Auf zum Wilden See
Es ist ein Klassiker – die Wanderung zum Wild See. Ein variabler Klassiker. Die Kurzvariante geht zum See und wieder zurück und ist rund 6,5Kilometer lang. Man kann aber noch einen Schlenker über die Darmstädter Hütte (8 Kilometer) einbauen. Oder gar die Hornisgrinde miteinbeziehen, dann sind es rund 14 Kilometer.
Los geht‘s beim Besucherzentrum
Startpunkt ist beim Besucherzentrum am Ruhestein. Ein geschotterter Weg geht in Serpentinen hoch zum Seekopf. Etwas weniger Ambitionierte können auch mit dem Sessellift nach oben schweben. Im Spätsommer wird man auf der einen Seite von einem Meer aus Erika empfangen. Auf der anderen vom Bannwald, in dem es sich auch schon mal der Borkenkäfer schmecken lässt.
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![Abwechslungsreiche Landschaft auf dem Seekopf. © Nina Blazon Umgestürzter Baum auf einer Wiese, dahinter ein grüner Nadelbaum. Foto: Nina Blazon](/fileadmin/_processed_/2/b/csm_Blog_20230908_Seekopf_Blazon_2b57273942.jpg)
Die Erika sind Teil der Grinden, also der waldfreien Bergheiden mit Preiselbeeren, Heidelbeeren und mit Latschenkiefern. Sie sind Lebensraum für die Kreuzotter, den seltenen Wiesenpieper, das noch seltenere Auerhuhn, die alpine Gebirgsschrecke und viele Schmetterlinge. Schmetterlinge sehen wir, aber nur Schmetterlinge.
![Erika künden vom nahenden Herbst. © Nina Blazon Lila blühende Blumen am Wegesrand. Foto: Nina Blazon](/fileadmin/_processed_/2/3/csm_Blog_20230908_Erika_Blazon_7616c8e031.jpg)
![Gelb tummelt sich bei Gelb. © Nina Blazon Gelber Schmetterling auf gelben Blumen. Foto: Nina Blazon](/fileadmin/_processed_/e/a/csm_Blog_20230908_gelb_Blazon_0b61a7b02c.jpg)
Wir wandern auf dem Seekopf entlang, staunen, dass selbst an einem Montag ganz schön was los ist. Aber kurz darauf staunen wir nur noch über den Wild-See-Blick. In gut 120 Metern Tiefe zeigt sich, umringt von Tannen und Fichten, der Wilde See. Ein Karsee, entstanden in der jüngsten Eiszeit durch Gletscher und Schnee. Denn vor etwa 12 000 Jahren floss hier eine dicke Eisschicht und formte diesen traumhaften Ausblick.
![Was für ein Ausblick! © Nina Blazon Ausblick auf waldbewachsene Hügellandschaft, um Vordergrund große Steine. Foto: Nina Blazon](/fileadmin/_processed_/6/8/csm_Blog_20230908_Ausblick_Blazon_ef96dc38a2.jpg)
Der Wild-See-Blick ist nicht nur ein Blick in die Tiefe, auch in die Weite. Hier lassen sich die Ausmaße des Nationalparks erahnen. Schutzgebiet, fast so weit das Auge reicht. Hier gibt es auch einen Blick zurück in die Vergangenheit, zu Eutings Grab.
Eutings Grab
Geheimrat Prof. Dr. Julius Euting, geboren 1839 in Stuttgart, gestorben 1913 in Straßburg. Schwarzwaldliebhaber war der Herr Professor durch und durch. Ruhesteinvater wurde er auch genannt. Euting sprach zehn Sprachen, konnte auch noch wunderbar malen und zeichnen. Viele Skizzen und Aquarelle zeigen immer wieder seinen Schwarzwald. Und er war ein Mahner. Schon früh warb er für einen sanften Schwarzwaldtourismus.
Euting wird Humor gehabt haben. Wie sonst kann es sein, dass er sich zu Lebzeiten mit dem Gedenkstein am Euting-Grab hat fotografieren lassen. Das Foto hat er als Postkarte verschickt und geschrieben: „Prof. Dr. Julius Euting an seiner künftigen letzten Ruhestätte.“ Irgendwie haben er und seine Hinterbliebenen es hinbekommen, dass er an dieser schönen Stelle im Schwarzwald ruhen darf. Das wäre heutzutage undenkbar.
Ein Tässchen Mokka
Angeblich hat Euting testamentarisch veranlasst, dass jedes Jahr zu seinem Geburtstag, also am 11. Juli, an seinem Grab arabischer Mokka ausgeschenkt werden soll. Denn Euting war Orientalist, viele Forschungsreisen führten ihn nach Ägypten auf den Sinai und nach Syrien. Für dieses Jahr kommt die Info zu spät, aber 2024 werde ich dort sein und auf ein Tässchen Mokka hoffen.
![Trittsicherheit ist von Vorteil. © Nina Blazon Weg mit vielen Wurzeln und Steinen. Foto: Nina Blazon](/fileadmin/Mediendatenbank_Nationalpark/Pressemitteilungen_und_Blog/2023/Blog_20230908_Weg_Blazon.jpg)
Nicht weit hinter Eutings Grab beginnt der Abstieg zum Wild See. Ein schmaler Pfad, versetzt mit Buntsandsteinbrocken und Wurzelwerk. Zaunkönige singen. Immer wieder erhaschen wir einen Seeblick durch die Bäume.
![Bei Regen kann es rutschig werden. © Nina Blazon Rötlicher Weg mit vielen Steinen. Foto: Nina Blazon](/fileadmin/_processed_/f/b/csm_Blog_20230908_Trittsicherheit_Blazon_6fa5027519.jpg)
Eine Familie aus Rom begegnet uns. Ihre zwei wanderbegeisterten Kinder voran. „Der Schwarzwald ist wunderbar“, schwärmt der Vater auf Englisch. „Wir sind eine Woche hier und lieben es.“
![Zwergenfeuer nennen die Ranger diesen Pilz. © Nina Blazon Auf einem moosbewachsenen Baumstamm wächst ein orangefarbener Pilz in die Höhe. Foto: Nina Blazon](/fileadmin/_processed_/6/a/csm_Blog_20230908_Zwergenfeuer_Blazon_8f984898e1.jpg)
![Augenschmaus am Wegesrand. © Nina Blazon Grüne Pflanzen zwischen grünem Gras. Foto: Nina Blazon](/fileadmin/Mediendatenbank_Nationalpark/Pressemitteilungen_und_Blog/2023/Blog_20230908_Augenschmaus_Blazon.jpg)
In engen Serpentinen geht es weiter bergab. Immer wieder klettern wir über Baumstämme, die auf dem Weg liegen. Mit jedem Meter eine Spur wilder. Der Wald hier ist schon seit mehr als 100 Jahren Bannwald. Das heißt, er ist für die Holznutzung tabu.
![Mehr über Stock als über Stein. © Iris Lemanczyk Ein Stamm liegt quer über einem Weg. Foto: Iris Lemanczyk](/fileadmin/Mediendatenbank_Nationalpark/Pressemitteilungen_und_Blog/2023/Blog_20230908_Hindernis_Lemanczyk.jpg)
Dann treffe ich auf eine gute, alte Bekannte: die Großvatertanne – uralt, groß, krumm. Ich durfte sie bereits für einen früheren Blogeintrag kennenlernen Ich-die-grossvatertanne
![Eine uralte Bekannte: die Großvatertanne. © Iris Lemanczyk Mächtiger Baumstamm am Wegesrand. Foto: Iris Lemanczyk](/fileadmin/Mediendatenbank_Nationalpark/Pressemitteilungen_und_Blog/2023/Blog_20230908_Grossvatertanne_Lemanczyk.jpg)
Am Wilden See watscheln ein paar Enten den italienischen Kindern hinterher, die barfuß die Wassertemperatur testen. Die Kinder kichern, die Enten schnattern. Eine Libelle umschwirrt sie.
![Pause am Wilden See. © IrisLemanczyk Blick auf einen See, von Bäumen umgeben, zwei Menschen stehen am Ufer. Foto: Iris Lemanczyk](/fileadmin/Mediendatenbank_Nationalpark/Pressemitteilungen_und_Blog/2023/Blog_20230908_Pause_Lemancyk.jpg)
Wir haben nun die Wahl: auf direktem Weg zurück zum Ruhestein, über die Darmstädter Hütte oder über Hornisgrinde und Mummelsee…
![Idyll im Nationalpark: der Wilde See. © Iris Lemanczyk Blick auf einen See, von Bäumen umgeben, diese spiegeln sich im blauen Wasser. Foto: Iris Lemanzyk](/fileadmin/_processed_/c/9/csm_Blog_20230908_Idyll_Lemanczyk_295587cd88.jpg)
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Zur Person
![Iris Lemanczyk © Andreas Forch](/fileadmin/_processed_/9/a/csm_IrisLemanczyk_c_AndreasForch_ba73891303.jpg)
Iris Lemanczyk
Bloggt im Auftrag der Nationalparkverwaltung aus dem Nationalpark Schwarzwald.
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![Nina Blazon © Holger Strehlow](/fileadmin/_processed_/9/c/csm_Nina-Blazon_b9b70acbf8.jpg)
Nina Blazon
Arbeitet mit Bloggerin Iris im Team und macht die Bilder und Videos für ihre Blogbeiträge.
3 Kommentare
08.09.2023 um 14:44 Uhr von Gast:
12.09.2023 um 15:52 Uhr von Pressestelle:
10.09.2023 um 18:28 Uhr von Gast: