Alles anders durch COVID-19?

24.10.2022 von Dr. Mareike Garms in Kategorie : Nationalparkforschung
  • Einfluss der Pandemie auf die Besuchsmotivation. Ein Vergleich zwischen den Nationalparks Schwarzwald und Söderåsen, Schweden.

    COVID-19 hatte einen Einfluss auf das Besuchsaufkommen in Schutzgebieten: In der Zeit der Pandemie machten mehr Menschen öfter Ausflüge dorthin. Das ist mittlerweile durch zahlreiche Studien belegt. Doch warum? Was verursachte während der Pandemie diesen Drang, in Schutzgebieten zu gehen? Welche Rolle spielen dabei die Einschränkungen während der Pandemie? Und inwiefern können bereits etablierte Motivationsmodelle diesen Einfluss abbilden? Das untersuchten die beiden Studierenden Julian und Isabell (siehe Abb. 1).

    Längst ist klar, dass die Motivation von Menschen ein komplexes Zusammenspiel vieler unterschiedlicher Einflussfaktoren spiegelt. Das Motiv „Natur erleben“, das häufig als Hauptmotiv für einen Besuch in Schutzgebieten herangezogen wird, greift als Erklärung für den neuen Outdoor-Boom zu kurz. Aber auch „Covid-19“ allein ist keine gute Erklärung. Denn selbst durch die Pandemie können wir auf unterschiedliche Weise motiviert sein. Vielleicht wollen wir einfach mit Freunden an der frischen Luft zusammen draußen sein. Vielleicht wollen wir uns aber auch schlichtweg nur von den COVID-Einschränkungen „befreien“.

    Julian Mundszinger und Isabell Carlsson studieren an der Universität Lund und interessieren sich dafür, welche Beweggründe die Besuchenden in Nationalparks führen und inwiefern ihre Besuche durch Covid-19 beeinflusst sind. Als Studiengebiete haben sie sich die Nationalparks Schwarzwald und Söderåsen in Schweden ausgesucht und 301 persönliche Interviews und 22 qualitative Interviews mit Besuchenden seit Anfang 2022 geführt. Dabei haben die beiden Studierende 39 verschiedene Motive von den Studienteilnehmenden bewerten lassen (siehe Abb. 2). 

    Die Ergebnisse zeigen, dass die Bedeutung bzw. Wichtigkeit des Nationalparks während der Pandemie bei knapp einem Drittel der Besuchenden beider Nationalparks gestiegen ist. 

    Übrigens: im gleichen Maße ist auch die Besuchshäufigkeit gestiegen.

    Durch eine Faktorenanalyse konnten insgesamt fünf Faktoren ermittelt werden, die die Motivation beider Besuchsgruppen zusammenfassen (siehe Abb. 3). Die direkte Naturerfahrung z.B. die Natur mit allen Sinnen erfahren oder die Landschaft genießen (F1), war für Besuchende beider Nationalparks der wichtigste Motivationsfaktor. Körperliche Aktivität (F5) und Befreiung von mentalem Druck bzw. Stress (F3) waren weitere wichtige Motive. Am wenigsten waren die Besuchenden von dem Wunsch motiviert, neue Erfahrungen zu sammeln (F2).

    Im Vergleich zeigen sich aber Unterscheide: Beispielsweise hatten die COVID-Einschränkungen (F4) einen größeren Einfluss auf die Besuchenden des Nationalparks Schwarzwald als auf die des schwedischen Nationalparks. Dies lässt sich vermutlich durch die strikteren Einschränkungen in Deutschland zum Zeitpunkt der Interviewführung erklären. Auch die körperliche Aktivität ist für Besuchende des Nationalparks Schwarzwald wichtiger.

    Warum also kommen die Menschen in Nationalparks?

    Nach dem, was Julian und Isabell herausgefunden haben, stehen die direkte Naturerfahrung, gefolgt von der körperlichen Bewegung bei einem Besuch immer noch an erster Stelle. Ein weiterer Einflussfaktorfaktor sind Motive, die im direkten Zusammenhang mit den COVID-Einschränkungen stehen. Und der wird vermutlich bedeutender, je strikter die Einschränkungen werden. Obwohl noch offenbleibt, ob die Motivationsfaktoren F1-F3 und F5 nicht doch indirekt durch die Pandemie beeinflusst wurden, liefert uns die Studie wichtige und erste Rückschlüsse auf das Motivationsverhalten von Besuchenden.

    Carlsson I, Mundszinger J (2022) The COVID-19 outdoor recreation boom - A comparative case study of motivational based national park visitation in Germany and Sweden. Master Thesis Series in Environmental Studies and Sustainability Science, No 2022:026. Lund:  LUCSUS.

     

    BESCHREIBUNG DES PROJEKTS AUF DEM FORSCHUNGSSERVER

     

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