland (NABU) oder als Schwarzwald-Guide.

    Schönheit der Natur

    Thomas Hörnle möchte den Leuten die Schönheit der Natur nahebringen. Auf einer Busstrecke nach Sasbachwalden kennt er einen Punkt, von dem aus man den Sonnenuntergang ganz wunderbar sehen kann. „Wenn es passt, mach‘ ich einen kurzen Stopp. Dann können die Fahrgäste ein Foto machen und freuen sich.“ Thomas freut’s auch.

    Wenn Nebel und Sonnenstrahlen, Schatten und Licht die Bäume fast mystisch wirken lassen, dann würde er am liebsten anhalten und die Stimmung wirken lassen. Aber der Fahrplan kennt kein Erbarmen.

    Geschichten-Erzähler

    Diese Stimmungen kann er während seines Ranger-Dienstes bei Kontrollgängen voll und ganz aufsaugen. Bei den Führungen erzählt er viele Geschichten. Etwa am Falkenfelsen, der Granit-Felsformation bei Bühlerhöhe. „Früher gab es hier Wanderfalken. Die wurden gefangen und für die Falkenjagd auch in arabische Länder verkauft“, sagt Thomas Hörnle und schaut so, dass man nicht weiß, ob es stimmt oder in die Rubrik „Sagen“ gehört.

    Gerne erzählt der ehrenamtliche Ranger auch von seinem Lieblingstier – dem Luchs. „Er schleicht auf Samtpfoten durch den Wald. Hat im Wald den Überblick. Er beobachtet, kann sechsmal besser sehen als wir Menschen und hat ein ausgezeichnetes Gehör.“ Luchse, die größten Raubkatzen Europas, haben ein gepunktetes Fell, das bei jedem Tier anders aussieht. Wie bei unserem Fingerabdruck. Thomas kommt ins Schwärmen. Luchse faszinieren ihn so sehr, dass er sich zur Eröffnung des Nationalparks einen Luchs auf den linken Arm hat tätowieren lassen. „Vier Stunden hat’s gedauert und weh getan. Aber der Luchs ist es wert“, sagt Thomas und schiebt sein Shirt nach oben, damit wir freien Blick auf den Luchs haben.

    Nebenbei lässt Thomas noch einfließen, dass er 28 Jahre im freiwilligen Polizeidienst war. Und dass er Schulbustraining für Kinder macht, die im Bus zur Schule fahren. „Wenn ich bei nur zehn Stundenkilometern eine Vollbremsung mache, werden die Kinder schon nach vorne geschleudert. Vor allem, wenn sie nicht nach vorne, sondern aufs Handy schauen.“

    Zu all dem kommt noch Thomas‘ Begeisterung fürs Backen. „Ich probiere gerne Rezepte aus“, meint er und schwärmt von einer Apfelwein-Cremetorte und von seinem Kastanienkuchen. Wenn ihn seine Bustour zum Nationalparkzentrum Ruhestein führt, dann hat er dort meistens eine Pause. Zeit genug, um die Mitarbeitenden hinter der Infotheke mit selbstgebackenen Keksen zu verwöhnen. „Kekse sind einfacher mit der Hand zu essen als Kuchen oder gar Torte.“

     

    Bei seinen Erzählungen läuft uns das Wasser im Mund zusammen. Deshalb verspricht uns Thomas Hörnle eine Kostprobe, wenn er das nächste Mal wieder mit dem Bus durch Herrenwies fährt. Treffpunkt zur Übergabe: Bushaltestelle.

     

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    Iris Lemanczyk

    Iris Lemanczyk

    Bloggt im Auftrag der Nationalparkverwaltung aus dem Nationalpark Schwarzwald.

     

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