Neues aus der Hexenküche - Rotbuche

12.10.2020 von Team Wildnisbildung in Kategorie : WibiDigi
  • Wenn du jetzt im Oktober durch den Wald spazierst, knackst und knirscht es manchmal unter deinen Füßen. Hast du das schon wahrgenommen? Das sind die Früchte der Rotbuche, die Bucheckern, die zu Tausenden auf dem Boden liegen.

    Was ist ein Buchen-Mastjahr?

    Bucheckern sind kleine Nüsschen, die in einem stacheligen Fruchtbecher heranreifen. In der Regel befinden sich zwei Nüsschen in einem Becher. Sobald die Nüsschen reif sind, öffnet sich der Fruchtbecher und die Bucheckern fallen heraus. In diesem Jahr gibt es ganz besonders viele dieser Früchte. Das ist in der Regel alle vier bis sieben Jahre der Fall. Forstleute sprechen dann von einem Mastjahr. Der Begriff Mastjahr geht auf die Nutzung der Früchte in früheren Zeiten zurück. Damals trieben die Bauern ihr Vieh in die Wälder, damit sie sich so richtig sattfressen konnten. Sie waren wohlgenährt oder eben: gemästet.

    Für unsere Waldbewohner wie beispielsweise das Wildschwein bedeutet so ein Mastjahr heute noch einen reich gedeckten Tisch. Die Nüsschen sind sehr nahrhaft, da sie sehr viel Öl enthalten. Auch Vögel, Eichhörnchen, Siebenschläfer und andere Nagetiere fressen sich an den Nüsschen satt und legen in ihren Verstecken Wintervorräte an. So sorgen sie auch für die Verbreitung der Rotbuche.

     

    Überlebensstrategie der Buche

    So ein Mastjahr ist für eine Buche sehr kräftezehrend aber auch eine Überlebensstrategie. Denn es liegen mehr Baumfrüchte auf dem Boden als von den Waldbewohnern  gefressen werden können. So sind genügend Samen übrig, die im nächsten Frühling sprießen können. Ein weiterer Trick ist die Samenruhe. Manche Samen überwintern zwei bis drei Jahre im Boden und keimen erst dann.  In einem Mastjahr steckt der Baum alle Energie in das Wachstum der Früchte. In den anderen Jahren in das Wachstum des Stamms.

     

    Nahrungsquelle nicht nur für die Waldbewohner

    Aber nicht nur die Tiere bedienten sich der Früchte. Auch die Menschen sammelten in früheren Zeiten die Bucheckern und bereicherten ihren Speiseplan. Vor allem  in Notzeiten verwendete man die Bucheckern. Man streckte das Mehl damit oder verwendete sie geröstet als Kaffeeersatz. Auch gepresst als Öl kamen sie zum Einsatz.

     

    Heute sind die Bucheckern schon eine kleine Delikatesse. Da sie aber neben vielen Vitaminen und Mineralstoffe auch leicht  giftige Stoffe (Fagin, Blausäure, Oxalsäure) enthalten, musst du sie vor dem Verzehr einige Minuten erhitzen. Das geht am schnellsten, wenn du die geschälten Bucheckern ohne Fett in einer Pfanne röstest. Diese gibst du über einen Salat oder genießt  sie einfach als kleine Knabberei.

    Hier haben wir dir noch ein besonders leckeres Rezept

    Bucheckern-Crumble*

    •    4       Äpfel
    •  50 g    geschälte Bucheckern
    • 100 g   Butter
    • 100 g   Zucker
    •   50 g   Mehl
    •   50 g   Haferflocken
    •     1      Eigelb

     

    Die Äpfel schälen, in Spalten schneiden und in eine ausgebutterte Form legen. Die Bucheckern grob hacken, mit Butter, Zucker, Mehl, Haferflocken und Eigelb zu Streuseln verkneten und über die Äpfel verteilen. Im vorgeheizten Backofen bei 200 Grad etwa 25 Minuten backen. Mit Schlagsahne oder Vanilleeis verspeisen.

    Viel Spaß beim Ausprobieren.

    * Das Rezept stammt aus dem Buch: Bäume in Küche und Heilkunde von Karin Grainer

    Wie erkennst du die Buche ohne Bucheckern?

    Gibt es keine Bucheckern, kannst du die Buche an den Blättern sehr gut erkennen. Sie sind oval, eiförmig und haben einen leicht gewellten Rand. Die Rinde ist ganz glatt und leicht glänzend. Außerdem fühlt sich die Rinde kühl an. Probiere das einfach mal aus. Leg deine Wange oder deine Hand auf einen Buchenstamm und im Anschluss auf einen Eichenstamm oder auf die Rinde eines Nadelbaums. Spürst du den Unterschied? Schau dir auch mal die Knospen genau an. Du kannst sie schon jetzt erkennen. Denn die Bäume haben schon alles für das nächste Frühjahr vorbereitet. Die Knospen der Buche sind sehr schmal, lang und spitz.

    Was hat die Buch mit dem Begriff Buchstabe zu tun?

    Sprachwissenschaftler gehen davon aus, dass der Begriff Buchstabe auf die Buche zurückzuführen ist. Woher kommt diese Annahme?

    Die Germanen, die vor über 2.000 Jahren lebten, haben ihre Runen (Schriftzeichen) in Buchenstäbe geritzt um, damit die Zukunft vorherzusagen oder wichtige Entscheidungen zu treffen. Aus diesem „Buchenstäbe lesen“ entstand vermutlich der Begriff Buchstabe.

     

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