Auch Ausstellungen müssen in Stand gehalten werden - Präparatoren über die Schulter geblickt

19.12.2025 von Iris Lemanczyk in Kategorie : Blog
  • Truhen mit gegerbten Fellen, lebensechte Körperplastik eines Eichhörnchens, eines Marders oder gar eines Luchses habe ich erwartet, vielleicht auch braune Glasaugen in verschiedenen Größen. Stattdessen sehe ich Fensterreiniger, Staubsauger, Putzlappen, eine Airbrushpistole, Zangen und einen Akkuschrauber. So habe ich mir das nicht vorgestellt, wenn die Präparatoren die Ausstellung im Besucherzentrum warten und die ungefähr 100 Tiere und die Dioramen, also die Nachbildungen von Landschaften, für ein weiteres Jahr hübsch machen.

    „Tiere hab ich schon ewig nicht mehr präpariert“, gesteht Lars Mandler mit entschuldigendem Achselzucken. Er zeigt auf ein Eichhörnchen in der Ausstellung, dessen Fell durch häufiges Streicheln ganz dünn geworden ist. „Das Eichhörnchen wechseln wir aus.“ Schon bringt sein Kollege Robert Winkler einen Karton mit einem weiteren Eichhörnchen, das nun den Platz des abgegriffenen einnehmen wird.

    Zwar hat Lars schon lange nicht mehr präpariert, aber er weiß ganz genau, wie es geht. Über ein Körpermodell aus Holzwolle oder aus Polyurethanschaum (es gibt noch weitere Verfahren) wird die gegerbte Tierhaut dem Körpermodell wie ein T-Shirt übergezogen und zusammengenäht. „Das Modell muss natürlich anatomisch korrekt sein“, meint Lars. „Das Schwierigste ist der Gesichtsausdruck mit den Augen.“

    Kennen jeden Pilz

    Lars und Robert kennen jedes Tier, jedes Moos und jeden Pilz in der Ausstellung im Besucherzentrum. Denn sie haben die Ausstellung nach den Vorgaben der Gestaltungsfirma aufgebaut. Also nicht nur die Tiere, sondern auch die Landschaften, in denen die Tiere beheimatet sind. Der Specht hämmert an einen Baum. „Das ist kein echter Baum, sondern ein Rohr, das wir zu einem Baum umgestaltet haben“, verrät Lars, der Chef vom „Präparationsatelier – Ausstellungsgestaltung“ aus Kirchheim in der Nähe von Erfurt.

    Volle Auftragsbücher

    Die Firma besteht aus vier Präparatoren und zwei Holzbildhauerinnen. Sie hat keine Website, macht keine Werbung, trotzdem sind die Auftragsbücher voll. Bevor die Thüringer zur Wartung in den Schwarzwald kamen, waren sie im Emirat Abu Dhabi, um dort die Ausstellung des neuen Naturkundemuseums mit einigen hundert Präparaten einzurichten. Nach den Wartungsarbeiten im Nationalparkzentrum geht’s weiter gen Norden, zum Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer.

    Zum Beruf des Präparators kam Lars eher durch Zufall. „Ich hatte keine Lust zur Armee zu gehen. In der DDR waren das drei Jahre. Tiere und Pflanzen haben mich interessiert. Also suchte ich mir eine Ausbildung im naturkundlichen Bereich“, erzählt Lars. „Unsere Arbeit ist extrem abwechslungsreich, wir machen nie dasselbe. Aber wir sind auch extrem viel unterwegs.“

    Ausstellung in gutem Zustand

    Bevor Lars sich mit der Airbrushpistole daran macht, Moos zu begrünen, meint er: „Die Ausstellung hier ist in sehr gutem Zustand. Trotz der vielen offenen Bereiche wurden keine Sachen geklaut oder beschädigt. So geht die Wartung recht fix.“

    Mir ist nun klar, dass das mit den Truhen voll mit gegerbten Fellen, mit einzelnen Federn oder Krallen ganz und gar nicht der Realität entspricht.

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