Wie man einen Nationalpark aus der Ferne erkundet

11.08.2020 von Patricia Klatt in Kategorie : Blog
  • “Eine Spur wilder” – über mehrere Wochen hinweg beschäftigten sich 13 Bachelor-Studierende der journalistischen Lehrredaktion des Studiengangs „Wissenschaft – Medien – Kommunikation“ am KIT, des Karlsruher Instituts für Technologie, intensiv mit dem Nationalpark Schwarzwald. Unter Leitung der Biologin und Wissenschaftsjournalistin Patricia Klatt „tauchten“ die Studierenden tief ein in die Wildnis vor der Haustür, wenn auch anders als ursprünglich geplant… Die Exkursion in den Nationalpark musste aufgrund der Corona-Pandemie ersatzlos gestrichen werden, ebenso wie die Vor-Ort Interviews mit den Fachreferenten. Es wurde umgeplant und das Projekt fand nun in Gänze digital statt. Die Studierenden lernten dabei die Tücken von Telefon-Interviews und manche Vorzüge von schriftlich beantworteten Presseanfragen kennen. Diverse Videoschaltungen funktionierten mal mehr, mal weniger gut und sämtliche Absprachen hinsichtlich Text und Gestaltung wie auch die Bildauswahl musste online erfolgen. Eine Herausforderung der besonderen Art, die aber von allen letztendlich erfolgreich gemeistert wurde.

    Am Ende des Projektes steht ein Dossier über den Nationalpark (PDF, 8.4 MB) mit Artikeln und Kurzsteckbriefen.

    Eindrücke und Meinungen der Studierenden:

    1. Welche Ziele habt ihr euch bei dieser Herangehensweise an den Nationalpark gesetzt?

    • Wir haben uns das Ziel gesetzt, Veränderungen, die sich durch den Klimawandel im Nationalpark Schwarzwandel bemerkbar machen, aufzuzeigen. Wir wollten die gesammelten Informationen möglichst verständlich zu formulieren, so dass jeder verstehen kann, welche Auswirkungen sich im Wald bemerkbar machen. Ebenfalls erhoffen wir uns das Interesse der Leser zu gewinnen, da der Nationalpark quasi direkt vor unserer Haustür liegt und vor allem das Thema Klimawandel relevant ist. (Arta Nesimi)
    • Ich wollte mir anfangs einen Überblick über das Verkehrskonzept verschaffen und grundlegend verstehen, warum dieses so dringend benötigt wird und dafür Maßnahmen nennen und vorstellen, die zeigen, dass man hier nicht nur kleine Dinge ändern, sondern den ganzen Verkehr im Nationalparkgebiet grundlegend umstrukturieren will. Mit der Zeit wurde meine Begeisterung für dieses Konzept immer geringer, denn mir wurde klar, dass Vieles noch in der Zukunft liegt und zum jetzigen Zeitpunkt wenig geändert wurde. Spätestens nach dem Gespräch mit einem Busfahrer bestätigte sich dieser Eindruck und der Artikel änderte sich zu einem Text, der die aktuelle Situation darstellt, die Probleme nennt und nicht euphemistisch ist. Dass ich die meisten ursprünglichen Ideen und Ziele wieder verwerfen musste, bedeutet allerdings nicht, dass meine Recherchen und Gespräche nicht erfolgreich waren. Für mich war das Thema trotzdem hochinteressant und es machte mir sehr viel Spaß mich damit auseinanderzusetzen. (Aaron Straub)
    • Wir wollten interessante touristische Aspekte über den Nationalpark Schwarzwald herausfinden und diese anschließend darstellen. Herauszufinden, warum es so viele Menschen in den Nationalpark zieht und vor allem auch, was alles an Mühe und Arbeit dahintersteckt. Unser Fokus lag darauf, wie es gelingt, ein friedliches Miteinander unter den verschiedenen Sportlergruppen zu gewährleisten. Durch Interviews und Befragungen von relevanten Stakeholdern des Parks, wollten wir auch hinter die Kulissen schauen und deren Einschätzungen und Meinungen zu besagten Themen erfahren. (Jule Jost)

    2. Wie habt ihr euch  in das Thema eingearbeitet, war es neu für euch?

    • Als Quellen für die online Recherche dienten primär die Internetauftritte des Nationalparks Schwarzwald, des Schwarzwald-Tourismus und des Schwarzwaldvereines. Dort haben wir auch die Ansprechpartner:innen für die Presseanfragen ausgewählt. Darüber hinaus wollten wir noch eine:n Ansprechpartner:in aus dem Bereich Radsport, um auch diese Seite in unseren Artikel zu Wort kommen zu lassen. Zu diesem Zweck haben wir den Verantwortlichen des Bezirks „Schwarzwald“ des Badischen-Radsportverbands um ein Statement gebeten. Von dort haben wir jedoch keine Antwort erhalten. Glücklicherweise konnten uns die Ansprechpartner:innen vom Schwarzwaldverein und vom Nationalpark an dieser Stelle aushelfen. Darüber hinaus haben wir einige aktuelle wissenschaftliche Erhebungen zurate gezogen, welche wir teilweise selbst recherchiert haben, teilweise auch von unseren Interviewpartner:innen zur Verfügung gestellt bekamen. ( Niklas Vogel)
    • Die Pressekontakte, welche seitens der Dozierenden empfohlen wurden, haben sich als sehr gut herausgestellt. Die anderen relevanten Ansprechpartner:innen ergaben sich bei uns schon im Rahmen der ersten Recherche. Die Kommunikation mit den Verantwortlichen lief in unserem Fall auch insgesamt sehr gut und ging schnell. Leider hat der Badische Radsportverband nicht auf unsere Anfrage geantwortet, diese Perspektive hätte uns noch sehr interessiert. (Felix Eichbaum)

    3. Was findet ihr spannend oder besonders erwähnenswert zum Thema Nationalpark und zu eurer Arbeit am Projekt?

    • Als Ziel hatte ich mir gesetzt, gut recherchierte Artikel zu dem gewählten Thema Wildtiermanagement zu schreiben. Das Thema Jagd im Nationalpark wurde dann der Schwerpunkt des Artikels sein. Zudem war ein Anspruch, dass die Artikel verständlich und interessant sind, so dass sie  nicht nur von denjenigen gelesen werden, die sich für den Nationalpark und das Jagdthema interessieren, sondern auch das Interesse von anderen Leser*innen wecken.(Sarah Zimmermann).
    • Wir haben exklusive Informationen von Vermögen und Bau Baden-Württemberg, den Architekten Sturm und Wartzeck sowie der Pressestelle des Nationalparks Schwarzwald bekommen. (Kathrin Reichert)
    • Die wöchentlichen Sitzungen und vor allem die Präsentationen gaben mir einen guten Einblick in den aktuellen Stand aller Gruppen. Man hat daran gemerkt, dass der Nationalpark große Pläne für die Zukunft hat und zu einem der besten Nationalparks in Deutschland werden will. Diese Information hätte ich wohl ohne die anderen Gruppen nicht direkt bekommen.  (Aaron Straub)
    • Es ist aber auch theoretisches Fachwissen von Bedeutung gewesen. Beim Lesen wissenschaftlicher Literatur ist ein Grundverständnis des Wissenschaftssystems immer von Vorteil. Wissen zum Thema Objektivität, Bias und Framing im Hinterkopf hat geholfen, Quellenangaben und eigene Arbeit zu hinterfragen. (Colleen Sever) 

    4. Wie kamt ihr mit der durch Corona-bedingten digitalen Herangehensweise zurecht?

    • Durch Corona und die Online-Redaktion war die Zusammenarbeit deutlich schwieriger als im echten Leben. Allerdings bin ich der Meinung, dass diese Erfahrung auch sehr hilfreich für uns Studierende war. Durch die Digitalisierung geschieht viel online, besonders bei Online-Magazinen etc. Durch MS-Team, E-Mail und Ilias ergaben sich viele Möglichkeiten. Die Recherche gestaltete sich gut, da viele Informationen, die man online finden konnte, auch aufeinander bezogen bzw. miteinander verlinkt waren. Das Schreiben der Artikel gestaltete sich durch MS Teams etwas anders und komplizierter als angenommen (Nina Schüßler)
    • Selina und ich haben hauptsächlich über MS-Teams kommuniziert, so wie auch mit den anderen Teams. Der Austausch und die Absprachen liefen problemlos ab. Frau Klatt hat zur Hilfe auch verschiedene Chaträume eingerichtet, in denen wir uns mit den anderen Teams absprechen konnten.  Ebenfalls wurden alle Texte in einem Ordner hochgeladen und von den anderen Teams gelesen und gecheckt. So war jeder auf dem neusten Stand. Dieser Austausch war wichtig, da dort mögliche Überschneidungen deutlich wurden. (Arta Nesimi)
    • Generell würde ich sagen, dass alle Absprachen gut funktioniert haben, da wir als Ergebnis viele verschiedene Themen über den Nationalpark abgedeckt haben, die aber auch ein bisschen miteinander verknüpft sind, sodass durch alle Artikel eine Art „roter Faden“ führt. Ich hatte den Eindruck, dass alle Spaß an diesem Projekt gefunden haben und motiviert waren, so dass Absprachen und Überschneidungen kaum Probleme darstellten.(Aaron Straub).
    • Nina Schüßler hatte sich bereit erklärt das Dossier zu erstellen. Die Reihenfolge und den Titel, inklusive Titelbild, haben wir in der Gruppe besprochen und gemeinsam festgelegt. (Selina Buhmüller)
    • Besonders hilfreich war für unsere Arbeit innerhalb des Teams ein Online Word-Dokument, dass es erlaubt gleichzeitig Änderungen vorzunehmen. Ohne dieses Tool, wäre es wahrscheinlich nicht möglich gewesen so effizient und problemlos als Team zusammenzuarbeiten.(Colleen Sever)    
    • Es wurden mehrfach Absprachen mit anderen Teams nötig, um thematische Überschneidungen zwischen den Artikeln zu verhindern. Diese wurden durch die digitale Infrastruktur gut ermöglicht und konnten relativ leicht durchgeführt werden. Es gab ein gutes gegenseitiges Einvernehmen und auch nur wenig Notwendigkeit zu tatsächlichen Änderungen. (Fabian Schmidt) 

    5. Was habt ihr für Erfahrungen bei eurer wissenschaftsjournalistischen Recherche gemacht, was gilt es hierbei zu beachten?

    • Aus dem Studium konnte ich das Wissen über Recherche anwenden, also wie man vorgeht, wie man richtig recherchiert, verifizierte Quellen findet, etc. Ebenfalls zur Anwendung kamen journalistische Vorkenntnisse, die auf das Schreiben bezogen waren.  Neu gelernt habe ich etwas zum Thema Presseanfragen und wie man diese stellt und formuliert. (Selina Buhmüller)
    • Fähigkeiten die ich aus dem Studium anwenden konnte, waren wie man recherchiert und grob, wie man einen Text schreibt. In der Praxis sieht es meistens etwas anders aus als in der Theorie, gerade was die Form, Länge etc. betrifft. Die Kommunikation mit der Pressestelle hat gut funktioniert, man hat uns immer weitergeholfen und uns alle Bilder freigegeben die wir gebraucht haben. Auch der Kontakt mit Frau Berzborn war nett. (Dahnah Rudeloff)
    • In unserem Seminar habe ich recherchieren müssen sowie ein Referat gehalten, zwei Artikel geschrieben, die beide unterschiedliche Anforderungen hatten, einen Steckbrief geschrieben, ein Interview geführt und mehrere Anfragen an eine Pressestelle gestellt.(Nele Back).

    6. Und was den Studierenden sonst noch einfällt…

    • Probleme gab es bei dem Interview, da Colleen und ich versuchen wollten, es gemeinsam zu führen. Ursprünglich war ein Interview über WhatsApp geplant, was aufgrund technischer Probleme nicht funktionierte. Der Versuch, es über Skype zu führen, funktionierte ebenfalls nicht. Schließlich führten wir das Interview daher über das Telefon, wobei ich Herrn Burghardt angerufen und gleichzeitig mit Colleen über Skype telefoniert habe. Dadurch konnte sie hören, was am Telefon gesagt wurde und ebenfalls Fragen stellen. Nebenbei haben wir das Gespräch, mit Einverständnis, aufgenommen und ich habe zusätzlich einige Notizen gemacht. So hat das Interview am Ende doch noch funktioniert, war jedoch etwas umständlich. Einfacher wäre es wahrscheinlich gewesen, wenn nur einer das Interview mit Herrn Burghardt geführt hätte. (Sarah Zimmermann)
    • Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis, den Artikeln und den Steckbriefen. Wir haben im Team sehr lange an den Formulierungen gebastelt, bis wir glücklich damit waren. Zunächst hatten wir vor, etwas kritischer zu schreiben, es hat sich aber herausgestellt, dass das nicht verhältnismäßig wäre. Einen Konflikt zu beschwören, der keiner ist, wäre einfach kein guter Journalismus. Das Spiel mit Verständlichkeit und Komplexität war sehr spannend besonders auch im Vergleich der beiden Artikel, aber ich denke, dass auch das letztendlich gelungen ist.(Colleen Sever)
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    Zur Person

    Patricia Klatt

    Biologin und freie Journalistin

    Beitrag über das Nationalpark-Rechercheprojekt der studentischen Lehrredaktion des KIT


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    Nationalpark-Pressestelle

    Tel.: +49 7449 92998-14
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