Große Begeisterung für den Nationalpark Schwarzwald

11.06.2024 von Dr. Susanne Berzborn, Dr. Kerstin Botsch in Kategorie : Nationalparkforschung
  • Die Menschen in Baden-Württemberg kennen den Nationalpark Schwarzwald nicht nur, sondern wissen ihn auch sehr zu schätzen. Dies zeigt eine aktuelle, repräsentative Studie unter 1.000 Menschen aus Baden-Württemberg sowie weiteren 1.000 Personen aus dem direkten Nationalparkumfeld. Ein unabhängiges Institut hat die Studie in unserem Auftrag durchgeführt und dabei Fragen rund um die Bewertung und den Besuch des Nationalparks sowie zu Plänen einer möglichen Erweiterung gestellt. Nicht zuletzt konnten die Befragten ihre Einstellungen zu Biodiversität mitteilen.

    Bekanntheit und Bewertung

    Die Bekanntheit des Schutzgebietes hat sich in den vergangenen Jahren konstant erhöht. Aktuell geben 71 Prozent der Bürgerinnen und Bürger an, schon einmal etwas vom Nationalpark Schwarzwald gehört oder gelesen zu haben, ein Drittel aller Menschen in Baden-Württemberg hat ihn schon einmal selbst besucht.

    Und warum kommen die Menschen? Das Interesse am Schutzgebiet ist bei etwa der Hälfte der Befragten der Hauptgrund für einen Besuch im Nationalpark. Was uns besonders gefreut hat: die Menschen sind begeistert davon, dass es den Nationalpark gibt. Insgesamt finden dies lediglich 2 Prozent der Menschen „nicht gut“ oder „schlecht“ – wobei diese Zahl kontinuierlich sinkt (Abbildung 1).

    Manchmal bekommt man den Eindruck, dass Nationalparke nur dann positiv beurteilt werden, wenn man nicht in direkter Nachbarschaft zu ihnen wohnt. Für dieses Phänomen hat schon vor einigen Jahrzehnten der Begriff „Nimby“ (Abkürzung für „not in my backyard/nicht in meinem Hinterhof“) Eingang in die deutsche Sprache gefunden.

    Aber im Schwarzwald ist die Zustimmung zum Nationalpark auch bei den Personen, die in direkten Nachbarschaft zum Nationalpark wohnen, sehr hoch. 85 Prozent der Anrainer finden es „sehr gut“ oder „eher gut“, dass es den Nationalpark Schwarzwald gibt (Abbildung 1). Mit 12 Prozent ist der Anteil derjenigen, die es nicht so gut (8 Prozent) oder schlecht (4 Prozent) finden, erwartungsgemäß höher als in der Gesamtbevölkerung Baden-Württembergs, aber dennoch vergleichsweise gering.

    Übrigens: Anrainer-Gemeinden sind hier die Gemeinden, die bis zu 10 Kilometer von der aktuellen Grenze des Nationalparks entfernt liegen.

    Die Weiterentwicklung und Erweiterung des Nationalparks birgt Chancen….

    Mit der Weiterentwicklung und möglichen Erweiterung des Nationalparks hat sich die Studie ebenfalls beschäftigt. Zunächst wurden die Befragten offen und ohne jede Antwortvorgabe gebeten anzugeben, welche Chancen und welche Risiken sie darin sehen. Dabei kam heraus, dass die Bevölkerung in einer Erweiterung und Weiterentwicklung des Nationalparks kaum Risiken, aber sehr viele Chancen erkennt. Dies gilt sowohl für die Bürgerinnen und Bürger Baden-Württembergs als auch für die Menschen in der direkten Umgebung.

     

    Als eine der Chancen wird mit Abstand am häufigsten der Natur- und Umweltschutz genannt. Im Vergleich zum Jahr 2022 wird dieses heute sogar als noch wichtiger angesehen als vor zwei Jahren (2022: 42 Prozent, Abbildung 2).

    Im O-Ton sagten Befragte, dass sie in der Erweiterung die Chance sehen, dass „der Wald erhalten bleibt und sich weiter entwickeln kann“ oder dass „die Tiere nicht gestört werden“ und „eine bessere Lebensqualität für Tiere“ gegeben ist. Auch die „Attraktivitätssteigerung für Besucher“ wird als Chance einer Erweiterung gesehen.

    Wobei eine Zunahme des Tourismus nicht nur als Chance, sondern auch als Risiko gesehen wird.

    …und Risiken

    Jetzt also zu den Risiken, auch wenn sie nicht so häufig genannt werden. Die Nennungen von verschiedenen Risiken bewegen sich nämlich nur im einstelligen und niedrigen zweistelligen Bereich. Am häufigsten ist bei den Baden-Württembergern mit 8 Prozent die Zunahme an Tourismus und bei den Anrainern mit 15 Prozent die verstärkte Rückkehr von unerwünschten Tierarten wie Borkenkäfer oder Wolf.

    Jede/r Vierte (27 Prozent) in Baden-Württemberg sieht nach eigenen Angaben keine Risiken in der Erweiterung und Weiterentwicklung des Nationalparks. Fast ebenso viele (23 Prozent) haben sich dazu (noch) kein Urteil gebildet. In der direkten Region sieht es ähnlich aus: 22 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohnern der Anrainer-Gemeinden verbinden mit der Erweiterung und Weiterentwicklung keine Risiken, 20 Prozent sind sich diesbezüglich nicht sicher.

    Biologische Vielfalt

    Ein letztes Thema, das uns sehr interessiert hat, ist die biologische Vielfalt. Unter „biologischer Vielfalt“ versteht man allgemein die Vielfalt von Arten, Ökosystemen und Lebensräumen. Die Befragten wurden um Einschätzungen dazu gebeten. Zum Beispiel konnten sie angeben, ob ihnen der Erhalt der biologischen Vielfalt wichtig ist oder ihre Lebensqualität fördert (Abbildung 3).

    Das Ergebnis: neben dem Nationalpark liegt den Menschen auch die biologische Vielfalt am Herzen. So gut wie alle geben an, dass ihnen der Erhalt der Biodiversität sehr wichtig ist. Eine überragende Mehrheit sieht sich auch selbst in der Verantwortung, etwas dafür zu tun: beispielsweise wilde Wiesen für Insekten zu säen oder saisonale Lebensmittel aus der Region zu kaufen.

    Gleichzeitig wird die Verantwortung, für den Erhalt der biologischen Vielfalt zu sorgen, auch bei der Politik und der Wirtschaft gesehen (Abbildung 4).

    Wo erfahre ich noch mehr über diese Studie?

    Weitere Ergebnisse und Informationen zu dieser spannenden Befragung finden Sie auch in dieser Pressemitteilung und im ausführlichen Abschlussbericht (barrierefrei).

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    Susanne Berzborn

    Dr. Susanne Berzborn

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