Neulich bei der wilden Bande: Tilly erklärt die Inversionswetterlage

Tilly, Tilly, hast du es schon gesehen? Das ist heute definitiv mein Lieblingswetter: Diese Aussicht! Vielleicht sollte ich einfach länger wach bleiben im Herbst, damit ich dieses Wolkenmeer noch viel öfter sehen kann. Im Sommer habe ich einen solchen Blick fast nie. Weißt du, woran das liegt?

Also ehrlich, Lotta, mach keinen solchen Wind! Heute ist mein Entspannungtag. Ich bin gerade dabei, meine Flügel ausgiebig zu dehnen. Bei diesem Wetter mache ich halblang - das Fliegen ohne Aufwinde ist viel zu anstrengend.

Aber die Aussicht ist grandios, da hast du recht! Das liegt daran, dass die Entstehung dieser Wolkenmeere von den kalten Temperaturen im Herbst und Winter abhängt.

Aber hier oben ist es heute doch gar nicht so kalt - schön sonnig ist es und fast so warm wie im Frühling! Gestern war es viel kälter und der Wald roch eher nach Erde, Kräutertee und nassen Socken!

Oh ja, hier oben ist es frühlingshaft. Unten im Tal aber  - brrr, da fühlt es sich an wie Schnuddelwetter. Die ganze kalte Luft hat sich dort angesammelt, die in der Nacht durch die fehlende Sonne abgekühlt ist. Kalte Luft ist nämlich schwerer als warme Luft und sinkt deshalb in die Täler.

Im Herbst, vor allem aber im Winter, sind die Tage viel kürzer. Die Sonne schafft es nicht immer, die Luft im Tal genügend aufzuwärmen. Wie ein Deckel sitzt dann die warme Luft der kalten auf - und der Nebel darunter fest. So ensteht die sogenannte Inversionswetterlage.

Inversiwas?

In - versions- wetter- lage. "Inversio" ist Latein und bedeutet Umkehrung. 

Also, eine Wetterlage andersherum wie normal?​​​

Erkannt - genau so ist es!

Und der Nebel? Der kommt woher?

Zuerst gibt es Nebelschwaden vereinzelt auf den Wiesen - die sehen aus wie die Rauchfahnen eines Lagerfeuers. Alsbald sammeln sich diese dann zu richtig dicken Nebelbänken. Da fliegst du lieber nicht hindurch. Und schließlich entsteht ein unendlich erscheindendes Nebelmeer. Du musst wissen - viel kalte Luft in bodennähe wird irgendwann sichtbar! Die gasförmigen Wasserteilchen in der warmen Luft kühlen ja auch ab. Ab einer ganz bestimmten Temperatur sind sie dann plötzlich flüssig. Diese Wassertropfen kannst du als Nebel dann sehen. 

Aber warum bleibt das Nebelmeer nicht für immer?

Das liegt am Wind aus anderen Gebieten. Sobald der weht, sorgt er dafür, dass sich die kalte und die warme Luft wieder vermischen. Und das löst den Nebel auf.

Also, Nebelmeer bedeutet auch kein Wind im wilden Wald? 

Genau. Und deswegen werde ich mich jetzt meiner Gefiederpflege widmen. Viel mehr als das habe ich heute nicht mehr im Programm. Meine Baumhöhle verlasse ich heute auf gar keinen Fall - viel zu anstrengend ist das Fliegen...