Frühling im Nationalpark: Willkommen in der Welt der Wunder

29.04.2021 von Oliver Gewald in Kategorie : Blog
  • Wenn der letzte Schnee geschmolzen ist, erwacht die Natur im Nationalpark auf wundersame Art wieder zum Leben. Nationalparkblogger Oliver Gewald hat mal geschaut, was sich im Frühjahr im Unterholz des Schwarzwaldes so tut.

    Ungewöhnlich kalt ist es an diesem Morgen im April, als ich für einen Videodreh im Wald unterwegs bin. Der Winter hat seine Spuren hinterlassen, statt bunter Farben dominieren an diesem Tag die Grautöne. Es ist das erste Mal, dass ich zu dieser Jahreszeit hier unterwegs bin. Ich bin beeindruckt davon, wie mich die Stille fast erschlägt – als würde die Natur gerade tief durchatmen und sich dabei von den Schneemassen erholen, die hier noch vor wenigen Wochen das Bild geprägt haben. Der letzte Winter war besonders hart und lang. Das ist für die Natur eine Herausforderung – und umso mehr freut es mich, wenn ich an diesem Morgen immer wieder einen Vogel in der Ferne pfeifen höre. Das Leben im Nationalpark erwacht.

     „Wir leben auf einem blauen Planet’, der sich um einen Feuerball dreht, mit nem Mond, der die Meere bewegt – und du glaubst nicht an Wunder?“ Diese Zeilen von Rapper Marteria habe ich an diesem Morgen immer wieder im Kopf. An einem Ort, wo vor wenigen Wochen noch ein ganzer Meter Schnee lag, kämpft sich jetzt die Natur zurück. Aus einem Erdboden, der über Monate mit Eis bedeckt war, sprießt neues Leben – eigentlich total verrückt, oder? Grund genug, dem Ganzen mal ein bisschen mehr Aufmerksamkeit zu schenken, finde ich. Was passiert hier eigentlich genau im Frühjahr, wenn plötzlich alles wieder grünt und blüht?

    Wenn der Winter vorbei ist, beginnt die Paarungszeit

    Timo Pfaff hat für dieses Naturschauspiel Jahr für Jahr den besten Platz – denn als Ranger ist er fast täglich im Nationalpark unterwegs. Gerade hat er mit seinen Kolleginnen und Kollegen Schilder aufgestellt, um auf die Amphibienwanderungen hinzuweisen; noch so ein kleines Wunder. „Im Frühjahr erwacht die ganze Natur“, erklärt er. „Das fängt bei den Tieren an: Sie erwachen aus dem Winterschlaf, der Winterruhe oder der Winterstarre – und natürlich kehren auch die Zugvögel zurück.“ Wie sich die verschiedenen Waldbewohner durch die kalte Jahreszeit kämpfen und welche ausgefuchsten Tricks sie dabei einsetzen, hat meine Kollegin Sandy bereits herausgefunden, siehe ihren Blogartikel. Heute soll es aber darum gehen, was nach diesem langen Schlaf passiert.

    „Sobald es wärmer wird, beginnt bei vielen Tieren die Paarungszeit“, erzählt der Ranger. Gerade dann sei es wichtig, den Waldbewohnern auch die nötige Ruhe zu geben. Dafür werden ab März bis teilweise in den Juni hinein immer wieder einzelne Wege gesperrt. „Damit entstehen Schutzzonen, die vor allem auch bedrohte Tierarten zur Paarung und Aufzucht ihrer Jungen nutzen.“ Dazu zählt etwa das Auerhuhn.

    „Wir haben im Nationalpark eine ganz besondere Verantwortung“, erklärt Timo Pfaff. „Wir versuchen es den Tieren mit diesen Zonen so einfach wie möglich zu machen und weisen auch mit Schildern auf besondere Rücksichtnahme hin.“ Dazu gehören die Warnhinweise zur Amphibienwanderung.  Im Frühjahr machen sie sich auf den Weg zu ihren Laichstätten. „Dann sollten Besucher besonders achtsam sein – auch auf den normalen Wanderwegen. Da sind dann nämlich gerne mal kleinere Tierchen unterwegs, mit denen man dort gar nicht rechnet.“

    Der Huflattich wagt den ersten Schritt

    Natürlich gelten auch auf diesen Wegen die üblichen Regeln: Hunde an die Leine und immer schön auf dem Wanderweg bleiben. Wer zu dieser Jahreszeit nämlich danebentritt, könnte eine der ersten Knospen in den Boden stampfen: „Sobald der letzte Schnee geschmolzen ist, blühen Pflanzen wie der Huflattich, der den Wegesrand schön gelb färbt.“ Ab diesem Zeitpunkt dauert es nur noch wenige Wochen, bis der Nationalpark wieder in seiner ganzen Pracht erstrahlt. „Natürlich gibt es dabei große Unterschiede: Auf 1.000 Metern Höhe braucht die Natur doch noch ein bisschen länger, bis dort alles grünt“, ergänzt der Ranger.

    Grund dafür seien die vergleichsweise langen Winter auf dieser Höhe. Zwar habe sich das Ökosystem über die Jahrhunderte ganz gut an die rauen Verhältnisse in dieser Höhe gewöhnt, trotzdem können ungewöhnliche Wetterphänomene das ganze Naturschauspiel ausbremsen. Beispielsweise wenn es zu früh zu warm wird, die Pflanzen austreiben und dann doch noch ein Frosteinbruch alles erfrieren lässt. Welchen Einfluss dabei der Klimawandel in Zukunft auf das Ökosystem im Schwarzwald hat, bleibt auch abzuwarten. „Das müssen wir beobachten – das ist schließlich unsere Aufgabe im Nationalpark.“

    Ganz verhindern können auch ungewöhnliche Ereignisse das Erwachen der Natur aber nicht, da ist sich auch der Ranger sicher: „Dann dauert das Ganze zwar ein bisschen länger – aber spätestens im Juni ist hier trotzdem alles wieder schön grün.“ Eine echte Welt der Wunder eben.

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    Zur Person

    Oliver Gewald

    Bloggt im Auftrag von Kresse & Discher für den Nationalpark Schwarzwald.


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