Ein Brasilianer in Freiburg

27.05.2024 von Iris Lemanczyk in Kategorie : Blog
  • Wenn ihr den Namen „Walter Behr“ lest, was glaubt ihr, woher dieser Walter kommt? Klingt ziemlich nach Deutschland. Oder? Schweiz vielleicht noch. Oder Österreich. Aber Brasilien?!

    Stimmt aber: Walter Behr kommt aus Brasilien, er lebt momentan in Freiburg und baut die Partnerschaft zwischen dem Nationalpark Schwarzwald und den brasilianischen Nationalparks „Pico de Neblina“ und „Itatiaia“ aus.

    Schwarzwald statt Amazonas: Walter Behr beim Wandern.

    Schuld an Freiburg und der temporären Umsiedlung ins Breisgau ist seine Tochter. „Sie wollte unbedingt ein Jahr nach Deutschland, zu einer Gastfamilie und landete in Freiburg“, erzählt Walter Behr. Nach dem Jahr wollte sie ihren Aufenthalt verlängern. Da das Töchterlein noch minderjährig war, entschieden die Eltern, ebenfalls für zwei Jahre nach Freiburg zu kommen. Das berichtet Walter Behr in einwandfreiem Deutsch, denn er hat deutsche Wurzeln. „Meine Großeltern kamen aus Deutschland. Mit ihnen habe ich deutsch gesprochen. Und ich habe als Kind in Sao Paulo eine Schweizer Schule besucht.“

     

    Corona hat die Pläne gestoppt

    So ganz zufällig war das mit Freiburg nicht. „Ich hatte schon vor der Pandemie die Idee, mit einem deutschen Nationalpark was zu machen“, berichtet der Mitarbeiter der Verwaltung der brasilianischen Nationalparks. Er schaute sich um, welcher Nationalpark internationale Programme hat und stieß auf den noch jungen Nationalpark Schwarzwald. „Ich nahm Kontakt auf, doch dann kam Corona und alle Pläne wurden erst einmal gestoppt.“

    Später dann passte es perfekt, zumal dank Homeoffice weder Walter, noch seine Frau ihre Jobs aufgeben mussten. Bereut hat er den Schritt nicht: „Ich wandere viel. Es ist so eine schöne Gegend hier, die Natur, das Klima… wunderbar. Die Jahreszeiten sind bei uns in Brasilien nicht so ausgeprägt.“ Walter Behr ist in Sao Paulo, einer Stadt mit zwölf Millionen Einwohnern aufgewachsen. „Da ist eine Stadt wie Freiburg eine ganz herrliche Erfahrung.“

     

    Walter Behr im Amazonas Umweltschutzgebiet „Rio Cristalino“.

    Was wir von Brasilien lernen können, frage ich ihn. Walters Antwort: „Wir müssen sehr viel improvisieren, handeln weniger bürokratisch als hier. Wir müssen Lösungen für komplexe Situationen finden und zwar ganz ohne Regelwerk.“

    Walter meint, dass beide von der Partnerschaft profitieren: „Die Brasilianer können durch eine Partnerschaft lernen, wie man auf organisierte Weise plant und dadurch vielleicht die Zusammenhänge besser sehen kann. Außerdem staune ich über das moderne Besucherzentrum. So schnell wäre das bei uns nicht gebaut worden.“

     

    Alle Parks kämpfen mit denselben Problemen

    Generell sind solche Partnerschaften wichtig, auch wenn die Nationalparks völlig anders sind, etwa bei der Größe. „Manche unserer Nationalparks sind so groß wie ein Drittel von Deutschland mit einer völlig anderen Flora und Fauna als im Schwarzwald. Und es gilt bei uns, viele Interessen zu berücksichtigen, etwa die Gebiete mit indigener Bevölkerung und mit Bodenschätzen, zum Beispiel Gold. Und das Netzwerk und der Erfahrungsaustausch zwischen den Parkteams ist ein wichtiger Aspekt der internationalen Kooperation zwischen Nationalparks. „Trotzdem kann man schauen, wie sich andere Parks organisieren. „Alle kämpfen mit den Budgets und mit Umweltschutzproblemen.“

    Im Jahr 2025 wird die Weltklimakonferenz in Brasilien stattfinden. Dann haben auch die brasilianischen Nationalparks und ihre Partner ein weltweites Forum. Ein großes Problem im Amazonas Regenwald ist die aktuelle Dürre. Der Regenwald ist ein immenser CO2-Speicher, doch Regenwald kann ohne Regen nicht existieren.

    Das Foto entstand vor der Dürre.

    Bis zum Juli werden die Behrs noch in Freiburg bleiben, danach geht es wieder zurück. Nicht zurück zum „Itatiaia Nationalpark“, wo die Familie gelebt hat und wo Walter sieben Jahre Direktor des Parks war. Auch nicht zurück nach Sao Paulo, sondern in ein privates Umweltschutzgebiet in der Nähe des Nationalparks. Die Behrs leben einsam, inmitten der Natur. Sie lieben es.

    Rente? Noch lange nicht!

    Walter Behr ist jetzt 60 Jahre alt, doch die Pensionierung ist für ihn keine Perspektive. „Ich mach das, was ich mache mit so viel Leidenschaft, ich kann mir nicht vorstellen mit 65 aufzuhören. Aber selbst wenn ich irgendwann in Rente gehe, dann habe ich immer noch unser privates Schutzgebiet.“ Er muss wissen, wie das zu organisieren ist, denn Walter Behr war ja Parkmanager.

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    Iris Lemanczyk

    Bloggt im Auftrag der Nationalparkverwaltung aus dem Nationalpark Schwarzwald.

     

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