Wiederentdeckt: der Nadelholz-Zwergseitling

15.08.2022 von Dr. Flavius Popa in Kategorie : Nationalparkforschung
  • Neue Funde einer seit 80 Jahren für Deutschland nicht mehr nachgewiesenen Art: Resupinatus striatulus (Pers.: Fr.) Murrill im Nationalpark Schwarzwald!

    Flavius Popa kann sich freuen, denn er hat wieder einen besonderen Fund im Nationalpark gemacht: Resupinatus striatulus, so der wissenschaftliche Name des Nadelholz-Zwergseitlings. Von ihm gibt es derzeit Fundnachweise nur aus Australien, Belgien, Frankreich, Italien, Jamaica, Japan, Kanada, Österreich, Schweden, Spanien und den USA. Der erste und bisher einzige mit einem Herbarbeleg hinterlegte Fund in Deutschland stammt aus dem Oberammergau aus dem Jahr 1891. 1915 gab es zwar eine weitere Fundmeldung, jedoch ohne prüfbaren Nachweis. Dieser Pilz zeigt sich jetzt also auch im Nationalpark Schwarzwald!

    Arten dieser Gattung zeichnen sich durch die kleinen, ungestielten und seitlich oder auch zentral am Holz anhaftenden Fruchtkörper aus. Die überwiegende Anzahl der Arten besitzt Lamellen und kommt auf Laubholz vor. Der Nadelholz-Zwergseitling wurde vor über 200 Jahren von dem Mykologen Christian Hendrik Persoon an Nadelholz beschrieben. Die Fruchtkörper sind ungestielt, mit der Hutoberseite meist mittig, selten seitlich am Nadelholz sitzend. Der Hut hat einen Durchmesser von 0,5 bis 2 Millimeter, ist hell- bis dunkelgraubraun bis schwärzlich und durchscheinend gerieft.

    Wie kann das sein, dass dieser Pilz so lange unentdeckt blieb?

    Die Abgrenzung zu anderen ähnlichen Arten ist nicht so einfach. So wurde der Nadelholz-Zwergseitling in Deutschland mit den auf Laubholz häufigen Arten Resupinatus applicatus (Dichtblättriger Liliputseitling) und Resupinatus trichotes (Flaumiger Zwergseitling) einfach gleichgesetzt. Kurz gesagt: In der deutschen Bestimmungliteratur ist diese Art schlicht nicht zu finden und so auch nicht bestimmbar. In anderen Ländern wie beispielsweise in Frankreich galt Resupinatus striatulus (Nadelholz-Zwergseitling) weiterhin als eigenständige Art und ist in den Bestimmungsbüchern erhalten geblieben. Dementsprechend sind dort auch einige Funde dieser Art kartiert. Eine Überprüfung der vorhandenen Herbarbelege auf Nadelholz könnte auch weitere Funde dieser Art in Deutschland bestätigen.

    Lotz-Winter H, Popa F, Reschke K, Woerly B, Hertenstein A, Piepenbring M (2021) Resupinatus striatulus in the German Black Forest National Park. Recent records of a species not reported for Germany for 80 years. Zeitschrift für Mykologie 87:3-15

     

    PUBLIKATION AUF RESEARCHGATE

     

     

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