Europäische Stechpalme

Die Art des Monats Dezember 2023

01.12.2023 von Dr. Stefanie Gärtner in Kategorie : Art des Monats
  • Die Art des Monats ist die Europäische Stechpalme - Ilex aquifolium L.

    Neben Tanne und Fichte gibt es in unseren Breiten kaum eine Pflanzenart, die mehr die vorweihnachtliche Dekoration prägt als die Stechpalme. Dafür spricht ihr dunkelgrünes, glänzendes Laub und die roten Früchte die in wintermilden Regionen für weihnachtliche Aufmerksamkeit sorgen (Abb 1).

    Allerdings leitet sich der deutsche Name – Stechpalme – von ihrer früheren österlichen Nutzung ab. In Ermangelung echter Palmen wurden die immergrünen Zweige am Palmsonntag genutzt und offensichtlich stechen die Blätter und zum Teil auch die Zweige mit ihren Dornen.

    In der Nationalparkregion erinnern auch Flurnamen an die Verbreitung und Nutzung, z.B. Palmenwald in Freudenstadt. Ein weiterer alter Name ist „Hülse“ und bedeutet „spitz, stechend“ und ist angelehnt an die englische Bezeichnung „Holly“ wie in "Hollywood".

    Achtung: die Art ist nach Bundesartenschutzverordnung streng geschützt!

    Der Überzug mit einer glänzenden Wachsschicht schützt die Blätter vor Erwärmung und Verdunstung, und trägt so zur Trockenheitsresistenz der Pflanzen bei. Die ledrigen Blätter können ein bis vier Jahre alt werden (Abb 2).

    Wer sich die Sträucher (meist ein bis fünf Meter hoch) oder kleinen Bäume (in unsere Region maximal zehn Meter hoch) genau ansieht, kann eine hohe Variabilität der Blattformen feststellen. Im unteren Bereich der Pflanze sind die eiförmigen Blätter eingebuchtet und haben lang ausgezogenen Dornen, während sie im oberen Bereich meist keine Dornen oder Buchten aufweisen (Abb 2).

    Waldweide förderte die europäischen Stechpalme, da die Dornen als Fraßschutz Vorteile gegenüber anderen Sträuchern boten. Wenn die Knospen und jungen Blätter trotzdem gefressen werden, dann regt das das Wachstum der Seitentriebe und den Austrieb von Wurzelsprossen an und der Strauch wird noch dichter (Abb 3).

    Nicht nur die Blätter der Stechpalme sind variabel. Die Art ist funktionell zweihäusig, kurz gesagt: es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Die relativ unscheinbaren Blüten (Mai bis Juni) werden von Insekten, hauptsächlich Wildbienen und Wespen, bestäubt.

    Wer sich einen Strauch wegen der hübschen roten Früchte in den Garten pflanzen möchte, der sollte in einer Gärtnerei gezielt nach einer weiblichen Pflanze fragen oder besser gleich im Spätherbst oder frühen Frühjahr eine mit Früchten aussuchen (vgl. Abb 4).

    Allerdings ist zu bedenken, dass die roten Steinfrüchte wie auch die Blätter für Säugetiere giftige Wirkstoffe enthalten. So sollen 20 bis 30 Früchte für erwachsene Menschen tödlich sein, beim Hund reichen schon 20. Symptome sind Erbrechen, Durchfall und Herzrhythmusstörungen.

    Der Kontrast zwischen dunkelgrünen Blättern und roten Früchten wirkt im Winter nicht nur auf Menschen anziehend. Die Früchte bleiben oft lange am Strauch und erst, wenn sie überreif sind, oder nach mehreren Frösten, werden sie innerhalb weniger Tage von Vögeln abgeerntet. Im Gegensatz zu Säugetieren werden die Früchte von Vögeln gut verdaut und dadurch auch verbreitet. Besonders Amseln vermehren sie so in Siedlungsnähe.

    Ihr natürliches Verbreitungsgebiet hat die sehr schattentolerante Europäische Stechpalme in Mitteleuropa in wintermilden und regenreichen Lagen in Wäldern. Im Schwarzwald ist sie vor allem in buchendominierten Wäldern oder in Schluchtwäldern zu finden.

    Die östliche Verbreitungsgrenze reicht im Westschwarzwald bis auf 835 Meter, dort befindet sich ihre aus der Verteilung der Fundpunkte abgeleitete statistisch signifikante regionale Ostgrenze (Abb 5). Am besten erklären lässt sich diese Grenze durch das Klima: die Mitteltemperaturen des Winterhalbjahres, die Minimaltemperaturen des Winters, die Mitteltemperaturen des Januars sowie die Anzahl der Frosttage. Kurz: das Vorkommen der Europäischen Stechpalme ist begrenzt durch lange Kälte im Winter. Im Nationalpark wird das Forschungsteam genau beobachten, welche Effekte das sich ändernde Klima auf die Verbreitung der Stechpalme hat.

    1 Kommentar

    09.04.2024 um 08:06 Uhr von Gast:

    Stechpalme
    Auch auf einer Alpweide im Allgäu bei Steibis in ca 1000m Höhe hab ich ein schönes Exemplar von ca 6m Höhe entdeckt.
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