Feierstunde zum fünfjährigen Bestehen

Zurückhaltung in der Natur ist eine Königsdisziplin

19.03.2019 von Pressestelle in Kategorie : Nachrichten
  • Die Stimmung war gut, das Programm inhaltsschwer: Am vergangenen Samstag wurde in Forbach mit rund 200 Gästen das fünfjährige Jubiläum der Nationalparkgründung im Schwarzwald gefeiert. Als Überraschungsgast war auch Alexander Bonde gekommen, der als ehemaliger Landwirtschaftsminister den Nationalpark mit auf den Weg gebracht hatte. Er bemerkte, dass sich die Stimmung hinsichtlich des einst stark umstrittenen Projektes deutlich positiv gewandelt habe. Bei zahlreichen Anwesenden - Gastgebern wie Gästen - war ebenfalls Erleichterung zu spüren, dass die meisten Auseinandersetzungen um die Einrichtung eines Naturschutzgebietes beigelegt und in produktiven Diskussionen aufgegangen sind und die Festlegung der Aufgaben und Ziele des Nationalparks nun abgeschlossen ist. Jetzt heißt es: Miteinander, füreinander und für die Natur die Zukunft gestalten, den nun fertiggestellten Nationalparkplan anwenden und weiter entwickeln, zum Wohl von Natur und Mensch.

    „Was wünschen Sie dem Nationalpark für die Zukunft?“ Diese zentrale Frage richtete Ursula Cantieni, Schauspielerin, überzeugte Fürsprecherin für das Großschutzgebiet und Moderatorin der Geburtstagsfeier an die Gesprächspartner der Podiumsdiskussion. „Ich wünsche mir für den Nationalpark, dass weiterhin viele Menschen in den urwüchsigen Wäldern, am Wildsee oder auf den Moorflächen der Grinden einmalige Naturerlebnisse haben, sich erholen und Wissenswertes mitnehmen“, antwortete Staatssekretär Dr. Andre Baumann. Was der Vorsitzende des Nationalparkrates, Dr. Klaus Michael Rückert, mit dem Wunsch ergänzte, dass alle, die den Park besuchen kämen, sich dort auch willkommen fühlen sollten. Den Verantwortlichen im Nationalpark gab er für die Zukunft darüber hinaus mit: „Denken Sie stets daran, dass wir dieses Projekt gemeinsam auf den Weg gebracht haben, um natürlich vor allem Natur Natur sein zu lassen und zu schützen.“ Denn das ist das Herzstück und der Grundgedanke des Schutzgebietes: Natur Natur sein lassen, sich als Mensch zurücknehmen und das Stück wilder werdenden Schwarzwald achtsam betreten, beobachten und miterleben, wie die Natur sich hier selbst neu ausrichtet.

    Naturschutz wird naturgemäß großgeschrieben – aber auch die Kooperation mit der Region ist ein zentrales Thema der Arbeit der kommenden Jahre im Nationalpark Schwarzwald. „Die enge Beteiligung der Region und die stets sachbezogene Diskussion im Nationalparkrat bei der Ausarbeitung der Module des Nationalparks Schwarzwald hat sich gelohnt: Auch bei vermeintlich strittigen Themen, wie der Entwicklung der Wälder im Nationalpark oder beim Wegekonzept, ist am Ende eines intensiven Diskussionsprozesses immer weißer Rauch aufgestiegen. Diese Beteiligungskultur ist zum Markenkern unseres Nationalparks geworden“, unterstrich Baumann die geglückte Ausarbeitung der Leitlinien und Vorgaben für die zukünftigen Aufgaben. Dass sich nun nicht nur der Mensch an sich, sondern besonders auch politische Akteure in Zurückhaltung üben sollten, wünschte sich der Vorsitzende des Nationalparkbeirates, Gerhard Goll. „Wenig Politik, viel Sachkunde!“, sei in Zukunft angesagt. Den Wünschen der Gesprächsrundenteilnehmer konnten sich auch die beiden Leiter des Nationalparks, Thomas Waldenspuhl und Wolfgang Schlund, nur anschließen. Sie luden im Anschluss an die offiziellen Feierlichkeiten alle ein, sich die Natur im Nationalpark und die Arbeit der Nationalparkteams persönlich anzuschauen. Zu jeder Jahreszeit und über viele Jahre und Jahrzehnte hinweg, die die Natur hier nun Natur sein und sich frei entwickeln darf.

    Die ungezwungen moderierte Gesprächsrunde wurde von der Jazzband des Keplergymnasiums Freudenstadt stimmungsvoll begleitet und zusätzlich mit Collagen aus eingesandten Videobotschaften aufgelockert - unter anderem von Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der sagte, dass er sich auf einen hoffentlich baldigen nächsten Spaziergang im Nationalpark freue. Einen Fokus des Gesprächs lenkte Moderatorin Cantieni auch auf das Thema Barrierefreiheit und Inklusion und bezog die im Publikum sitzende Landesbehindertenbeauftrage Stephanie Aeffner in das Gespräch ein. Es sei ein erklärtes Ziel des Nationalparks, sich für Inklusion stark zu machen, sagte diese, und beglückwünschte den Nationalpark zu seinem starken Engagement in diesem Bereich. Das sei angesichts der Bedeutung und Besonderheit eines Besuchs in der Natur für Menschen mit Behinderungen eine wichtige Ausrichtung. Denn egal ob eine Mobilitäts-, Seh-, Hör-, sprachliche, kognitive oder sonstige Einschränkung das Leben eines Menschen besonders mache: Jeder Mensch habe und suche seinen ganz individuellen Zugang zur Natur.

    Auf dem anschließenden offenen Marktplatz, auf dem die einzelnen Module des fertiggestellten Nationalparkplans vorgestellt wurden, standen inhaltliche Fragen und Informationen zu den Aufgaben und Zielen des Schutzgebietes im Mittelpunkt des Interesses. „Die Veranstaltung sollte allen die Möglichkeit geben, sich nochmals genau zu informieren, was denn nun beschlossen wurde und welche Entscheidungen getroffen wurden“, so Thomas Waldenspuhl. Das ist angesichts des großen Interesses ganz offensichtlich geglückt. "Wir freuen uns, dass viele Menschen, die uns in den letzten Jahren begleitet und bei der Entwicklung des Nationalparkplans mitgewirkt haben, mit uns gefeiert haben!", so Britta Böhr, Leiterin des Fachbereichs Nationalparkplanung, regionale Entwicklung und Tourismus. "Wir freuen uns, dass so viele unterschiedliche Gäste, ob sie nun als Fachleute, Interessensvertreter oder einfach als interessierte Bürger der Region gekommen waren, unser Angebot zum Austausch mit den Mitarbeitenden des Nationalparks und untereinander genutzt haben. Der direkte Austausch und die persönliche Begegnung sind für uns immer besonders wertvoll."

    Das Fazit aus dieser Veranstaltung ist eindeutig: Nur gemeinsam kann man den Nationalpark Schwarzwald zu einem beispielhaften Projekt des Naturschutzes und zu einem Herzensanliegen für die Menschen der Region weiter entwickeln. Dass das nie einfach sei, aber immer der Mühen wert, fasste Schauspielerin Ursula Cantieni, die die Diskussion moderierte, in ihren Wünschen an den Nationalpark in Versform in Worte:

    „Entfalten, wachsen lassen,
    nur beobachten –
    eine Königsdisziplin.

    Schwer, anspruchsvoll –
    und dann:
    der Wunder voll.“

     

    Videobotschaften: Ausblick

    Videobotschaften: Nationalpark

    Videobotschaften: Verkehr und Inklusion

    Videobotschaften: Zusammenarbeit

    Videobotschaften: Grußbotschaften

     

     


    Hintergrund
    Der Nationalpark wurde am 1. Januar 2014 gegründet und nimmt laut Nationalparkgesetz des Landes verschiedene Aufgaben, beispielsweise aus den Bereichen Naturschutz, Regionalförderung oder Bildung, wahr. Der nun fertiggestellte Nationalparkplan - das sogenannte Betriebshandbuch - basiert auf dem Nationalparkgesetz und legt das Leitbild, die Ziele und die dafür notwendigen Maßnahmen für die Arbeit der Nationalparkverwaltung fest. Es wurde von der Nationalparkverwaltung gemeinsam mit Nationalparkrat, -beirat und Bürgerschaft entwickelt. Der Nationalparkplan umfasst 14 Module, von A wie Arten- und Biotopschutz bis Z wie Zonierung. An den Marktplatzständen der Nationalparkverantwortlichen für die einzelnen Module konnte man sich während der Veranstaltung nochmals über alle Themen informieren:

    • Arten- & Biotopschutz
    • Besucherzentren
    • Beteiligung
    • Borkenkäfermanagement
    • Erholung und Gesundheit
    • Forschung und Dokumentation
    • Kooperationen
    • Leitbild
    • Natur- und Wildnisbildung
    • Tourismus
    • Verkehrskonzept
    • Waldmanagement
    • Wegekonzept
    • Wildtiermanagement
    • Zonierung

    Kommentare

    Aktuell sind noch keine Kommentare vorhanden.

    Hinterlasse uns einen Kommentar:

    Verbleibende Zeichen: 600

    Zurück