Wie die richtigen Schilder Wildtieren helfen

15.02.2023 von Dr. Susanne Berzborn in Kategorie : Nationalparkforschung
  • Was motiviert Gäste, Ruhezonen für Wildtiere zu respektieren?

    Die meisten Menschen, die den Nationalpark besuchen, beachten die Regeln, die hier gelten. Gleichzeitig gibt es hier, wie überall auf der Welt, auch Besucherinnen und Besucher, die sich nicht an die Gebote und Verbote halten, die bei uns gelten und die die Natur schützen sollen. Woran liegt das und wie könnten wir es ändern?

    Im letzten Blogbeitrag haben wir die Arbeit von Maike Berkemeier vorgestellt, die herausgefunden hat, dass die Einhaltung von Geboten im Nationalpark vor allem vom Problembewusstsein und der Einstellung zu den Nationalparkregeln abhängt und weniger von der Kenntnis dieser Regeln.

    Heute wollen wir von der Masterarbeit von Jan Pfoh berichten, der sich das Verhalten von Gästen im Hinblick auf saisonale Sperrungen genauer angeguckt hat.

    Zum Hintergrund

    Im Nationalpark werden manche Wege für eine bestimmte Zeit im Jahr gesperrt. Diese saisonalen Sperrungen sollen vor allem sicherstellen, dass die Tiere im Winter möglichst wenig gestört werden und sichere Rückzugsorte haben. Alle gesperrten Wege sind auf der Homepage des Nationalparks abrufbar (auf der Wegesperrungskarte) und im Gelände durch Banner gut sichtbar gesperrt (Abb.1).

    Soweit möglich, sind auch einige 100 Meter vor der eigentlichen Sperrung Schilder aufgestellt, die die Gäste über die Sperrung informieren und auf alternative Routen hinweisen (Abb.2). Dennoch gehen immer wieder Menschen auf gesperrten Wegen. 

    Was könnte also getan werden, damit weniger Leute durch die Sperrung laufen?

    Mit dieser Frage hat sich Jan Pfoh schon im Jahr 2021 in seiner Masterarbeit beschäftigt. Er hat an der Radboud University in Nijmegen „Behavior Change“ studiert und kennt sich mit Motivationen und Anreizen für Verhaltensveränderungen aus.

    Jan hat sich also überlegt, wie man die Gäste gut ansprechen und dazu bewegen könnte, sich an die Sperrungen zu halten. Dafür hat er ein spezielles Schild entworfen. Den Effekt dieses zusätzlichen Schildes hat er mit Hilfe von Zählschranken gemessen. Er hat also verglichen, wie viele Personen trotz Banner durch die Sperrung durchgelaufen sind und wie viele sich von dem zusätzlich aufgestellten Schild davon haben abhalten lassen.

    Die Entwicklung eines Schildes

    Um das Schild zu entwerfen, hat sich Jan an Erkenntnissen der Verhaltenspsychologie orientiert. Denn menschliches Verhalten ist nicht willkürlich! Man kann versuchen, die Grundsätze des Verhaltens zu verstehen und effektive Methoden zu finden, es zu verändern. Jan hat dabei auf folgende Faktoren geachtet:

    1. Sichtbarkeit: Die Sichtbarkeit als Grundvoraussetzung spielt natürlich eine große Rolle. Das hat Jan gelöst, indem er ein Schild mit einem großen Fragezeichen als Blickfang aufgestellt hat. Auch hat er als spielerisches, interaktives Element Klappen auf dem Schild angebracht, die die Aufmerksamkeit der Besucher erregen sollten.
    2. Aufzeigen von Alternativen: Bei der Entscheidung, auf welchem Weg man die Natur erkunden möchte, wählen Gäste oftmals die Route, die für sie am attraktivsten ist. Das ist häufig diejenige, die sie als am schönsten wahrnehmen. Oftmals werden auch Faktoren wie Dauer oder Schwierigkeit der Strecke in Betracht gezogen. Deswegen braucht man für all diese Bedürfnisse alternative Routenvorschläge. Die sind unter den verschiedenen Klappen versteckt.
    3. Einstellung: Bewusstsein für eine persönliche Verantwortung: Vielen Nationalparkgästen ist die Natur sehr wichtig – allerdings glauben sie nicht, dass sie selbst einen negativen Einfluss auf ihre Umgebung haben. Viele halten sich für eine Ausnahme der Regel. Deswegen müssen sie sich persönlich angesprochen fühlen und eine persönliche Verantwortung empfinden, um sich regelkonform zu verhalten. Sie müssen also nicht nur Informationen über das Problem an sich bekommen, sondern auch eine direkte, personalisierte Ansprache, in der das richtige Verhalten genannt wird.
    4. Zuletzt zum Thema Normen: wenn Gäste wahrnehmen, dass andere die Sperrung ignorieren, wenn zum Beispiel Fußspuren im Schnee zu entdecken sind, ist es wahrscheinlicher, dass auch sie durch die Sperrung gehen. Auch ist es förderlich, wenn durch ein offizielles Logo eine gewisse Autorität hergestellt wird.

    All diese Punkte hat Jan bei der Entwicklung des Schildes beachtet (Abb.3).

    Die Schilder wurden nahe der Sperr-Banner aufgestellt und dann wurde zwei Monate lang mit und ohne aufgestelltes Schild gezählt. So konnten wir ermitteln, wie viele Leute trotz Banner den Weg gelaufen sind und ob das Schild einen Unterschied gemacht hat.

    Ergebnis: Es lohnt sich!

    Die Daten aus den Zählschranken zeigen, dass das Schild sehr wirkungsvoll war. Es sind zwar immer noch Personen trotz Banner und Schild durch die Sperrung gelaufen, aber die Missachtung der Sperrung wurde durch das zusätzlich aufgestellte Schild um immerhin 30 Prozent reduziert. Man kann also vermuten, dass es hinter der Sperrung auch weniger Belastung für die Wildtiere gegeben hat.

    Diese Interventionsstudie zeigt also Möglichkeiten und Methoden auf, wie man Menschen effektiv ansprechen kann, um die Ruhe der Wildtiere im Nationalpark besser zu schützen:

    • Gäste gut sichtbar ansprechen
    • an ihre persönliche Verantwortung appellieren
    • ihnen attraktive Alternativen anbieten
    • eine gewisse Autorität ausstrahlen.
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