Auf zum Wilden See

08.09.2023 von Iris Lemanczyk, Nina Blazon in Kategorie : Blog
  • Es ist ein Klassiker – die Wanderung zum Wild See. Ein variabler Klassiker. Die Kurzvariante geht zum See und wieder zurück und ist rund 6,5Kilometer lang. Man kann aber noch einen Schlenker über die Darmstädter Hütte (8 Kilometer) einbauen. Oder gar die Hornisgrinde miteinbeziehen, dann sind es rund 14 Kilometer.

    Los geht‘s beim Besucherzentrum

    Startpunkt ist beim Besucherzentrum am Ruhestein. Ein geschotterter Weg geht in Serpentinen hoch zum Seekopf. Etwas weniger Ambitionierte können auch mit dem Sessellift nach oben schweben. Im Spätsommer wird man auf der einen Seite von einem Meer aus Erika empfangen. Auf der anderen vom Bannwald, in dem es sich auch schon mal der Borkenkäfer schmecken lässt.

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    Die Erika sind Teil der Grinden, also der waldfreien Bergheiden mit Preiselbeeren, Heidelbeeren und mit Latschenkiefern. Sie sind Lebensraum für die Kreuzotter, den seltenen Wiesenpieper, das noch seltenere Auerhuhn, die alpine Gebirgsschrecke und viele Schmetterlinge. Schmetterlinge sehen wir, aber nur Schmetterlinge.

    Wir wandern auf dem Seekopf entlang, staunen, dass selbst an einem Montag ganz schön was los ist. Aber kurz darauf staunen wir nur noch über den Wild-See-Blick. In gut 120 Metern Tiefe zeigt sich, umringt von Tannen und Fichten, der Wilde See. Ein Karsee, entstanden in der jüngsten Eiszeit durch Gletscher und Schnee. Denn vor etwa 12 000 Jahren floss hier eine dicke Eisschicht und formte diesen traumhaften Ausblick.

    Der Wild-See-Blick ist nicht nur ein Blick in die Tiefe, auch in die Weite. Hier lassen sich die Ausmaße des Nationalparks erahnen. Schutzgebiet, fast so weit das Auge reicht. Hier gibt es auch einen Blick zurück in die Vergangenheit, zu Eutings Grab.

    Eutings Grab

    Geheimrat Prof. Dr. Julius Euting, geboren 1839 in Stuttgart, gestorben 1913 in Straßburg. Schwarzwaldliebhaber war der Herr Professor durch und durch. Ruhesteinvater wurde er auch genannt. Euting sprach zehn Sprachen, konnte auch noch wunderbar malen und zeichnen. Viele Skizzen und Aquarelle zeigen immer wieder seinen Schwarzwald. Und er war ein Mahner. Schon früh warb er für einen sanften Schwarzwaldtourismus.

    Euting wird Humor gehabt haben. Wie sonst kann es sein, dass er sich zu Lebzeiten mit dem Gedenkstein am Euting-Grab hat fotografieren lassen. Das Foto hat er als Postkarte verschickt und geschrieben: „Prof. Dr. Julius Euting an seiner künftigen letzten Ruhestätte.“ Irgendwie haben er und seine Hinterbliebenen es hinbekommen, dass er an dieser schönen Stelle im Schwarzwald ruhen darf. Das wäre heutzutage undenkbar.

    Ein Tässchen Mokka

    Angeblich hat Euting testamentarisch veranlasst, dass jedes Jahr zu seinem Geburtstag, also am 11. Juli, an seinem Grab arabischer Mokka ausgeschenkt werden soll. Denn Euting war Orientalist, viele Forschungsreisen führten ihn nach Ägypten auf den Sinai und nach Syrien. Für dieses Jahr kommt die Info zu spät, aber 2024 werde ich dort sein und auf ein Tässchen Mokka hoffen.

    Nicht weit hinter Eutings Grab beginnt der Abstieg zum Wild See. Ein schmaler Pfad, versetzt mit Buntsandsteinbrocken und Wurzelwerk. Zaunkönige singen. Immer wieder erhaschen wir einen Seeblick durch die Bäume.

    Eine Familie aus Rom begegnet uns. Ihre zwei wanderbegeisterten Kinder voran. „Der Schwarzwald ist wunderbar“, schwärmt der Vater auf Englisch. „Wir sind eine Woche hier und lieben es.“

    In engen Serpentinen geht es weiter bergab. Immer wieder klettern wir über Baumstämme, die auf dem Weg liegen. Mit jedem Meter eine Spur wilder. Der Wald hier ist schon seit mehr als 100 Jahren Bannwald. Das heißt, er ist für die Holznutzung tabu.

    Dann treffe ich auf eine gute, alte Bekannte: die Großvatertanne – uralt, groß, krumm. Ich durfte sie bereits für einen früheren Blogeintrag kennenlernen Ich-die-grossvatertanne

    Am Wilden See watscheln ein paar Enten den italienischen Kindern hinterher, die barfuß die Wassertemperatur testen. Die Kinder kichern, die Enten schnattern. Eine Libelle umschwirrt sie.

    Wir haben nun die Wahl: auf direktem Weg zurück zum Ruhestein, über die Darmstädter Hütte oder über Hornisgrinde und Mummelsee…

    3 Kommentare

    08.09.2023 um 14:44 Uhr von Gast:

    Einladung ins kühle Nass!
    Sehr einladend, eine Tour zum Wilden See, insbesondere, wenn’s daheim 30°C im Schatten hat. Ich vermisse nur Eutings Grab, oder habe ich etwas übersehen? Eine sehr schöne Einladung, an das kühle Nass zu kommen. Dankeschön!
    Antworten

    12.09.2023 um 15:52 Uhr von Pressestelle:

    Antwort
    Vielen Dank für Ihren netten Kommentar! Eutings Grab kam tatsächlich nur textlich vor, bildlich diesmal nicht.

    10.09.2023 um 18:28 Uhr von Gast:

    Zusammenhängeguterklärt
    EinsehrschönerBeitrag,derwiedereinmalvieleZusammenhängeguterklärt.Mansiehtjanur,wasmanweiß.Hoffentlichlesenihnviele!
    Antworten

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    Zur Person

    Iris Lemanczyk

    Bloggt im Auftrag der Nationalparkverwaltung aus dem Nationalpark Schwarzwald.

     

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    Nina Blazon

    Arbeitet mit Bloggerin Iris im Team und macht die Bilder und Videos für ihre Blogbeiträge.