„Viele Informationen, freundlich und kompetent vermittelt“

Hohe Weiterempfehlungsrate für Rangerführungen

31.07.2024 von Dr. Susanne Berzborn, Dr. Mareike Garms in Kategorie : Nationalparkforschung
  • Wie kommen unsere Rangerführungen bei den Gästen des Nationalparks an? Wir, Mareike Garms und Susanne Berzborn, arbeiten als Sozialwissenschaftlerinnen im Nationalpark und sind dieser Frage nachgegangen. Im letzten Jahr haben wir bereits einen Blogbeitrag und eine Videoreihe über das Forschungsprojekt veröffentlicht. Nun stehen die Ergebnisse fest – und zeigen, dass die Rangerführungen sehr gut bei den Gästen ankommen.

     

    Was haben wir genau untersucht?

    Im Rahmen der Studie haben wir uns verschiedene Themenfelder etwas näher angeschaut und geprüft, inwieweit es Zusammenhänge gibt:

    • Motivation der Teilnehmenden
    • Bewertung der Führung im Detail, zum Beispiel Dauer, Schwierigkeitsgrad
    • Weiterempfehlungsrate
    • Wirkung der Führung auf Alltags- und Umweltthemen
    • Persönliche Einstellung zum Nationalpark und Beziehung zur Natur
    • Sozio-demographische Merkmale

    Wer an einer Führung im Nationalpark teilnimmt, macht dies aus unterschiedlichen Gründen. Im Vordergrund kann das Erleben der Wildnis stehen, aber auch die Neugier, etwas über die Aufgaben eines Nationalparks zu erfahren. Bei Vereinsausflügen ist das Beisammensein in der Gruppe ein wichtiger Faktor. Werden Erwartungen und Vorstellungen der Gäste erfüllt, kann dies einen positiven Effekt auf die Bewertung der Führung haben.

    Auch ist es interessant herauszufinden, welchen Einfluss die Rangerführung auf das Alltags- und Umwelthandeln hat. So können intensive Naturerfahrungen dazu führen, dass das Interesse an der Natur geweckt oder gesteigert wird.

    Warum nehmen die Gäste an Führungen teil? Welche Themen interessieren sie besonders?

    Die Gäste wollen vor allem etwas über die Aufgaben des Nationalparks lernen. Fast 90 Prozent fanden dies sehr wichtig oder wichtig. Auch der Genuss der schönen Landschaft und die Neugier, etwas über Tier- und Pflanzenarten zu lernen, haben viele Gäste zu einer Führung motiviert (siehe Abbildung 1).

    Unter 16 verschiedenen Themenfeldern, die während einer Führung vermittelt werden können, interessierten sich die Gäste vor allem für den Prozessschutz (Natur Natur sein lassen), für die Lebensräume des Nationalparks (zum Beispiel Grinden, Karseen, Bergwald) und das Borkenkäfermanagement. Weniger von Interesse waren die Themen Biodiversität, Zonierung des Nationalparks, Wolf und Luchs.

     

    Wie bewerten die Gäste die Führung im Detail?

    Die Führungen werden durchweg gut bzw. sehr gut bewertet. Fast 99 Prozent der Gäste haben zugestimmt, dass die Rangerinnen und Ranger gut auf Fragen eingehen und dass sie als Besuchende die Inhalte verstanden haben. Auch die Dauer der Führung haben viele als sehr gut bewertet. Nur 1 von 10 Personen gab an, dass der Schwierigkeitsgrad der Wanderung nicht den Erwartungen entsprochen hat.

     

    Was nehmen die Gäste mit nach Hause?

    Wichtig für uns als Nationalpark ist auch die Wirkung unserer Führungen. Deswegen haben wir danach gefragt, was den Menschen wohl in Erinnerung bleiben wird und ob sich durch die Führung bei ihnen etwas verändert hat. In Abbildung 2 ist zu sehen, dass sehr viele der Befragten denken, dass sie sich im Alltag bestimmt oft an diese Führung erinnern werden und Maßnahmen zum Schutz der Natur, inklusive Verbote, nun besser nachvollziehen können als vor der Führung. Gefreut hat uns auch, dass die Teilnehmenden das Gebiet nach der Führung schützenswerter und wertvoller finden als vorher und ihr Interesse an der Natur gestiegen ist.

     

    Dabei können wir viele signifikante Zusammenhänge zwischen den Motivationen und der Wirkung der Führung erkennen.

    So gaben gerade die Teilnehmenden, die eher etwas über die heimische Tier- und Pflanzenwelt lernen wollten, an, dass sie sich eher im Alltag an die Führung erinnern werden (Rs 307**). Das könnte auch daran liegen, dass Erlebnisse während der Führung, z. B. Beobachtungen von Tieren, dazu geführt haben, dass ein bleibender Eindruck entstanden ist, der sich wiederum positiv auf die Weiterempfehlung einer Führung auswirkt (Rs 227**).

     

    Wie wird die Rangerführung bewertet?

    Nahezu jeder Gast würde die Rangerführung weiterempfehlen (siehe Abbildung 3).

    Am besten haben den Gästen die Art und Kompetenz des Rangers bzw. der Rangerin gefallen sowie die Natur, Landschaft und Aussicht. Auch die Erklärungen von den Rangerinnen und Rangern fanden viele sehr gut.

     

    Abbildung 4 zeigt einige Zitate, was den Teilnehmenden am besten gefallen hat.

    Neben der kompetenten Wissensvermittlung und dem Naturerlebnis ist auch die Authentizität der Rangerinnen und Ranger wichtig. Das Gruppenerlebnis wird je nach Führung unterschiedlich bewertet – vor allem für diejenigen, die sich als Gruppe angemeldet haben, hat es eine große Bedeutung.

    Die Daten zeigen auch, dass es wichtig ist, dass die Rangerinnen und Ranger gut auf die Fragen der Gäste eingehen. Denn je eher dies der Fall ist, desto besser wird auch die Führung bewertet.

    Natürlich gibt es auch ein paar Dinge, die den Besuchenden nicht so gut gefallen haben. An erster Stelle wird hier das Wetter genannt, gefolgt von der Route bzw. der Wegebeschaffenheit und zu vielen Pausen oder Gesprächsstopps. Hier finden sich Aussagen wie „Man ist nicht so viel gelaufen in den 2(,5) Stunden“, „Das kalte Wetter“ oder „Zu schneller Gang.“

     

    Was heißt das nun für das Führungsangebot des Nationalparks? Mit welchen Herausforderungen müssen die Rangerinnen und Ranger tagtäglich umgehen?

    In der Gesamtschau hat diese Befragung gezeigt, dass an die Rangerinnen und Ranger vielfältige Erwartungen gestellt werden und sie auf die Bedürfnisse der einzelnen Gruppen individuell und sehr flexibel eingehen müssen. Obwohl die Gruppen und die Rahmenbedingungen jeden Tag anders sind, erfüllen die Rangerinnen und Ranger diese Erwartungen offenbar ausgezeichnet. Die Besuchenden sind äußerst zufrieden mit den Führungen und empfehlen sie uneingeschränkt weiter. Das zeugt nicht nur von einer hohen fachlichen Kompetenz, sondern auch von einer großen Flexibilität und dem aufmerksamen Eingehen auf die Bedürfnisse und Fragen der jeweiligen Gruppe.

     

    Zum Schluss noch einige Infos zu den Befragten

    Die Führungen werden von allen Altersklassen gut angenommen. Besonders häufig sind in unserer Umfrage die Altersklassen zwischen 46 und 65 Jahren und die Unter-25-Jährigen vertreten. Neben Einheimischen und Tagesgästen besuchen auch Urlaubsgäste (17 Prozent) die Führungen. Gut die Hälfte der Teilnehmenden nimmt einen längeren Anfahrtsweg mit mehr als 45 Minuten Fahrzeit in Kauf. Viele sind mit einer Gruppe unterwegs, z. B. im Rahmen eines Vereins- oder Betriebsausflugs (37 Prozent). Rund 8 von 10 Personen besuchten die Führung zum ersten Mal.

    Um die Naturverbundenheit zu messen, haben wir eine Skala von 1 bis 7 gewählt, auf der die Schnittmenge von „Natur“ zu „Ich“ immer größer wird. Mit einem Mittelwert von 5,12 zeigten die Befragten einen vergleichsweise hohen Wert, sie fühlen sich der Natur also stark verbunden. Diese Naturverbundenheit hängt signifikant mit folgenden Motivationen zusammen, an der Führung teilzunehmen: „Etwas über heimische Tier- und Pflanzenarten lernen“ Rs .246** und „Wildnis erleben“ Rs .130*. Das heißt, je eher die Besuchenden durch diese Besuchsgründe motiviert sind, desto verbundener fühlen Sie sich auch mit der Natur - oder umgekehrt!

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    Susanne Berzborn

    Dr. Susanne Berzborn

    Soziokulturelles Monitoring, Wahrnehmungen und Akzeptanz

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    Dr. Mareike Garms

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