Lieblingstour: Zum Hohen Ochsenkopf

25.07.2025 von Iris Lemanczyk in Kategorie : Blog
  • "Was ist deine Lieblingstour im Nationalpark?", frage ich gerne. Mit Abstand am häufigsten wird der „Hohe Ochsenkopf“ genannt. Klar, dass ich die Wanderung machen möchte. Ich bin mit Antje unterwegs, einer Freundin aus Niedersachsen. Es gibt mehrere Varianten den Berg zu besteigen. Wir starten in Herrenwies, dort, wo auch das Nationalparkhaus steht.

     

    Gleich hinter Herrenwies beginnt der Nationalpark. Die Heidelbeersträucher hängen voll mit blauen Beeren. Schweren Herzens lassen wir sie hängen und trösten uns damit, dass wir so für das Auerhuhn und andere Waldbewohner Gutes tun. Ein schmaler Pfad führt uns an einem Bächlein entlang. Eine junge Familie erfrischt sich in den Gumpen.

    Antje im Glück

    Nach einer schmalen Holzbrücke geht’s bergauf. Muss ja, denn Herrenwies liegt auf ungefähr 750 Metern Höhe, der „Hohe Ochsenkopf“ bringt es auf 1054 Meter. Wir bestaunen Licht- und Schattenspiele auf Moospolstern. Erfreuen uns an den verschiedenen Farnarten und lieben die pinken Farbklekse der Fingerhüte. Antje ist im Glück.

     

    Schatten und Kühlung

    Dann biegen wir vom breiten Weg in einen schmaleren Pfad ein. Der Waldboden federt, manchmal klettern wir über einen umgestürzten Baum. Es ist heiß, aber hier im Wald ist es angenehm. Die Bäume sorgen für Schatten und Kühlung. Apropos Bäume: Hier ist kein typischer Schwarzwald, wo sich Fichte an Fichte reiht. Hier mischen sich auch Buchen und Kiefern, Tannen und vereinzelt Birken dazwischen. Denn der „Hohe Ochsenkopf“ war schon seit 1975 Naturschutzgebiet und davor Bannwald (ab 1970), also lange bevor der Nationalpark gegründet wurde. Sprich, hier darf schon über 50 Jahre Natur Natur sein.

    Das gefällt auch dem Dreizehenspecht. Er gilt als „vom Aussterben bedroht“. Der Hauptgrund ist sein Speiseplan. Er bevorzugt Käferlarven, die im Holz wohnen. Die finden sich vor allem in totholzreichen Wäldern. Also in Wäldern, die wenig oder gar nicht holzwirtschaftlich genutzt werden. Solche Wälder wie um den „Hohen Ochsenkopf“. Siehe da, der Dreizehenspecht hat sich hier wieder angesiedelt.

    Der Beckerweg

    Ein noch schmalerer Pfad als unserer ist links zu sehen. Wahrscheinlich hätten wir ihn übersehen, gäbe es daneben nicht einen Holzpfahl mit blau-weißer Markierung. Wir sind auf dem Beckerweg, einem fast ebenen Rundweg unterhalb des Gipfels. Genauer gesagt auf dem Nördlichen Beckerweg. Jede Menge Heidekraut wächst hier und wieder Birken. Antje fühlt sich fast daheim, wären da nicht die Ausblicke hinunter nach Herrenwies. Oder hinüber zur Badener Höhe mit dem Friedrichsturm. Wer wie Antje auf 40 Meter über dem Meeresspiegel lebt, für den ist der „Hohe Ochsenkopf“ ein respektabler Berg.

    Noch mehr Heidelbeeren, noch höhere Farne, noch mehr Heidekraut. Mehr Nationalpark geht nicht. Irgendwo hatte ich gelesen, dass man den Beckerweg mit langen Hosen gehen sollte. Durch die Kratzer an meinen Waden verstehe ich nun warum. Doch der herrliche Weg, die schönen Ausblicke und die abwechslungsreiche Natur auf dem Beckerweg lassen die Kratzer vergessen. Der Beckerweg wurde vom Schwarzwaldverein errichtet. Er ist nach Daniel Becker benannt, einem Herrn aus Frankfurt, der vor mehr als 100 Jahren im ehemaligen Kurhaus Hundseck weilte. Von dort aus erkundete er die Umgebung. Herr Becker muss schon ein ganz besonderer Gast gewesen sein, dass so ein schöner Weg nach ihm genannt wurde.

    Irgendwann kommen wir an eine Abzweigung, an der wir den Beckerweg verlassen, um Richtung Gipfel zu gehen. Wieder so ein herrlich schmaler Pfad. Die zu überkletternden Baumstämme häufen sich. Der Ochsenkopf ist ein langgezogener Bergrücken. Denn wir gehen einige Zeit fast eben, bis wir die höchste Stelle erreichen. Wäre da nicht ein Schild, hätten wir „den Gipfel“ gar nicht bemerkt. Trotzdem stoßen Antje und ich mit unseren Wasserflaschen an.

    Steinbrocken als Turmreste

    Ab 1902 stand hier ein sieben Meter hoher Holzturm, der später durch einen Steinturm ersetzt wurde. Doch dieser wurde 1971 gesprengt. Zum Teil sind die Steinbrocken noch zu sehen.

    Wir überschreiten den „Hohen Ochsenkopf“, der wohl früher eine Waldweide war. Zumindest lässt es der Name vermuten. Doch davon ist nichts mehr zu erkennen. Über schmale Pfade steigen wir Richtung „Westliche Dreikohlplatte“ ab. Von dort führt ein breiter Wanderweg hinab nach Herrenwies. Antje und ich können voll und ganz verstehen, warum diese Wanderung zu den Lieblingstouren der Nationalpark-Mitarbeitenden gehört.

     

     

    3 Kommentare

    26.07.2025 um 12:25 Uhr von Gast:

    Guter Tipp
    Die Wanderung klingt spannend. Werde sie unbedingt ausprobieren. Herzlichen Dank für die schöne Beschreibung und weiter so, liebe Frau Lemanczyk!
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    29.07.2025 um 12:29 Uhr von Gast:

    Schön!
    ...das macht Lust! Laufe die Runde in nächster Zeit mal und freue mich drauf.
    Antworten

    30.07.2025 um 15:48 Uhr von Gast:

    Wertvoller Lebensraum
    Am besten startet man bei Hundseck, dann kann man auch auf den in der Nationalpark-Wanderkarte verzeichneten Wegen bleiben.
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    Iris Lemanczyk

    Iris Lemanczyk

    Bloggt im Auftrag der Nationalparkverwaltung aus dem Nationalpark Schwarzwald.

     

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