Haufenweise Unordnung macht den Garten lebendig: Der Steinhaufen

09.05.2021 von Team Wildnisbildung in Kategorie : WibiDigi
  • Ein Steinhaufen im Garten - wozu?

    Früher gab es häufig Lesesteinhaufen, also die aus der Erde gegrabenen und an einer Stelle gesammelten Steine, in Weinbergen und am Wegesrand der Äcker. Heute ist das eine Seltenheit geworden, obwohl viele Tierarten auf solche Plätze zum Aufwärmen, als Versteck und zur Überwinterung angewiesen sind.

    Vor allem wechselwarme Reptilien wie Blindschleiche, Zauneidechse und Ringelnatter brauchen Plätze, um sich aufzuwärmen. Die Totholzstücke eignen sich schon bei niedrigeren Temperaturen als Sonnenplätze. Den Winter überleben die Reptilien in ihrer Winterstarre nur, wenn sie wirklich ein frostsicheres Versteck finden können. Anders als der Winterschläfer Igel können sie nämlich nicht ein wärmeres Versteck aufsuchen, falls es ihnen zu kalt wird. Ein solch sicheres, frostfreies Versteck finden sie in einem ausreichend tiefen Steinhaufen in den Hohlräumen zwischen den Steinen.

    Auch Schmetterlinge sonnen sich gerne auf Steinen. Viele Spinnen, Käfer und Spitzmäuse finden Verstecke im Steinhaufen. Erdkröten und Molche suchen an feuchten Stellen zwischen den Steinen tagsüber Zuflucht. Auf den Blüten der Wildpflanzen, die sich mit der Zeit auch ganz von selbst im und rund um den Steinhaufen ansiedeln, könnt ihr vielen Insekten beim Pollen- und Nektarsammeln zusehen. Die Samen und Früchte wiederum locken Vogelarten wie Distelfink, Amsel und Kohlmeisen an.

    Der Mut, im Garten neue Strukturen zu schaffen, wird auf jeden Fall belohnt! Es ist eine Freude, direkt vor der Haustür den Lebensraum mit vielen Tier- und Pflanzenarten zu teilen. Sie zu beobachten und dadurch ihre Bedürfnisse näher kennenzulernen ist eine Bereicherung. Probiert es einfach selbst aus!

    Was ist zu tun?

    An einem sonnigen Platz im Garten grabt ihr ein Loch, das so tief sein soll, dass der Grund im Winter vor Frost sicher ist. Das müssen mindestens 70 Zentimeter sein. Wie breit ihr das Loch im Durchmesser macht, hängt vom Platzangebot ab. Im Garten reichen schon 50 bis 100 Zentimeter.

    Wichtig ist, dass ihr eine Mischung aus größeren und kleineren Steinen verarbeitet, damit sich genügend Zwischenräume bilden. Am besten gelingt dies, wenn ihr größtenteils Steine mit einem Durchmesser von 20 bis 40 Zentimetern verwendet. Baut die Steinhaufen bitte mit heimischen Gesteinsarten. Zur Drainage, also damit das Wasser besser versickern kann und sich nicht zwischen den Steinen staut, könnt ihr die Mulde mit einer etwa zehn Zentimeter hohen Schicht aus Sand und feinem Kies befüllen.

    Nachdem ihr das Loch mit den Steinen gefüllt habt, schichtet ihr auch über der Erdoberfläche weitere Steine zu einem Haufen auf. Achtet darauf, dass auch einige Steine rechts und links des runden Haufens auf der Wiese liegen, so, als ob der Rand des runden Haufens ausfranst. So wird der Haufen gut in die Umgebung eingebunden.

    Die ausgegrabene Erde könnt ihr entweder auf der Seite des Haufens anfüllen, die am wenigsten von der Sonne beschienen wird. Oder ihr verteilt die Erde um den Steinhaufen herum. Vielleicht habt ihr größere Totholzstücke, beispielsweise alte Baumäste oder einen ausgegrabenen, alten Baumstumpf, zur Verfügung. Legt diese gerne nahe zum Steinhaufen hinzu. Sie bereichern die Strukturvielfalt zusätzlich.

    Viele Kräuter wie Taubnesseln, Wilde Möhre, Ringelblumen und höhere Gräser machen die Umgebung des Steinhaufens bunt und locken zahlreiche Insekten an. Ihr könnt auch Wildsträucher wie Weißdorn, Schlehe oder Wildrose in die Erde einpflanzen, die ihr am Fuß des Haufens aufgeböscht habt. Diese Wildsträucher schützen Reptilien, die sich sonnen, mit ihren Dornen und Stacheln beispielsweise vor Katzen und geben zusätzlich Windschutz. Die Sträucher müsst ihr im Garten allerdings immer mal wieder zurückschneiden, damit sie nicht zuviel Schatten auf die Steine werfen.

    Fertig ist das kleine Naturparadies im Garten.

    Die Fotos stammen übrigens aus dem Bienenschaugarten des Bezirks-Imkervereins Bühl. Dort könnt ihr natürlich auch vorbeischauen, wenn ihr das Resultat in Augenschein nehmen und mehr über das Projekt erfahren wollt.

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