Sperlingskauz

Die Art des Monats Oktober 2025

01.10.2025 von Esther Del Val Alfaro in Kategorie : Art des Monats
  • Der Sperlingskauz (Glaucidium passerinum), der Jäger der Kleinvögel

    Der Sperlingskauz ist mit seiner starenähnlichen Körpergröße die kleinste unter den europäischen Eulen. Er lebt sesshaft und heimlich in Nadel- und Mischwäldern mit Altholzbeständen vorwiegend oberhalb 600 m NN.

    Sperlingskäuze sind hauptsächlich in der Dämmerung aktiv. In dieser Zeit jagen sie vor allem Kleinsäuger oder Vögel bis Drosselgröße. Sie sind Überraschungsjäger. Die Beute wird von einem Ansitz aus beobachtet und blitzschnell niedergerungen. Kleinvögel fangen sie vor allem dann, wenn diese gerade ihren Schlafplatz aufsuchen oder verlassen. Den Rest der Nacht und des Tages verbringt der Sperlingskauz überwiegend inaktiv. Nur wenn er Junge zu versorgen hat, kann er gelegentlich auch tagsüber beobachtet werden.

     

    In guten Zeiten während des Winters legt der Sperlingskauz Nahrungsdepots an. Diese verteilt er in Baumhöhlen in seinem Revier, so dass er auch bei hohen Schneelagen gut durch den Winter kommt. Wird der Sperlingskauz tagsüber von Kleinvögeln an seinem Ruheplatz entdeckt, beginnen sie sofort zu warnen.
    Diese Warnrufe werden auch von anderen Waldvogelarten verstanden. Schnell kommen weitere Vögel aus der Umgebung hinzu und hüpfen aufgeregt in den Zweigen und Ästen um den Sperlingskauz herum. Dabei fangen sie alle an zu warnen und zu zetern. Oft kommen zahlreiche Arten zusammen: Tannenmeisen, Haubenmeisen, Goldhähnchen, Buchfinken, Fichtenkreuzschnäbel, Erlenzeisige, Zaunkönige, Heckenbraunellen, Rotkehlchen,
    Waldbaumläufer, Kleiber u.a.

    Bei gutem Tageslicht sind die Kleinvögel im Vorteil und nach einiger Zeit zieht sich der Sperlingskauz zurück. Der biologische Sinn der Zusammenkunft ist neben der Vertreibung auch das gemeinschaftliche Lernen, wer gefährlich ist. So können auch Individuen, die noch keinen Kontakt mit dem Räuber hatten (z.B. Jungvögel) lernen, dass dieser eine Bedrohung darstellt. Im Frühjahr und Herbst macht der Sperlingskauz durch seinen Gesang auf sich aufmerksam. Der markante, hell pfeifende Revierruf des Männchens ist über einen Kilometer weit zu hören. Vor allem im Herbst wird der Gesang auch durch die sogenannte Tonleiter, eine aufsteigende Reihe von Tönen, ersetzt. Zur Brut nutzt der Sperlingskauz die ehemaligen Bruthöhlen von Bunt- und Dreizehenspechten. Sie befinden sich meist in Altholzbeständen mit dichten Fichtenbeständen im Unterwuchs, der als Deckung vor seinen Fraßfeinden Waldkauz und Sperber dient.

    In der 1960er Jahren galt der Bestand des Sperlingskauzes im Schwarzwald als nahezu erloschen. Die Ursachen sind bis heute nicht eindeutig geklärt. Die Population hat sich in den letzten Jahrzehnten jedoch wieder deutlich erholt. Im Nationalpark Schwarzwald liegt eines der besten Brutgebiete in ganz Baden-Württemberg und Deutschland. Man findet ihn häufig in mehrstufigen Altholzbeständen auf feuchtem, mit Moosen und Beerensträuchern bewachsenem Boden. Lichtungen, Schneisen und Windwurfflächen werden oft zur Jagd genutzt.

    Audiodatei Sperlingskauz Gesang im Frühling

    Audiodatei Sperlingskauz Revierruf im Herbst (Tonleiter)

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    Esther Del Val Alfaro

    Esther Del Val Alfaro

    Forschungs-Konzeption, Vertebraten-Monitoring und Artenschutz

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