Tiere im Winter

06.12.2023 von Iris Lemanczyk, Andreas Forch in Kategorie : Blog
  • Es ist kalt. Nicht eisig kalt, aber kalt. Passend zu „Überleben im Winter“. Denn, welche Strategien die Tiere des Nationalparks haben, um den Winter zu überstehen, das will uns Ranger Jens Liß zeigen. Er ist hauptamtlicher Ranger im Nationalpark, einer von zehn. Schon sein Werdegang vom Zierpflanzengärtner, über seine Arbeit im Forstbereich, bis zum staatlich geprüften Natur- und Landschaftspfleger und Ranger, wäre eine Geschichte für sich. „Ein Traumjob“, sagt Jens Liß und strahlt unter seinem braunen Hut und schultert den vollen Rucksack.

    Was hat der Ranger alles in seinem Rucksack?

    Wir wollen in den nächsten zweieinhalb Stunden erfahren, wie Vöglein, Fuchs und Hase durch den Winter kommen. Wir, das sind ein Großelternpaar aus Heidelberg, die mit ihrem Enkel kommen wollten. Nun ist der Enkel krank geworden, aber sie wollten sich die Tour nicht entgehen lassen. Eine Familie aus Offenburg mit ihren Söhnen Jaap und Theo ist auch dabei. Dann noch die zehnjährige Lucie mit ihren Eltern. Und Paul, der im Nationalpark ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) absolviert.

    Querfeldein auf federndem Untergrund

    Wieso dürfen wir den Weg verlassen?

    Los geht’s beim Skilift am Ruhestein. Der ist außer Betrieb. Denn von Schnee kann man hier nicht sprechen. Höchstens von einem Hauch von Puderzucker. Wir stapfen steil den Wald hinauf. Querfeldein, was mich wundert, sind wir doch im Nationalpark, wo das Verlassen der Wege eine heikle Sache ist. Querfeldein zwar, aber mit Markierungen. Die Kinder suchen die pinkfarbenen Täfelchen, die einen Schneeschuhpfad markieren. Leichtfüßig gehen sie bergauf. Wir Erwachsenen stapfen weniger leichtfüßig hinterher, obwohl der moosige Untergrund wunderbar sanft federt.

    Winterschlaf, Winterstarre

    Während wir nach Luft schnappen, fragt Ranger Jens, welche Überlebensstrategien bei Tieren wir kennen. „Winterstarre, Winterschlaf, Wegfliegen…“ Lucie ist bestens informiert. „…. und Durchmachen“, fügt ihr Papa hinzu.

    Jens Liß berichtet von Störchen, die an die 10 000 Kilometer gen Süden fliegen. Und dass es Vögel mit einem spitzen Schnabel sind, die nach Süden ziehen. Wie Störche. Denn diese Vogelarten fressen Insekten, die im Winter bei uns rar sind. Wer lieber Nüsse und Samen frisst, bleibt. Wir lernen das Wintergoldhähnchen, den Fichtenkreuzschnabel und den Tannenhäher kennen. Zumindest auf Fotos, die Jens Liß aus seinem Rucksack zieht.

    Was macht der Eichelhäher im Winter?

    Er scheint auch meine Frage mit dem querfeldein zu erahnen. „Der Wald neben der Piste gehört dem Liftbesitzer, nicht dem Nationalpark. Mit dem Liftbesitzer ist abgesprochen, dass wir dort querfeldein gehen dürfen.“  

    Als wir dann weiter den Hang hochstapfen sagt Paul: „Die Markierungen hat Max angebracht. Einer von uns sechs FÖJ-lern.“

    Wölfin mit fünf Buchstaben

    Beim nächsten Stopp lernen wir, wie Hasen (fressen etwa das Laub von immergrünen Brombeersträuchern, kann auf seinen eigenen Spuren zurückhüpfen, macht dann einen Sprung von bis zu zwei Metern und versteckt sich, falls er verfolgt wird) und Füchse (bewegen sich wenig, um wenig Energie zu verbrauchen) im Winter klarkommen. Natürlich kommt auch das Gespräch auf Wölfe. „Drei Wölfe sind im Schwarzwald sesshaft und eine Wölfin, Faehe genannt“, sagt Jens Liß. Faehe klingt nach Kreuzworträtsel. Weiblicher Wolf mit fünf Buchstaben.

    Lucie erzählt, dass Mathe ihr Lieblingsfach sei. Und von ihrer Mutter erfahre ich, dass sie auf der Tourismusmesse CMT von den Veranstaltungen im Nationalpark gehört haben. Und dass sie ganz begeistert seien von den kostenlosen Führungen.

    Winterruhezonen sind überlebenswichtig

    Mit einem herrlichen Blick auf den Wildsee erklärt uns Jens Liß, warum die Winterruhezonen für die Tiere so wichtig sind. „Wenn die Tiere aufwachen, weil sie flüchten müssen, dann verbrauchen sie viel Energie. Vielleicht kommen sie dann nicht durch den Winter, sondern sterben vorher.“

    Echsen, Erdkröten, Frösche zieht Ranger Jens aus seinem Rucksack, natürlich keine echten, sondern Plastikkameraden. Und noch was… „eine Kreuzotter“, erkennt Theo sofort, „Kreuzottern fallen in Winterstarre“. Alle sind beeindruckt von Theos Wissen und seine Mutter meint: „Das hatten sie letztes Jahr in der Schule.“ Da ist im Unterricht aber was hängengeblieben.

    Wer wissen will wie Zitronenfalter, Hummeln, Dachse oder Auerhühner durch den Winter kommen, und wer dabei die kleine Bannwaldrunde mit den herrlichen Ausblicken drehen mag, sollte eine Tour mit Ranger Jens Liß nicht versäumen.

    2 Kommentare

    11.12.2023 um 14:25 Uhr von Gast:

    Tiere im Winter
    Schön geschrieben und interessant noch dazu. Tolle Bilder!!
    Antworten

    11.12.2023 um 18:24 Uhr von Gast:

    Wieder was gelernt
    Was Vögel angeht bin ich absolute Anfängerin. Nun habe ich wieder was dazu gelernt, Danke! So eine Tour würde ich auch mal mitmachen.
    Antworten

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    Iris Lemanczyk

    Bloggt im Auftrag der Nationalparkverwaltung aus dem Nationalpark Schwarzwald.

     

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    Andreas Forch

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