Phänowatch-App: Ich bin jetzt Forscherin

14.10.2022 von Iris Lemanczyk, Andreas Forch in Kategorie : Blog
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    Ich habe mir die Phänowatch-App aus dem Play Store meines Smartphones runtergeladen. Geht natürlich auch im Applestore. Kostenlos, versteht sich und ohne Registrierung. Und nun wandere ich einen schmalen Weg entlang zum Buhlbachsee, halte dabei Ausschau nach der Eberesche, nach Herbstzeitlosen, aber auch nach dem Admiral und dem Zitronenfalter. Da drüben auf der rosaroten Blüte sitzt ein Admiral in der Sonne. Und gleich daneben ein Zitronenfalter. Ich versuche, sie zu fotografieren. Vergebens. Die Schmetterlinge fliegen schneller davon, als ich das Smartphone zücken kann.

    Herbstzeitlose - Sichtung melden

    Da ist es mit den Herbstzeitlosen schon einfacher. Foto, klick, Sichtung melden. Warum ich das mache? Ich möchte helfen, herauszufinden, ob die Herbstzeitlose durch den Klimawandel früher blüht. Oder ob sich der Flug des Zitronenfalters durch den Klimawandel verändert?

    Forscherin Iris in Aktion

    Citizen Science nennt man so was. Also Forschung von Bürgerinnen und Bürgern. Deshalb bin ich jetzt nicht mehr Schwarzwaldmädel Iris, sondern Forscherin Iris. Wir alle können Forscherinnen und Forscher sein. Schon schaut die Forscherin genauer hin. Da – zwei Pilze. Ich vergleiche die Pilze mit denen auf der App. Für die Forscherin ist gleich klar: Das sind weder Fliegenpilz, noch echte Pfifferlinge, auch keine gemeinen Steinpilze. Diese drei sind die Pilzarten, die im September bei der Phänowatch-App eine Rolle spielen. Die zwei gelblichen Pilze vor mir offenbar nicht.

    Hat die App mit entwickelt: Dr. Christoph Dreiser

    Phänowatch-App – der Name kommt von Phänomenologie „also der Lehre von regelmäßig wiederkehrenden Erscheinungen in der Natur, und dem englischen Verb ‚to watch‘, also beobachten“, erklärt Dr. Christoph Dreiser, im Nationalpark für Umweltmonitoring und Geodatenmanagement zuständig. Dreiser hat mit einem Team die App entwickelt. „Es werden keine persönlichen Daten gesammelt, lediglich die gemeldete Art, Datum, Zeit und Ort sowie optional ein Foto oder eine Audioaufzeichnung.“

    App und Realität

    Um es uns Hobby-Forscherinnen und -Forschern leicht zu machen, werden monatlich nur eine überschaubare Zahl von Pilzen (3), Vögeln (2), Pflanzen (3) Säugetieren (1) oder Insekten (9) gezeigt. Die Aufzählung gilt für September.

    Logisch, dass ich meine gemeldeten Daten auch sehen will. Auf der Website www.nationalpark-schwarzwald.de  finde ich unter den Menüpunkten Forschen und Citizen Science nicht nur meine Meldungen von Vogelbeere, Herbstzeitlosen, Admiral und Zitronenfalter, sondern ich kann auch zwei Jahre vergleichen. Reifen die Früchte der Vogelbeere durch den Klimawandel früher? Zumindest gibt es für 2022 viel mehr Meldungen der Vogelbeere, als noch 2021 - und sie wird in höheren Lagen gemeldet.

    Statistiker machen bei diesen Daten bestimmt einen Freudensprung nach dem anderen. Und ich bekomme ein Gefühl für den Zusammenhang zwischen dem phänologischen Ereignis und den meteorologischen Bedingungen.

    Erst im zweiten Jahr

    Wenn ich die Vergleichsdaten durchscrolle, sehe ich, dass viele Vögel oder Insekten noch gar nicht gemeldet wurden. „Wir sind auch erst im zweiten Jahr“, meint Christoph Dreiser. „Angefangen haben wir 2021 mit 160 Meldungen, jetzt, im September 2022 haben wir bereits 420 Meldungen. Insgesamt müssen wir die Daten über einen Zeitraum von zehn, zwanzig Jahren erfassen. Dann haben sie Aussagekraft.“

    Ich habe auf dem Weg zum Buhlbachsee intensiver auf meine Umgebung geschaut. Und den Vögeln gelauscht. Wenn ich auch weder Bergfink, noch Kranich entdecken konnte… Und für Kinder ist die App bestimmt eine gute Motivation, um weiterzuwandern. Allerdings gilt sie nur für den Nationalpark und die Region drumherum.

    Idyll pur – der Buhlbachsee

    Ich bin mittlerweile am idyllischen Buhlbachsee angekommen. Schmetterlinge tanzen. Ein paar Vögel singen. Enten dümpeln im Wasser. Auch Forscherinnen brauchen eine Pause. Deshalb packe ich das Smartphone erst mal weg, genieße die warmen Sonnenstrahlen des Spätsommers, den herrlich gelegenen See – und die Stille.

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    Iris Lemanczyk

    Bloggt im Auftrag der Nationalparkverwaltung aus dem Nationalpark Schwarzwald.

     

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    Andreas Forch

    Arbeitet mit Bloggerin Iris im Team und macht die Bilder und Videos für ihre Blogbeiträge.