Durmitor, der Partner in Montenegro

28.12.2023 von Iris Lemanczyk in Kategorie : Blog
  • Willkommen im Nationalpark.

    Diese Kulisse! Dieser See! Mal zeigt er sich in Grün-, mal in Blautönen, oder mal in schwarz – je nach Lichteinstrahlung. Er heißt auch „Schwarzer See“, Crno Jezero. Beschützt wird der See von Fichten- und Tannenwäldern und von über 2000 Meter hohen, schroffen Kalk-Gebirgsstöcken. Ich bin im Durmitor-Nationalpark in Montenegro, seit dem Jahr 2020 „unser“ Partnerpark.

    Crno Jezero: der schwarze See.

    Am Eingang des Parks zeige ich mein offizielles Einlassdokument, damit dürfen die Fotografin und ich passieren, ohne die fünf Euro Eintritt zu bezahlen. Fünf Euro pro Tag, das ist schon mal ein erster Unterschied zum Schwarzwald. Der zweite kommt sofort auf dem breiten, asphaltierten Zugangsweg zum Schwarzen See: Jede Menge Buden und Stände mit Souvenirs, mit im Park gesammelten Blaubeeren, Himbeeren und Brombeeren, mit Schnäpsen und Likören, mit getrockneten Pilzen, handgestrickten Socken und Ponchos.

    Souvenirs vom Park.

    Wir umrunden den Schwarzen See, ein Gletschersee, der bis zu 50 Meter tief ist. Auf der fünf Kilometer langen Strecke kann ich mich kaum sattsehen. Nach jeder Biegung ein neuer Blick, eine neue Perspektive auf den See. Mal erinnert der Weg an die Umrundung des Mummelsees, mal gilt es ein bisschen zu kraxeln. Je weiter wir uns vom asphaltierten Zugangsweg entfernen, desto einsamer wird es.

    Sobald man ein paar Meter geht, herrscht Einsamkeit.

    Wir suchen den Wegweiser zum Zminje Jerzero, dem oberen See. Die Beschilderung lässt manchmal zu wünschen übrig. Durch den Fichtenwald kommen wir an alten, längst verlassenen Mühlen vorbei. Eigentlich müsste es zurzeit Blaubeeren im Überfluss geben, aber nur noch ein paar winzige, knochentrockene Beeren hängen an den Zweigen. Die übrigen werden zu saftigen Preisen an den Ständen angeboten.

    Schwarzwald oder Durmitor?

    Zusammen mit einer polnischen Familie wandern wir zum oberen See. „Der Wald ist schön, aber so unaufgeräumt“, sagt Bozena auf Englisch und zeigt auf das Totholz. Am See meint ihre pubertierende Tochter: „Der ist es nicht wert, dass wir hochgewandert sind.“ Wir dagegen finden die Ausblicke auf den kleinen See, die knospenden, gelben Seerosen und die sich im Wasser spiegelnden Tannen wunderschön. An einem romantischen Rastplatz liegt allerhand Abfall direkt vor dem Mülleimer. Schon will ich über die Ignoranz der Besucher lamentieren, als ich mir den Abfalleimer genauer anschaue. Er besteht aus Stäben, die einige Zentimeter auseinander liegen. Ein Teil des Abfalls fällt einfach durch die Stäbe auf den Boden. Außerdem haben Tiere einen leichten Zugang zum Müll.

    Abfallkorb, der Abfall verliert.

    Wir wollen weiter, zum Talschluss. Wegen mangelnder Beschilderung nehmen wir erst mal den falschen Pfad, der uns nicht zum Talschluss, aber zu einer kleinen, illegalen Mülldeponie bringt. Mitten im Nationalpark! Werden hier die Abfälle aus den Mülleimern entsorgt? Oder wer wirft hier sein Zeug weg? Wir sind gelinde gesagt entsetzt.

    Illegale Müllhalde mitten im Nationalpark.

    Auf dem richtigen Weg zum Talschluss treffen wir auf ein Paar aus Italien. „Over there, it’s like on another planet“, schwärmen sie. Und wirklich, auf einem Hochplateau mit einzelnen Felsbrocken, mit Wiesenblumen und einem Blick zum Roten Berg, dem Crvenca Greda, ist es wunderschön. Eine ganz eigene Stimmung, fast wie auf einem anderen Planeten…

    Ruhig und ein bisschen romantisch: der Obere See.

    Talschluss. Hier geht’s nicht weiter.

    Am nächsten Tag wollen wir zur Katun Lokvice. Klingt beachtlich, entpuppt sich später als Unterschlupf für Schafe. Beachtlich ist auf alle Fälle der Aufstieg durch Buchenwälder, 500, 600 Höhenmeter. Oberhalb der Baumgrenze öffnet sich ein Hochtal, vier Pferde grasen dort. Idyll pur. Wir federn auf dem weichen Untergrund gen Katun Lokvice. Um uns herum nichts als Berge, mit 2523 Metern ist der Bobotov Kuk der höchste. Panorama genießen, die Flanken der Berge betrachten, die Stille genießen. Da plötzlich – ein Geräusch. Der Blick geht zu einem nahegelegenen Schotterfeld. In atemberaubendem Tempo sausen zwei Gämsen den Berghang hinab.

    Die große Freiheit.

    Wandern im Nationalpark: Je höher desto einsamer. Fotos: © Hsiaosung Kok

    Abends gibt es Durmitor-Steak, das Nationalparkgericht schlechthin: Schweinefleisch mit Speck und mildem Käse aus der Region, alles paniert und mit einem Klecks Frischkäse garniert. Bei den fleischversessenen Montenegrinern käme eine Schwarzwälder Kirsch vielleicht nicht so gut an.

    Durmitor-Steak: Leckere Kalorienbombe nach einem Wandertag.

                                              Durmitor-Nationalpark                             Schwarzwald-Nationalpark

    Größe                               39 000 Hektar                                             10 062 Hektar

    Besteht seit                     1952                                                              2014

    UNESCO-Welterbe         ja                                                                    nein

    Höhe                                 500-2532 Meter                                          500-1150 Meter

    Eintritt                              5 Euro/Tag                                                   frei

    5 Kommentare

    04.01.2024 um 12:10 Uhr von Gaby:

    Partnernationalpark
    Hatte ich gar nicht gewusst! Montenegro war sowieso auf unserer Reiseliste, jetzt auf jeden Fall! Tolle Bilder, nur schade mit dem Müll. Der Blog hat immer tolle Infos parat ????. Danke.
    Antworten

    04.01.2024 um 14:07 Uhr von Gast:

    Herrliche Landschaft
    Das sieht ja super aus! Ich wusste gar nicht, wie schön die Landschaft Montenegros ist, das muss ich mir auf jeden Fall merken, für den Fall, dass wir mal wieder mit dem Camper losziehen. Was das gastronomische Angebot betrifft, würde ich mich allerdings eher auf die Beeren beschränken (:
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    04.01.2024 um 15:59 Uhr von Gast:

    Durmitor
    Wow! Diese Schönheit hätte ich nicht erwartet und auch nicht, dass der Nationalpark ein solches Wanderparadies ist. Schade das mit dem Müll - vor allem für ein Weltnaturerbe ein schlechtes Zeugnis!
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    04.01.2024 um 16:20 Uhr von Katja:

    Toller Bericht und wunderbare Fotos!
    Das sieht wirklich wunderschön aus! Wirklich eine andere Welt - und andererseits wieder so ähnlich, wenn man an macnhe wilden Höhen und Seen im Schwarzwald denkt. Danke für diesen einzigartigen Einblick in ein Land, das ich bisher so gar nicht auf dem Plan hatte. Wie spannend und toll, dass es diese Kooperation gibt!
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    05.01.2024 um 19:08 Uhr von Michaela:

    Macht Reiselust!
    Das sieht traumhaft aus und ich hätte das gar nicht vermutet, Montenegro hat man gar nicht auf dem Radar. Schade, dass Montenegro so weit entfernt ist, eine Reise wäre der Park auf jeden Fall wert.
    Antworten

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    Bloggt im Auftrag der Nationalparkverwaltung aus dem Nationalpark Schwarzwald.

     

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