Grinde - was ist das?

13.01.2023 von Iris Lemanczyk in Kategorie : Blog
  • Kennst du Grinden? Vielleicht ja als Schufterei beim Computerspiel? Das Malochen, um im Spiel voranzukommen? Mühselig, wenig abwechslungsreich, aber für das Weiterkommen im Spiel notwendig.

    Vielleicht kennst du auch Grinden beim Skateboardfahren. Das Rutschen und Schleifen. Interessant ist das nicht.

    Echte Grinden

    Interessant sind eher die Grinden in der Natur, nicht die auf dem Bildschirm. Die im Nationalpark. Im Winter liegen sie zwar jetzt oft tief unter dem Schnee begraben – aber im Frühjahr, Sommer und Herbst explodieren dort die Farben. Von frischem Grün im Frühling über das Dunkelgrün des Sommers, durchsetzt mit blau, rot oder gelb leuchtenden Früchten und Blüten, bis hin zu den herbstlichen Gelb- und Rottönen in allen Schattierungen.

    Die Grinden sind waldfreie Bergheiden mit Preiselbeeren, Heidelbeeren, dazwischen Wollgras. Mit Heidekraut und Latschenkiefern. Herbe Schönheiten und Lebensraum für die Kreuzotter, den seltenen Wiesenpieper, das noch seltenere Auerhuhn, die alpine Gebirgsschrecke und viele Schmetterlinge.

    Eine ganz schöne Schufterei

    Um die Schönheit zu erhalten, muss – jetzt sind wir bei einer Parallele zum Computerspiel – geschuftet werden. Denn wo es Grinden gibt, wäre ohne Zutun des Menschen dichter Wald. Wenn man nichts macht, verliert man die Grinden. „Nichts machen“ und Natur Natur sein lassen, das ist zwar eigentlich genau das Ziel, das der Nationalpark ansonsten auf großer Fläche verfolgt. Aber es gibt Ausnahmen. Die Grinden sind so eine Ausnahme. Sie gelten als naturschutzfachlich bedeutsame Fläche – und diese Flächen werden dauerhaft geschützt und gepflegt. So steht es im Nationalparkgesetz.

    Historie der Grinden

    Die Grinden zwischen Alexanderschanze und Ruhestein gibt’s schon viel länger als den Nationalpark. Seit dem 14. Jahrhundert, manche Quellen sagen seit dem 15. Jahrhundert. Jedenfalls wuchs damals die Bevölkerung rasant. Die Wohnhäuser waren aus Holz, nur Kirchen oder Burgen waren aus Stein. Der Bedarf an Holz war also gewaltig. Außerdem brauchte man Äcker und neue Weideflächen, um die Menschen satt zu kriegen. Die Weiden in den Tallagen reichten dafür nicht mehr aus. Deshalb wurden die Schwarzwaldhöhen gerodet, die Köpfe der Berge sozusagen. Grind ist in Süddeutschland die herzhaft derbe Bezeichnung für Kopf, deshalb die Grinden.

    Die Hornisgrinde, der mit 1.164 Metern höchste Berg des Nordschwarzwaldes, trägt den Begriff Grind sogar in seinem Namen.

    Als die Stallhaltung in Mode kam, wurde die Grindenbeweidung eingestellt. Schnell verbuschte ein Großteil der Grinden und wuchs zu. Von früher 2.000 Hektar sind heute nur noch ungefähr 200 Hektar übrig. Das sind ungefähr drei Prozent der Nationalparkfläche. Die Grinden freizuhalten und sie als Lebensraum zu erhalten ist arbeitsintensiv.

    Zahlreiche Helferlein nötig

    Seit 1966 gibt es freiwillige Helferinnen und Helfer, die sich einmal im Jahr treffen, um Verbuschung und Verwaldung der Grinden zu verhindern. Leider fiel die letzte Schliffkopfaktion wortwörtlich ins Wasser – sonst hätte ich mir das gerne selbst angeschaut und zugepackt. Na, vielleicht klappt es ja bei der nächsten Aktion, die übrigens am 16. September 2023 stattfinden soll, wie mir der Veranstaltungskalender auf der Webseite des Nationalparks verrät.  

    Weitere Hilfe wird von verschiedenen Tierarten geleistet, für die diese Grinden auch ursprünglich einmal als Weideflächen entstanden sind: Seit einigen Jahren werden die Grinden von Juni bis September wieder beweidet. Mit Ziegen, Schafen, Heckrindern, die fast wie Auerochsen aussehen und mit Schwarzwälder Hinterwäldern, einer ebenfalls robusten Rinderrasse. Die relativ leichten und kleinen Tiere schonen die sensible Grindenlandschaft – und verursachen fast keine Trittschäden.

    Muskelkraft statt Klicks

    Die heideähnlichen Hochwiesen sollen jedoch nicht nur erhalten, sondern die einzelnen Grindeninseln sollen in den kommenden Jahren zu einem Grindenband vergrößert und vernetzt werden. Dann hätten die Tiere, die in den Grinden leben, mehr Lebensraum. Auch das vom Aussterben bedrohte Auerhuhn, dessen männliches Exemplar, der Auerhahn, oftmals auch als Wappentier im Schwarzwald zu sehen ist. Deshalb wird entlang der B500 „gegrindet“ – wie im Computerspiel, nur mit Muskelkraft statt mit Klicks.

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    Iris Lemanczyk

    Bloggt im Auftrag der Nationalparkverwaltung aus dem Nationalpark Schwarzwald.

     

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