Neulich bei der wilden Bande: Tilly interviewt die Fledermaus Rüdiger

11.03.2022 von M.Sc. Ulrike Unser in Kategorie : WibiDigi
  • Ganz schön düster ist es hier in der Baumhöhle von Rüdiger, der Fledermaus! Ferdy flüchtete sofort, als er erfuhr, wen ich hier besuche. Käfer stehen nämlich auf Rüdigers Speiseplan. Doch mit Rüdiger abzuhängen ist nicht gruselig. Der ist völlig tiefenentspannt – nach dem langen Winterschlaf sowieso. Aber lest doch selbst, was er mir so alles über sich erzählt:

     

    Kukuck Rüdiger, hab dich ja fast nicht entdeckt so ganz ohne Taschenlampe.

    Tach Tilly! Dafür hab ich dich schon von Weitem gehört – und sogar nach dir gerufen.

     

    Ach wirklich? Bin ich taub?

    Nee – ich war unhörbar für dich! Aus Gewohnheit habe ich im Ultraschallbereich gerufen – dem Schallwellenbereich, mit dem ich auch jage.

     

    Und jetzt sprichst du in meinem Schallwellenbereich? Also mit den Tonhöhen, die ich hören kann?

    Genau!

     

    Aha! Und wenn du jagst…?

    Dann stoße ich vor allem diese unhörbaren Ultraschallwellen aus, um mich zurechtzufinden. Büsche, Bäume, der Boden und alles, was meinen Flugraum begrenzt, reflektiert die Schallwellen – also wirft sie zurück. In Bruchteilen von Sekunden erstelle ich damit eine Art Landkarte in meinem Gehirn. Die ist dreidimensional und starr. Bewegt sich etwas darin, hebt sich das von meiner Landkarte ab. Und alles, was sich vor dieser Landschaftskulisse abhebt, könnte ein Beutetier sein.

    Was Appetitliches 'sehe' ich mir dann genauer an. Das kann ich, indem ich die Anzahl meiner Rufe ändere – ich stoße dann einfach deutlich mehr Rufe aus, webe sozusagen ein dichteres Schallwellen-Netz, damit ich feinere Details erkennen kann. Das nennt man auch Echoortung. Im Flug stürze ich mich dann auf den Happen, wenn er mir richtig lecker erscheint!

     

    Du jagst dann sozusagen mit deinen Ohren - der Echoortung und deinem Gehör?

    Richtig! Mit den Augen sehe ich nicht ganz so gut in der Nacht.

    Was hast du denn zum Fressen gern?

    Ach, ich fresse eigentlich alles, was sechs Beine hat – also alle Insekten: Hauptsache knusprig, knackig und nussig im Aroma!

     

    Trinkst du auch Blut? Das hört man doch von Fledermäusen in manchen Gruselgeschichten.

    Nein nein – das ist die Leibspeise meiner tropischen Verwandten: den Vampirfledermäusen aus den Regenwäldern! Richtig furchteinflößende Fleischfresser unter den Fledermäusen leben da auch – die machen sogar Jagd auf andere Fledermausarten. Doch gibt es dort auch Feinschmecker: Manche ernähren sich ausschließlich von Fischen, Fröschen, oder sie sind reine Pflanzenfresser. Diese Vegetarier lieben reife Früchte und den zuckersüßen Blütennektar.

    Du hast ja eine bunte Fleder-Maus-Verwandtschaft! Bist du denn auch mit den Mäusen verwandt?

    Du meinst, weil wir fast so heißen? Viel haben wir mit denen nicht gemeinsam, außer, dass wir auch zu den Säugetieren gehören: Wir haben ein Fell und ziehen unsere Jungen mit Muttermilch groß. Mit der Jungenaufzucht habe ich allerdings nichts zu tun, das machen nur die Weibchen. Die treffen sich dann in großen Gruppen zusammen in den Wochenstuben. Das sind geschützte, sichere Quartiere – manchmal sogar in der Stadt in alten Dachstühlen zu finden. Dort gebären sie ihre Jungtiere, füttern sie und bringen ihnen das Fliegen bei.

     

    Hui - die ersten Flugstunden – ich erinnere mich. Braucht ganz schön Mut!

    Oh ja! Und zwar bei alle Beteiligten. Anfangs hält das Weibchen noch fest, während das Kleine zappelt und mit den Flügeln schlägt. Doch irgendwann: wupp und Sturzflug! Klappt zum Glück irgendwie immer.

     

    Und dann sind alle mächtig stolz auf dich, denn schließlich ist es was ganz Besonderes, fliegen zu können!

    Genau, in deiner Gruppe der Vögel könnt ihr das ja auch! Doch wir Fledermäuse sind die einzigen flugfähigen Tiere unserer Gruppe – der Säugetiere.

    Huch Tilly, schon so früh – es dämmert bald! Ich mach jetzt auch den Abflug. Hab mittlerweile richtig Hunger und muss nochmals raus auf Jagd. War nett, mir dir zu quatschen!

     

    Auf ein baldiges Wiederhören Rüdiger! Dann flieg ich mal zurück in meine Baumhöhle, um noch ein wenig zu schlafen.

    Übrigens: Fledermäuse wie Rüdiger sind ganz schön wichtig für unsere Natur!

    Denn sie sind gefräßig – pro Nacht vertilgen sie unzählige Insekten. So lange es viele Fledermäuse wie Rüdiger gibt, müssen die Landwirte weniger Spritzmittel verwenden im Obst- und Gemüseanbau. In den Tropen bestäuben Fledermäuse auch viele Pflanzen und verbreiten deren Samen.

     

    Magst du mithelfen, die Fledermäuse zu schützen?

    Dann baue einen Fledermauskasten – oder am besten gleich ein paar davon. Hänge sie im Garten auf – und fertig ist das neue Fledermauswohngebiet. Bei vielen Naturschutzverbänden wie etwa dem Nabu (Naturschutzbund Deutschland) oder dem BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland), kannst du das Holz dafür bestellen. Bauanleitungen werden mitgeschickt und zeigen dir, wie es gemacht wird. Frohes Hämmern!

     

    Iiiiuuuuuu - bis zum nächsten Mal!  

    Deine Tilly

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