Regionale Wertschöpfung durch Tourismus
Regionalökonomische Effekte des Tourismus
Häufig werden wir nicht nur gefragt, wie sich die Biodiversität auf unserer Fläche entwickelt, sondern auch wieviel Geld durch die Touristen in die Nationalparkregion kommt (zur Abgrenzung der Nationalparkregion siehe Abbildung 1).
Touristen geben Geld für z.B. Übernachtung und Gastronomie aus und lösen damit in der lokalen Wirtschaft regionalökonomische Effekte aus.
In einem vorherigen Blog-Beitrag ging es darum, wie viele Menschen den Nationalpark besuchen. In diesem Beitrag werde ich nun zeigen, welche Daten wir zusammengeführt haben, um die regionalökonomischen Effekte dieser Besuche abzuschätzen.
Von Besuchen zu Besuchstagen
Für das Kalenderjahr 2022 schätzen wir, aufgrund der Zählgeräte und der flächigen Besucherzählungen, dass wir 772.000 Besuche auf dem Gebiet des Nationalparks Schwarzwald hatten.
Für die weiteren Berechnungen benötigen wir als Recheneinheit "Besuchstage", denn auch die Ausgaben der Besuchenden werden als €/Tag angegeben. Aus einer Grundlagenerhebung mit 1.975 befragten Besuchenden wissen wir, dass manche Besuchende an einem Tage mehrmals in den Nationalpark kommen. Zum Beispiel, weil Sie zuerst den Lotharpfad besuchen und dann zu den Wasserfällen Allerheiligen fahren. So werden aus 772.000 Besuchen 579.000 Besuchstage.

Ausgaben der Übernachtungs- und Tagesgäste
In der schon erwähnten Grundlagenerhebung haben wir gefragt, woher die Besuchenden kommen, ob mit Ihrem Besuch eine Übernachtung verbunden war und wenn ja, wo sie übernachtet haben. So können wir folgende Besuchsgruppen unterscheiden:
- Einheimische, die in der Nationalparkregion wohnen
- Übernachtungsgäste, die in der Nationalparkregion übernachten.
- Übernachtungsgäste, die außerhalb der Nationalparkregion übernachten
- Tagesgäste, die als Nicht-Einheimische ohne Übernachtung den Nationalpark besuchen.
Ebenso haben wir gefragt wie hoch ihre Tagesausgaben sind, sodass wir für jede der vier genannten Besuchsgruppen durchschnittliche Tagesausgaben ermitteln konnten. Aus diesen Angaben errechnen wir den Bruttoumsatz aller Besuchenden. Für das Kalenderjahr 2022 sind das immerhin 37,6 Millionen € (siehe Abbildung 2).

Die Motivation der Besuchenden zählt
Wir wollen nur die Personen in unsere Berechnungen einbeziehen, die wirklich wegen des Nationalparks hier sind und wissen, dass sie einen Nationalpark besuchen. Nur so kann man sagen, dass die von ihnen ausgelösten regionalökonomischen Effekte mit dem Nationalpark in Verbindung stehen.
Deshalb haben wir in der oben erwähnten Grundlagenerhebung abgefragt, ob die Besuchenden wissen, ob die Region hier unter einem besonderen Schutz steht. Es gab mehrere Möglichkeiten zu antworten und nur diejenigen, die "Nationalpark" oder "Nationalpark und Naturpark" wählten, wurden bei den weiteren Berechnungen beachtet.
Wer anschließend bei der Frage „Wie wichtig waren Ihnen folgende Besuchsgründe für Ihren heutigen Aufenthalt im Nationalpark Schwarzwald?“ das Besuchsmotiv „Das Gebiet ist ein NATIONALPARK“ mit "wichtig" oder "sehr wichtig" wählte, wurde von uns als Nationalpark-affiner Besuchender gewertet. Nur die Ausgaben dieser Personen sehen wir im Zusammenhang mit dem Nationalpark.
Insgesamt wurden rund 25 Prozent aller Befragten als Nationalpark-affine Besuchende gewertet, deren finanzielle Ausgaben wir also im nächsten Schritt berücksichtigen.
Berechnung durch dwif-Consulting GmbH
Bei der Berechnung der regionalökonomischen Effekte gehen wir üblicherweise nicht nur der Frage nach dem Bruttoumsatz nach, sondern wir möchten auch gerne wissen, wie hoch der damit verbundene Einkommensbeitrag ist. Anders gesagt, es wird ausgerechnet, wie viele Personen theoretisch und rein rechnerisch durch den Tourismus profitieren und einen Arbeitsplatz erhalten. Die dafür benötigten ökonomischen Daten (z.B. Steuerfaktoren, Bedeutung der Vorleistungen und Anteil Einkommen am Umsatz) wurden durch die dwif-Consulting GmbH mit langjähriger Erfahrung zur Bestimmung des Wirtschaftsfaktors Tourismus bereitgestellt und weiter ausgewertet.

Ergebnisse
Die Nationalpark-affinen Besuchenden generierten im Kalenderjahr 2022 insgesamt 9,7 Millionen € Bruttoumsatz. Davon entfallen 0,6 Millionen € auf die Einheimischen, die wir im Weiteren herausrechnen, weil deren Umsatz nicht von außen in die Region kommt. Abzüglich der Steuern ergibt sich ein Nettoumsatz von 8,0 Millionen €, der mit der Betrachtung der Vorleistungen einen touristischen Einkommensbeitrag in Höhe von 4,4 Millionen € auf den ersten beiden Umsatzstufen darstellt (siehe Abbildung 3). Dieser touristische Einkommensbeitrag stellt als Beschäftigungseffekt das Äquivalent zu 138 Personen mit einem durchschnittlichen Primäreinkommen dar (siehe Abbildung 4).

Einordnung der Ergebnisse
Mit der Einrichtung des Nationalparks wurde 2014/2015 durch Felix Kraus und Hubert Job eine vergleichbare Studie zu den regionalökonomischen Effekten des Tourismus durchgeführt. In dieser Studie wurden 9,3% Nationalparkbesuchende im engeren Sinne ermittelt, die 4 Millionen € Bruttoumsatz und 2 Millionen € touristischer Einkommensbeitrag generierten woraus rund 72 Personen ein durchschnittliches Primäreinkommen pro Kopf und Jahr beziehen könnten.
Ergebnisbericht dwif-Consulting GmbH (September 2024)
Endbericht Studie Regionalökonomische Effekte des Tourismus im Nationalpark Schwarzwald (2014/2015)
Weitere Nachrichten
Zur Person

Dr. Dominik Rüede
Koordination sozialwissenschaftliche Forschung
Regionale Entwicklung, Besuchermonitoring und sozioökonomisches Monitoring
Tel.: +49 7449 92998 350
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