Werden Schilder zum Wegegebot überhaupt wahrgenommen?

17.01.2024 von Dr. Mareike Garms in Kategorie : Nationalparkforschung
  • Befragung zur Wahrnehmung und Bewertung des Wegegebots als Maßnahme der Besucherlenkung

    Im Nationalpark soll Natur geschützt und gleichzeitig für den Menschen erlebbar gemacht werden. Manchmal ist es gar nicht so einfach, diese Ziele unter einen Hut zu bringen. Deswegen gibt es im Nationalpark Gebote, wie zum Beispiel auf den Wegen zu bleiben und nicht querfeldein zu laufen. Schilder weisen die Besucherinnen und Besucher des Nationalparks unter anderem darauf hin.

    In einer früheren Studie haben wir bereits gezeigt, welche Bestandteile eines Schildes wichtig sind, damit Besucherinnen und Besucher die Botschaft verstehen, akzeptieren und damit auch Umwege aufgrund von Sperrungen in Kauf nehmen. Das sind spannende Erkenntnisse, die wir mit einer Befragung von Gästen des Nationalparks ergänzen wollten. Die Studentin, Lisa Holocher, hat im Rahmen ihrer Bachelorarbeit an der Hochschule Rottenburg erforscht, ob und inwieweit die Gebots- und Verbotsschilder verstanden und wahrgenommen werden. Dafür hat sie einen Fragebogen erstellt und 270 Besucherinnen und Besucher am Wildseeblick in der Nähe des Ruhesteins befragt.

    Zuerst wollte sie ganz allgemein wissen, wie sich die Besucherinnen und Besucher auf ihre Tour vorbereiten, wie sie sich im Gelände orientieren und welche Einstellung sie zur Umwelt haben. Dann ging es Lisa ganz konkret darum, wie die Befragten zum Wegegebot stehen: Fühlen sie sich dadurch gestört oder können sie es nachvollziehen? Kennen sie die Verhaltensregeln und nehmen sie die Hinweisschilder im Nationalpark auch wirklich wahr? Dazu zeigte Lisa den Befragten auch verschiedene Schilder (siehe Abb. 1-3) und fragte nach ihrer Meinung: Welches ist am verständlichsten und welches am auffälligsten?

    Die Ergebnisse zeigen, dass sich mehr als die Hälfte der Touristen im Vorfeld auf ihre Tour vorbereitet hat – gut ein Drittel nutzte dazu Tourenportale wie Komoot und Outdooractive, ein weiteres Drittel die Internetseite des Nationalparks. Gut ein Viertel ist durch diese Vorbereitung auf die Ge- und Verbote im Nationalpark aufmerksam geworden. Interessanterweise orientieren sich die meisten im Gelände dann aber ganz analog anhand von Wegweisern und Markierungen: Tourenapps nutzte nur etwa jede und jeder Sechste.

    Außerdem stellte Lisa fest, dass das Wissen zum Wegegebot relativ hoch ist. Auch scheint das Wegegebot die meisten Besucherinnen und Besucher nicht zu stören: 73,3 % der befragten Gäste meinten, sich durch das Wegegebot überhaupt nicht gestört zu fühlen. Immerhin 16,3 % gaben zu, im Nationalpark schon einmal die ausgewiesenen Wege verlassen zu haben. „Davon wusste ich nichts“  kann aber kaum als Ausrede gelten, denn fast alle befragten Besucherinnen und Besucher bestätigten, auf ihrer Wanderung Verbots- und Gebotsschilder gesehen zu haben.

    Allerdings werden nicht alle Schilder gleich gut angenommen:  Während das Sperrbanner (Abb. 3) als besonders auffällig und verständlich empfunden wird, stiftet das Piktogramm zum Wegegebot (Abb. 2) eher Verwirrung. Besucher äußerten häufig: Es ist nicht auffällig genug und die Botschaft kommt nicht klar an.“

    Besonders spannend war Lisas Erkenntnis, dass sich Einheimische eher durch das Wegegebot gestört fühlten als Touristinnen und Touristen. Auch die Umwelteinstellung der Menschen war oft ein Indikator für die Wahrscheinlichkeit, das Wegegebot zu missachten: Je positiver die Umwelteinstellung der Besucherinnen und Besucher, desto eher hielten sie sich an das Wegegebot. All das sind wichtige Informationen für die Nationalparkverwaltung, um die Besuchendenlenkung noch effektiver zu gestalten. Denn nur so kann ein gutes Miteinander von Mensch und Natur im Nationalpark gewährleistet werden.

    Dieser Blogbeitrag basiert auf einer Textvorlage von Paul Kasko und wurde mit Unterstützung von Mareike Garms veröffentlicht.

    Holocher L (2023): Wahrnehmung und Bewertung von Ge- und Verboten als Maßnahmen der Besuchendenlenkung – Eine empirische Untersuchung am Beispiel des Gebiets Ruhestein im Nationalpark Schwarzwald, unveröffentlichte Bachelorarbeit, Nachhaltiges Regionalmanagement, Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg.

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