Wendehals

Die Art des Monats Mai 2024

01.05.2024 von Esther Del Val Alfaro in Kategorie : Art des Monats
  • In unserer Kategorie "Die Art des Monats" stellen Ihnen unsere Artexpertinnen und -experten jeden Monat eine Spezies vor, die im Nationalpark Schwarzwald vorkommt.

    Die Art des Monats ist der Wendehals (Jynx torquilla)

    Der Newcomer: der Wendehals

    Der Wendehals ist der einzige Weitstreckenzieher unter den Spechtvögeln Europas. Im August/September zieht er in seine Winterquartiere südlich der Sahara und kehrt erst Ende April nach Mitteleuropa zurück.

    Sein Aussehen und Verhalten erinnert allerdings in keinster Weise an einen Specht:  Er hat eine unauffälliges, rindenfarbiges Gefieder, trommelt nicht und kann selbst keine Höhlen bauen. Die Eier legt er oft auf den blanken Boden der verlassenen Höhlen anderer Spechte. Seinen Namen hat er von der Fähigkeit den Hals schlangenartig nach allen Richtungen zu drehen und zu wenden, wenn er sich bedroht fühlt.

    Der Wendehals ist ein absoluter Nahrungsspezialist. Mit seiner langen, klebrigen Zunge durchsucht er gezielt auf dem Boden die Nester der Ameisen nach den energiereichen Larven und Puppen. Dafür benötigt er offene, strukturreiche Flächen wie Waldlichtungen, Windwurfflächen, Obstwiesen oder Parks.

    Bis Ende des 20. Jahrhunderts war der Wendehals in den höheren Lagen des Nordschwarzwalds nur ein sehr seltener Gastvogel auf dem Zug. Aufgrund seiner Vorliebe für warmes Klima gab es bis dahin keine Brutvorkommen oberhalb 700 Metern. Seit wenigen Jahren jedoch konnte sich überraschenderweise eine Wendehals-Population in den Hochlagen des Nordschwarzwaldes etablieren. Die Gründe hierfür liegen vor allem in den erst in jüngerer Zeit entstandenen Waldstrukturen durch Sturmwurf und Borkenkäferfraß. Vor allem die durch den Orkan Lothar verursachten riesigen Windwürfe lieferten dabei eine Initialzündung, in deren Folge sich der Wendehals im Nordschwarzwald immer weiter ausbreiten konnte.

    Daneben hat sich wohl auch die klimatische Situation im Sommer durch die messbare Temperaturzunahme im Frühjahr und Sommer für den Wendehals verbessert und die Besiedlung der hohen Gebirgslage erst ermöglicht. Die Akkumulation von Totholz und das wärmere Mikroklima auf den Sturmflächen haben die Nahrungssituation ebenfalls nachhaltig begünstigt. 

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    Zur Person

    Esther Del Val Alfaro

    Forschungs-Konzeption, Vertebraten-Monitoring und Artenschutz

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    esther.delvalalfaro@nlp.bwl.de