Die geheime Schrift der Zimmermänner

28.02.2025 von Iris Lemanczyk, Nina Blazon in Kategorie : Blog
  • „Im Winter brummt’s hier“, sagte mir Dieter Dreher, als er mir im Sommer in Seebach die Zimmerei zeigte. Sie wirkte wie verlassen. Im Sommer sind die Zimmermänner nämlich draußen und erneuern Brücken, stellen von ihnen selbst hergestellte Himmelsliegen, Holzbänke und Tische auf, bringen Nationalpark-Schilder an, reparieren und erneuern.

     

     

    Jetzt brummt‘s

    Also komme ich nochmal im Winter und tatsächlich brummt’s jetzt. Es gibt einen Großauftrag, um den sich alles dreht und dem sich alle unterordnen: Die Hütte, mit der sich der Nationalpark bei der Tal X Gartenschau in Freudenstadt und Baiersbronn beteiligt, muss gebaut werden. „Die Gartenschauhütte hat oberste Priorität“, sagt Markus Huber. Der Forstwirtschaftsmeister leitet die Zimmerei.

    Markus schaut zu seinem Bruder Stefan Huber, der als Zimmermann fürs Praktische verantwortlich ist. Also momentan für die Hütte, die im Stecksystem gebaut wird. Sie soll neun auf fünf Meter groß sein und ist ganz aus Douglasie, die im Nationalpark geschlagen wurde. Moment mal, im Nationalpark gilt doch eigentlich das Motto: Natur Natur sein lassen.

    Markus Huber scheint meinen Gedanken zu erraten, denn er meint: „Die Douglasien wurden in der Management-Zone geschlagen.“ Also in dem Bereich des Nationalparks, der dauerhaft bewirtschaftet wird, zum Beispiel, um die Grinden freizuhalten oder die umliegenden Wälder vor Borkenkäfern zu schützen.

     

    Jeder Balken ist gekennzeichnet

    Die Hütte ist eine Fachwerkkonstruktion, jeder Balken wurde von Stefan in den Plan gezeichnet. Und jeder Balken wird gekennzeichnet, in der für Nicht-Zimmerleute unlesbaren und damit geheimen Zimmermannsschrift.

    „Wenn Stefan einen Rechenfehler gemacht hat, scheitert das Projekt“, neckt Markus seinen jüngeren Bruder.

    Ob es immer so Spaß macht, mit seinem Bruder zusammenzuarbeiten, frage ich mich. Den Huber-Brüdern gefällt’s. Necken gehört dazu.

    Der Schlechtwetterarbeitsplatz

    Eigentlich arbeiten zwei Zimmermänner in der Zimmerei. Doch der Kollege Hans-Peter Steimle fällt zurzeit aus. Zum Glück unterstützen – wie jeden Winter – Forstwirte aus dem Gebiet Schliffkopf die Arbeit in der Zimmerei. Es ist ihr Schlechtwetterarbeitsplatz im Winter.

    Irgendein großes Projekt gibt es jeden Winter in der Zimmerei: die Futtervorrichtung im Rotwildgehege, die Rangerstation Tonbachtal, eine Brücke über den Tonbach, ein Schuppen am Schliffkopf. Alles wird im Winter vorbereitet, sobald das Wetter passt, geht es raus und die Brücken oder Schuppen werden aufgebaut.

    „Wir verwenden nur heimische Hölzer“, sagt Markus Huber. Fichte, Douglasie, Esskastanie und Eiche sind die Holzarten, die im Nationalpark verbaut werden. „Fichte und Douglasie haben wir selbst, Eiche und Esskastanie kaufen wir zu.“

     

    Douglasie duftet, Tannen stinken manchmal

    Es duftet herrlich nach Sägespänen. Die Huber-Brüder können anhand des Geruchs die Baumart erkennen. „Fichten riechen eher neutral, Douglasie duftet, Tannen stinken manchmal“, meint Stefan. Die ganze Zimmerei duftet nach Douglasie, aus der die Gartenschauhütte entsteht.

    Die Zeit für den Hüttenbau drängt. „Es könnt' richtig knapp werden“, sagt Stefan, der dennoch ruhig bleibt. Im März sollen die Einzelteile der Hütte von einer Spedition abgeholt und aufs Areal der Gartenschau transportiert werden. Dort bauen die Zimmermänner die Hütte Balken für Balken auf.

    Nach der Gartenschau wird sie wieder Balken für Balken abgebaut und kommt zu ihrem endgültigen Standort: dem Zeltplatz Hahnbrunnenwiese.

    Das alles funktioniert nur, wenn Stefan Huber richtig gerechnet hat.

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    Iris Lemanczyk

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    Bloggt im Auftrag der Nationalparkverwaltung aus dem Nationalpark Schwarzwald.

     

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    Nina Blazon

    Arbeitet mit Bloggerin Iris im Team und macht die Bilder und Videos für ihre Blogbeiträge.