Nordfledermaus
Die Art des Monats September 2025
Die Nordfledermaus (Eptesicus nilssonii), ein Eiszeitrelikt in unseren Wäldern
Die Nordfledermaus ist eine mittelgroße Fledermausart, die vor allem die bewaldeten Höhenlagen der Mittelgebirge besiedelt. Sie ist relativ weit verbreitet und die einzige Fledermausart Europas, deren Verbreitungsgrenze bis nördlich des Polarkreises geht.
Sie ist heute eine typische gebäudebewohnende Fledermaus, ursprünglich aber wohl auch in Stammrissen sehr alter Bäume in den bei uns nicht mehr vorhandenen Urwäldern zu finden. Die Wochenstubenquartiere der Weibchen befinden sich häufig in Zwischendächern, Fassadenspalten, Kamin- und Wandverkleidungen oder Dachfirsten in der Umgebung von wasserreichen Nadel- und Laubwäldern.
Nachts gehen sie an Bächen und Stillgewässern, Wiesen, Hochmooren oder entlang von Waldrändern und Siedlungen der nahegelegenen Umgebung auf Insektenjagd. Fliegende Insekten wie Mücken, Schnaken, Fliegen und Nachtfalter stehen auf dem Speiseplan.
Während der Schwangerschaft und Jungenaufzucht leben Männchen und Weibchen voneinander getrennt, die Männchen einzeln und die Weibchen in Gruppen. Im Sommer bringt jedes Weibchen ein Jungtier zur Welt. Die Wochenstuben werden im Spätsommer aufgelöst. Die Paarung findet vor dem Winterschlaf statt, bevor sich die Tiere in ihre Winterquartiere zurückziehen. Die Winterquartiere der Nordfledermaus befinden sich vor allem in kühlen und trockenen Höhlen, Spalten, Brennholzstapeln sowie unterirdischen Kellern und Stollen.

Der Verbreitungsschwerpunkt der Nordfledermaus in Baden-Württemberg liegt im Nord- und Hochschwarzwald. Sie ist eine Charakterart des Nationalparkgebiets mit Wochenstubenkolonien in Siedlungen und an Einzelgebäuden, bevorzugt an den verlassenen, historischen Höhenhotels.
Jagdvorkommen sind vor allem entlang von Waldwegen, über Missen, Weiden und Grinden nachgewiesen. Die Blockhalden des Nationalparks stellen möglicherweise sehr wichtige Winterquartiere dar.
Der Klimawandel könnte diesem Eiszeitrelikt unter den Fledermäusen zu schaffen machen, da sie nicht weiter in die Höhe ausweichen kann und andere, möglicherweise konkurrenzstärkere Arten aus tieferen Lagen zuwandern. Die Art ist darüber hinaus durch den Verlust der Gebäudequartiere durch Abriss oder Sanierung besonders betroffen.

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Zur Person

Esther Del Val Alfaro
Forschungs-Konzeption, Vertebraten-Monitoring und Artenschutz
Tel.: +49 7442 180 18 270
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