Wer besucht den Nationalpark Schwarzwald?
Ergebnisse aus 30.000 Gesprächsminuten mit knapp 2.000 Gästen des Nationalparks
Wer besucht den Nationalpark Schwarzwald? Um diese Frage zu beantworten, hat das sozialwissenschaftliche Forschungsteam in den Jahren 2022/2023 eine Befragung durchgeführt. Insgesamt wurden 1.975 Besucherinnen und Besucher an verschiedenen Standorten im Nationalparkgebiet befragt. Im diesem Beitrag hat unsere Bloggerin bereits von der Praxis der großen Gästestudie berichtet. Nun stehen die Ergebnisse fest und es gab bereits eine Pressemitteilung mit ausgewählten Studienerkenntnissen. In diesem Beitrag möchten wir nun die Resultate vertieft und auf einen Blick darstellen.

Woher kommen die Gäste des Nationalparks?
Etwa 9 von 10 Gästen des Nationalparks (88,5 %) kommen aus Deutschland. Dabei wohnt ein Großteil (75,5 %) der deutschen Gäste in Baden-Württemberg und 20,9 % in der Nationalparkregion. Der Rest verteilt sich über Deutschland, wobei die meisten weiter angereisten Gäste aus Nordrhein-Westfalen (6,2 %), Rheinland-Pfalz (5,3 %) und Hessen (4,1 %) kommen (siehe Abb. 1). Die ausländischen Gäste sind vor allem in Frankreich (4,4 %), den Niederlanden (2,2 %) und der Schweiz (1,6 %) zuhause. Gäste aus fernen Ländern z.B. China und Südafrika kommen ebenfalls vereinzelt in den Nationalpark.
Wie viele Gäste übernachten in der Nationalparkregion? Und wo und wie lange halten Sie sich dort auf?
Der Anteil der Übernachtungsgäste liegt bei 45,3 %, wobei davon etwa drei Viertel (76,6 %) sogar in der Nationalparkregion übernachten. Hauptübernachtungsorte innerhalb der Nationalparkregion sind Baiersbronn (36 %), Freudenstadt (12, %) und Seebach (7,5 %). Ungefähr jeder zweite Gast (50,3 %) übernachtet im Hotel, gefolgt vom Ferienhaus, -wohnung, -zentrum (17,3 %) und Campingplatz, Reisemobilstellplatz (10 %). Übernachtungsgäste der Region geben im Durchschnitt 132 Euro pro Tag aus, bleiben 4,2 Nächte und verbringen im Rahmen ihres gesamten Aufenthalts rund 2,7 weitere Tage im Nationalpark.
Wie sind die Gäste auf den Nationalpark aufmerksam geworden?
Etwa ein Viertel der Gäste (23,8 %) hat den Nationalpark das erste Mal besucht. Die Erstbesucherinnen und Erstbesucher sind über verschiedene Kanäle auf den Nationalpark aufmerksam geworden. Ungefähr jede fünfte Person (18,9 %) hat sogar mehr als einen Informationskanal genannt. Die meisten Gäste (47,3 %) sind über Tipps von Freunden, Bekannten und Familie auf den Nationalpark aufmerksam geworden. Weitere wichtige Erstinformationsquellen waren Touristinformationen (12,2 %) und die Homepage des Nationalparks (10,6 %). Die sozialen Medien spielen ebenfalls eine Rolle, z.B. sind 5,6 % speziell über Instagram auf den Nationalpark aufmerksam geworden.
Warum besuchen die Gäste den Nationalpark?
Fast alle Gäste kommen in den Nationalpark, um die schöne Landschaft zu genießen (siehe Abb. 2). Nahezu 98 % haben angegeben, dass ihnen dieses Motiv wichtig bzw. sehr wichtig war. Körperlich aktiv sein und fit bleiben steht bereits an zweiter Stelle. Vor allem den sportlich aktiven Gästen wie z.B. Radfahrerinnen und Radfahrern ist dieses Motiv überdurchschnittlich wichtig. Das drittwichtigste Motiv „Entspannung“ ist vor allem für die Gäste im Südteil des Nationalparks bedeutsam. Die entstehende Wildnis und die Abenteuerlust hingegen locken eher die Gäste in den Nordteil des Nationalparks. Dass das Gebiet ein Nationalpark ist, ist 42,2 % wichtig bzw. sehr wichtig gewesen. Gerade bei Übernachtungsgästen im Südteil des Nationalparks spielt dieses Motiv eine überdurchschnittliche Rolle.

Wissen die Gäste, dass sie in einem Nationalpark unterwegs sind?
Etwa 6 von 10 Gäste (61,2 %) konnten den Schutzstatus „Nationalpark“ bzw. „Nationalpark und Naturpark“ korrekt zuordnen. Der Nationalpark selbst ist allerdings nicht immer der ausschlaggebende Reisegrund. 86,9 % der Gäste wären auch ohne Schutzgebietsausweisung „Nationalpark“ im Gebiet gewesen und 5,9 % eventuell. Der Rest (7,3 %) hätte das Gebiet ohne Ausweisung als „Nationalpark“ nicht besucht. Wobei es Unterschiede zwischen den Übernachtungsgästen und Tagesgästen bzw. Einheimischen gibt. Den Übernachtungsgästen ist das Label „Nationalpark“ wichtiger: 10,9 % wären ohne „Nationalpark“ nicht im Gebiet gewesen.
Welche Verkehrsmittel nutzen die Gäste für die Anreise in den Nationalpark?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten in den Nationalpark zu reisen z.B. mit Bahn und Bus. Die meisten Gäste (94,7 %) nutzen allerdings ausschließlich ein Verkehrsmittel für die Anreise. Der PKW (Benzin, Diesel, Hybrid) wird von 75,1 % der Gäste als alleiniges Anreisemittel genutzt. Weitere genutzte Anreisemittel sind u.a. Linienbus öffentlich (6,3 %), Bahn (Regionalverkehr, 5,1 %) und zu Fuß (3,8 %).
Mit wem und wie lange sind die Gäste im Nationalpark unterwegs und was unternehmen sie dort?
Die Gäste sind im Durchschnitt mit 2,7 Personen im Nationalpark unterwegs. Dabei halten sich 59,5 % mit dem Partner bzw. der Partnerin auf und 17,7 % haben Kinder bzw. Enkelkinder dabei. Ungefähr jede sechste Person (16,4 %) erkundet den Nationalpark alleine und 7,9 % aller Gäste haben einen Hund bzw. Hunde dabei. Im Durchschnitt halten sich die Gäste etwa 4,3 Stunden im Nationalpark auf. Über 12 Monate gesehen, sind die Übernachtungsgäste etwa 4,2 Tage und die Einheimischen bzw. Tagesgäste 13,7 Tage im Nationalpark unterwegs gewesen.
Wandern ist die mit Abstand beliebteste Aktivität (93,8 %). Die Hälfte der Gäste (52,8 %) wandert sogar länger als 3 Stunden. Weitere ausgeübte Aktivitäten sind Radfahren (mit elektrischer Unterstützung 3,4 % und ohne elektrische Unterstützung 2,6 %) und Langlauf klassisch (1,9 %).
Wie ist die Einstellung zur Wildnis im Nationalpark?
Der Nationalpark wird generell als durchschnittlich wild eingestuft. Allerdings gibt es Gebietsunterschiede. Interviewende, die den Nationalpark als überdurchschnittlich wild einschätzen, wurden im Bereich Huzenbacher See, Buhlbachsee und Plättig (Luchs- und Wildnispfad) interviewt. Neben dem Standort, hat auch die Motivation einen Einfluss auf die Wildniseinschätzung. Gerade die Gäste, die dadurch motiviert sind Wildnis oder Abenteuer zu erleben, finden was sie suchen und schätzen den Nationalpark auch wilder ein.
Auch wer genau hinsieht findet Wildnis im Nationalpark. Gäste, die angegeben haben, dass ihre Aufmerksamkeit während des Aufenthalts auf viele interessante Dinge gelenkt wurde bzw. dass sie Neues (z.B. Pflanzen, kleine Tiere) entdecket haben, stufen den Nationalpark ebenfalls als wilder ein als alle anderen Gäste.

Fühlen sich die Gäste durch die Verhaltensregeln des Nationalparks gestört?
Die Verhaltensregeln des Nationalparks stören die Mehrheit der Gäste nicht (siehe Abb. 3). Gerade bei den Übernachtungsgästen liegt der Anteil der Personen, die sich überhaupt nicht gestört fühlen sogar noch höher (88,4 %) Wenn sich Besuchende zu einem gewissen Grad gestört fühlen, dann am ehesten bezüglich beschilderte Wege nicht verlassen (43,5 %), kein sammeln von Pilzen und Pflanzen (20,3 %) und Hunde an der Leine führen (14,8 %).
Wie zufrieden sind die Gäste mit dem Aufenthalt im Nationalpark? Was gefällt ihnen gut und was weniger?
Die allgemeine Zufriedenheit mit dem Besuch im Nationalpark ist sehr hoch: 67,2 % sind sehr zufrieden und 31,2 % sind zufrieden (in Summe 98,4 %). Besonders hat den Gästen gefallen 1) Natur, Landschaft und Wald z.B. „Schöne wilde Natur“, 2) Wege und Pfade z.B. „Kleine Pfade am Schliffkopf“ und 3) Erholung, Ruhe und Einsamkeit z.B. „Ruhe, Stille“.
Weniger gefallen hat 1) Lärm und Verkehr z.B. „Verkehr auf der Schwarzwaldhochstraße“, 2) Wege (z.B. Beschaffenheit) „Forstwege sind zu breit“ und 3) Müll, fehlende Toiletten z.B. „Sehr viele Tempotaschentücher am Weg“.
Wo erfahre ich mehr über die Resultate der Studie?
Im Herbst 2024 wird es einen Monitoringbericht mit aufbereiteten Grafiken und mehr Inhalten zur Befragung geben. Dieser Bericht wird auf der Homepage verlinkt sein.
Bei Fragen können Sie sich bei Mareike Garms melden.
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Dr. Mareike Garms
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