Wenn die Nacht beginnt...
… heißt die Veranstaltung, die sich in erster Linie an Kinder richtet. Deshalb tummeln sich auch 13 Kinder samt Eltern beim Treffpunkt am Mummelsee. Julius klettert an der Bushaltestelle rum, Mathilda schaut sich interessiert die Kamera von Andreas, dem Fotografen, an. Und zwei Mütter stellen fest, dass sie sich bereits von einer gemeinsamen Wanderung im Nationalpark kennen.
„Wir sind hier nicht im Nationalpark, aber im Erweiterungsgebiet“, gesteht ein anderer Andreas. Andreas, der Guide, der im Nationalpark zum Team „Wildnispädagogik“ gehört, und auch Lehrer an der Schule in Seebach ist.
Ein Mandala fürs Kennenlernen
Hinterm Hotel am Mummelsee breitet er ein Waldmandala mit Zapfen, Ästen, Steinen und Farnspitzen aus. Jedes Kind nimmt sich etwas vom Mandala und stellt sich vor. Da ist Julius, der Klettermaxe aus Bischweier, genauso wie Leni. Salome aus Kappelrodeck nimmt sich einen Zapfen, Samuel kommt aus Stadelhofen und Clara aus Offenburg.
Noch ist das Waldmandala nicht fertig.
„Was ist ein Nationalpark?“, will Andreas, der Lehrer, wissen. „Ein geschützter Bereich“, weiß Lisa und Leni fügt hinzu: „Hier lässt man die Natur in Ruhe. Hier dürfen keine Bäume gefällt werden. Deshalb können sie so richtig alt werden.“ Die Kinder kennen sich aus.
Spielerisch bergauf
Wir wandern bergauf, Richtung Hornisgrinde. Samuel, Julius, Johann und ein paar andere rennen voraus. Noch ist es recht hell. Zeit für ein Ratespiel. „Hab ich Flügel? Hab ich vier Beine? Hab ich ein Fell? Bin ich ein Raubtier?“ Durch Fragen erraten die Kinder, welches Tierkärtchen auf ihrem Rücken klebt. Luchs, Wildschwein, Fledermaus, Ameise. „Ein Feuersalamander“, errät Lisa. Julius Tier ist ein Hirsch. „Ist das Reh die Frau vom Hirsch?“, will Andreas wissen. „Nein, das sind die Hirschkühe.“ Salome weiß Bescheid.
Was bin ich?
Nebel zieht auf, während wir auf einen schmalen, steinigen Pfad abbiegen. Für die Kinder wird es jetzt richtig dunkel. Denn sie bekommen eine Augenbinde. Blind lassen sie sich von Papa oder Mama an der Hand führen. „Rechts ist ein großer Stein“, sagt der Papa. Samuel macht einen großen Schritt, um den Stein zu umgehen. „90 Grad nach links drehen“, gibt Lisas Mutter an. Lisa ist schon zwölf, sie möchte nur mit Kommandos geführt werden.
Bereit für den Weg in kompletter Dunkelheit.
Ohne Vertrauen geht‘s nicht.
Trotz Wolken gibt es auf der Hornisgrinde einen wunderbaren Sonnenuntergang. „Warum machst du deine Stirnlampe aus?“, fragt Johann, nachdem wir einen uralten, riesigen Grenzstein bewundert haben. „Weil es noch nicht ganz dunkel ist und weil ich gerne im Dunkeln unterwegs bin“, sagt Andreas. Schwupps werden alle Stirnlampen ausgeknipst. Und wirklich, wir gewöhnen uns schnell an die Dunkelheit. Denn es ist dunkle, aber nicht tiefschwarze Nacht. Im Dunkeln geht’s einen steilen Pfad entlang, der mit Felsbrocken versetzt ist. Die Kinder scheinen von Felsbrocken zu Felsbrocken zu tanzen. Von Müdigkeit ist nichts zu spüren.
Wenn die Nacht beginnt, gewöhnt sich das Auge an die Dunkelheit.
Wo ist Baden? Wo ist Württemberg? Der Grenzstein verrät es.
Vielleicht ist die kleine Mathilda doch müde, denn sie stolpert und fällt. Weinend, aber tapfer geht sie weiter. Wir steigen ab bis zum Mummelsee. Dort wollen wir Fledermäuse beobachten. Andreas hat ein Gerät dabei, mit dem wir die Ultraschalllaute hören können, die Fledermäuse über Mund oder Nase aussenden, um sich über die sogenannte Echoortung zu orientieren. Sobald wir eine Fledermaus erahnen, die über die Wasserfläche fliegt, knipst Andreas seine Taschenlampe an, um die Fledermaus zu sehen. Zweimal entdecken wir Fledermäuse. Doch dann macht sich bei allen die Müdigkeit breit. Mathilda will trotzdem noch nicht heim.
Viele weitere spannende Führungen und Angebote gibt es im Veranstaltungskalender - reinschauen lohnt sich. Anmeldung erforderlich.
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Zur Person
Iris Lemanczyk
Bloggt im Auftrag der Nationalparkverwaltung aus dem Nationalpark Schwarzwald.
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Andreas Forch
Arbeitet mit Bloggerin Iris im Team und macht die Bilder und Videos für ihre Blogbeiträge.
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