Moor-Birke

Die Art des Monats August 2023

01.08.2023 von Dr. Stefanie Gärtner in Kategorie : Art des Monats
  • Die Art des Monats und ebenfalls Baum des Jahres 2023 ist die Moor-Birke.

    Wie ihr Name schon sagt, steht die Moor-Birke Betula pubescens (Erh.) stellvertretend für einen sensiblen und gefährdeten Lebensraum: das Moor. So kommt sie im Nationalpark besonders häufig dort vor, wo wir stehendes Wasser finden: an den Ufern der Karseen, aber auch auf ihnen. Zum Beispiel auf den Schwingrasen am Buhlbachsee (Abb 1) und am Huzenbacher See.

    Die Moor-Birke verträgt nicht nur sehr viel Feuchtigkeit, sondern ist grundsätzlich eine Pionierbaumart, d.h. sie besiedelt als eine der ersten Gehölze nährstoffarme und meist saure Rohböden (das sind Standorte mit wenig oder gar keiner Bodenentwicklung auf silikatischem Ausgangsgestein). Im Nationalpark zum Beispiel die Blockhalden. Dass sie dort im Gegensatz zu vielen anderen Gefäßpflanzenarten (über)leben kann, bedeutet aber nicht, dass sie dort besonders gut wächst, wie Abb 2 zeigt.

    Dass die Art mit extremen Bedingungen zurechtkommt, zeigt sich auch daran, dass sie von den Hochlagen der Alpen bis nördlich des Polarkreises an der Baumgrenze vorkommt (Frosthärte bis ca. -45°C). Ihre rasche und weite Verbreitung verdankt sie ihren typischen Pioniereigenschaften, zu denen unter anderem die sehr leichten und sehr kleinen Samen gehören, die in großen Mengen produziert werden und sich mit Hilfe von Wind und Wasser weit verbreiten können.

    Diese und viele andere Eigenschaften hat sie gemeinsam mit der Sand- oder Hängebirke. Zur Unterscheidung der beiden Arten hilft die Wuchsform (der Habitus) (Abb 3). Typisch für die Moor-Birke ist die flaumige Behaarung der jungen Zweige, Knospen und Blätter zumindest im Frühjahr. Wahrscheinlich trägt sie daher die alternative Bezeichnung „Haar-Birke“ und den wissenschaftlichen Artnamen „pubescens“ – „behaart“.

    Die Bestimmung der Birkenarten wird dadurch erschwert, dass sich Hänge- und Moor-Birke bei gemeinsamen Vorkommen kreuzen. Durch natürliche Einkreuzung von Merkmalen der Hänge-Birke in Moor-Birken-Populationen wurde auch im Schwarzwald die Karpaten-Birke (als eigene Art: Betula carpatica oder Unterart: Betula pubescence subsp. carpatica) abgespalten. Durch Kreuzung und Rückkreuzung entstehen jedoch Formenschwärme, die sehr schwer zu unterscheiden sind. Nach neuerer Auffassung wird die Karpatenbirke daher nicht mehr als eigene Art oder Unterart angesehen, sondern der sehr variablen Betula pubescens zugeordnet.

    Als Pionier und Besiedler ungünstiger Standorte wird die Moor-Birke in der Regel nicht sehr groß und auch nicht sehr alt. Ein Exemplar im Schwenninger Moos bei Villingen-Schwenningen gilt mit einer Höhe von fast 30 Metern und einem Stammumfang von drei Metern (gemessen in 1,3 Metern Höhe) als größte Moor-Birke Deutschlands. Im Nationalpark finden wir zwar nicht die höchsten oder ältesten, aber ebenfalls stattliche Exemplare auf den Grinden (Abb 3).

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