Borkenkäfermanagement
Befallen viele Borkenkäfer eine Fichte, stirbt diese ab. Im Wirtschaftswald bedeutet dies, dass der Baum zu einem Zeitpunkt gefällt und verkauft werden muss, an dem dies eigentlich nicht geplant war und Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer deshalb Preisverluste hinnehmen müssen.
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Im Nationalpark gibt es kein wirtschaftliches Ziel, insofern kann es auch keinen wirtschaftlichen Schaden geben. Daher dürfen die Bäume in der Kernzone nach einem Käferbefall sterben und zerfallen. Viele Arten leben in dem toten und morschen Holz und finden hier nicht nur Unterkunft und Schutz, sondern auch Nahrung. Für die Natur ist der Borkenkäfer daher kein Problem. Er gehört wie alle anderen Lebewesen zum natürlichen Kreislauf und schafft sogar ganz neue Lebensräume, indem er den Wald lichter macht. Viele Arten sind auf offene oder halboffene helle Bereiche im Wald angewiesen, wie zum Beispiel das Auerhuhn. Auch wenn viele abgestorbene Bäume in einem Wald stehen, so ist dieser noch lange nicht tot. Junge Bäume wachsen nach, der natürliche Prozess von Werden und Vergehen nimmt seinen Lauf.
Die Nationalparkverwaltung muss jedoch dafür sorgen, dass die Borkenkäfer nicht aus dem Nationalpark in die benachbarten Wälder ausfliegen und dort Schäden anrichten. Deshalb ist der Nationalpark von einem 500 Meter breiten Puffergürtel umgeben. Hier werden frisch befallene Bäume gefällt und abtransportiert, damit sich aus den in der Rinde abgelegten Eiern nicht die nächste Käfergeneration entwickeln kann. Um das zu gewährleisten, durchstreifen eigens dafür ausgebildete Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen regelmäßig den Pufferstreifen, um befallene Bäume frühzeitig zu entdecken. Beim Borkenkäfermanagement wird der Nationalpark zudem von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Landesforstbetriebs Forst Baden-Württemberg (ForstBW) und der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) unterstützt, um angrenzende Wirtschaftswälder vor dem Käfer zu schützen.
Mehr erfahren:
Wissenswertes zum Borkenkäfer
Im Nationalpark gilt das Motto „Natur Natur sein lassen“ – selbstverständlich auch für den Borkenkäfer. In Wirtschaftswäldern als Schädling gefürchtet, spielt der Käfer im Schutzgebiet eine wichtige Rolle auf dem Weg zu einem wilderen Wald. Das Borkenkäfermanagement soll verhindern, dass er sich vom Nationalpark in angrenzende Wälder ausbreitet. In den folgenden FAQs können Sie den winzigen Käfer etwas genauer unter die Lupe nehmen.
Im Nationalpark
40 Arten (Stand 2021)
In Europa
154 Arten
Weltweit
ca. 5.000 Arten
Lebensdauer
Der einzelne Buchdrucker lebt insgesamt etwa zwei bis drei Monate: Die Larve entwickelt sich in mindestens sechs Wochen zum Käfer. Dieser lebt dann noch einige Tage bis wenige Wochen.
Flugzeit
8 Monate (man spricht von einer sogenannten Brutgeneration)
Größe
4,5 mm
1. Stadium
Ei
2. Stadium
Larve
3. Stadium
Puppe
4. Stadium
Erwachsen
Vermehrung
Die Borkenkäfer-Population kann witterungsbedingts stark variieren. Durchschnittlich können die folgenden Werte einen groben Überblick über die Fortpflanzung des Käfers geben.
1 - 3 Borkenkäfer-Generationen pro Jahr
60 Nachkommen pro Brutanlage
100.000 Nachkommen pro Jahr und Weibchen
1. Stufe
Mitte bis Ende April beginnt der Schwärmflug. Dabei befällt der Buchdrucker vor allem Fichten, die älter als 40 Jahre sind.
2. Stufe
Der Käfer bohrt in die Rinde und legt darunter seine Eier ab. Die geschlüpften Larven zerstören das Gewebe, welches Nährstoffe im Baum transportiert.
3. Stufe
Eingenistete Käfer locken durch Duftstoffe weitere Artgenossen an. Dadurch kommt es zu einem massenhaften Befall.
4. Stufe
Von der Eiablage bis zum Ausschwärmen der Jungkäfer vergehen zwischen 6 und 10 Wochen. Pro Jahr entstehen so bis zu 3 Generationen.
5. Stufe
Die neue Käfergeneration schwärmt ca. 2 bis 4 Wochen nach dem Befall aus. Sie kann sofort nach dem Schlupf selbst wieder Eier legen. Die Altkäfer aus der ersten Generation regenerieren etwa 2 Wochen und können dann sogar eine zweite Brut anlegen.
6. Stufe
So sterben mit der Zeit viele Fichten im Wald. Ihr Holz schafft aber einen wichtigen Lebensraum für Tiere und Pilze.
Das Borkenkäfermanagement
Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass der Borkenkäfer in der Regel den nächsten Baum im Umkreis von ca. 500 Metern aufsucht. Deshalb findet das intensive Borkenkäfermanagement in einem 500 Meter breiten, rund um den Nationalpark angelegten Pufferstreifen statt. Dieser Pufferstreifen ist wiederum in 100 Meter breite Claims unterteilt. Für jeden dieser Bereiche ist ein Mitarbeiter zuständig.
1. Stufe: Kontrolle
Der für den Claim zuständige Mitarbeiter untersucht die Bäume einzeln und achtet auf die typischen Erkennungsmerkmale des Befalles, wie z.B.:
Nadelverfärbung und Klopfspuren des Spechtes zeigen an, dass unter der Rinde bereits viele Borkenkäferlarven ihre Fraßgänge gegraben haben.
Bohrmehl
Harzausfluß
2. Stufe: Übermittlung
Der befallene Baum wird markiert und seine Lage digital mittels spezieller Software und Tablet an alle Beteiligten übermittelt.
Markierung des befallenen Baumes
Digitale Übermittlung des Standortes
Alle Beteiligten sind miteinander vernetzt
3. Stufe: Entfernung
Die markierten Bäume werden gefällt und anschließend aus dem Pufferstreifen abtransportiert. Die Brut im Baum kann nicht mehr ausfliegen.
Fällung
Abtransport
Brutausflug verhindert
Nutzen
Der Borkenkäfer trägt im Nationalpark Schwarzwald dazu bei, den Lebensraum Wald zu entwickeln. Er fördert natürliche Waldstrukturen und hilft so, wertvollen Lebensraum für andere Arten zu schaffen.
Schafft Lebensraum für andere Arten
Ausbreitung durch Pufferstreifen begrenzt
Fördert natürliche Waldstrukturen
Aktuelle Informationen
Der FVA-Borkenkäfer-Newsletter Nordschwarzwald wurde im April 2024 eingestellt. Die darin enthaltenen Inhalte und Statistiken wurden in die von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg betreute Borkenkäfer-Website überführt, mit dem Ziel die Waldbewirtschaftenden im Nationalpark-Umfeld noch effizienter und zielgenauer über die aktuelle Borkenkäfersituation zu informieren.
Hier laufen wöchentlich die landesweiten Monitoringdaten zu verschiedenen Borkenkäferarten zusammen, werden graphisch dargestellt und in Verbindung mit Handlungsempfehlungen zum Management interpretiert. Zukünftig werden weitere Funktionalitäten entwickelt und ergänzt.
Monitoring-Daten
Alle aktuellen Monitoring-Daten, auch über den Nordschwarzwald hinaus, sind auf der Website der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg einsehbar.